Schlüsselfertig: Roman (German Edition)
anscheinend jemanden heiß gemacht (die reale dagegen hat nur die Wespen angelockt). Starke Hände greifen von hinten um meine Wespentaille (wozu Assoziationen aus dem wahren Leben nicht alles führen können), umschlingen meinen trainierten Körper, streicheln über meine straffen Schenkel, wandern hoch zu meinen festen Brüsten. Ich stöhne leicht auf, als sich eine Zunge sanft in mein Ohr schiebt. Komisch, denke ich noch kurz, es ist doch Samstag, früher Abend, da guckt Heiner doch immer Sportschau. Dann gebe ich den fordernden Küssen auf meinen Hals nach, drehe ich mich um – und sehe Herrn Wesseltöft!
So weit ist es also gekommen. Fast hätte ich im neuen Fertighaus mit einem nahezu fremden Mann Sex gehabt! Das Erschreckende daran: Es hat mir gar nichts ausgemacht, dass es nicht Heiner war. Im Gegenteil: Ich war fast erleichtert, dass er es nicht war. Sollte ich nicht Reue fühlen? Scham? Stattdessen fühle ich mich einfach nur wohl. Bin scharf. Mache die Augen zu. Und träume weiter – doch diesmal überlasse ich nichts dem Zufall. Vorher überprüfe ich kurz meine imaginäre Unterwäsche: Winzige Dessous aus teurem Nichts, die wunderbar sitzen, schließlich sind wir hier nicht in einer weltlichen Umkleidekabine.
Herr Wesseltöft packt mich mit seinen starken Armen, hebt mich hoch – er scheint keinerlei Rückenprobleme zu haben, solche Männer findet man heutzutage selten – und trägt mich ins Schlafzimmer. Moment, woher weiß er eigentlich, wo das Schlafzimmer ist? Schlafwandlerischer Instinkt? Steht das etwa im Drehbuch? Ach, nein, schon klar, er hat mir das Haus ja verkauft. Er legt mich aufs Bett, beugt sich über mich, küsst mich feucht und tief, reißt sich dann das Hemd vom Leib und wirft sich mit entblößter Brust auf mich, dass mir einen kurzen Moment die Luft wegbleibt. Das müssen wir noch üben. Naja, ist ja unsere erste gemeinsame Erotik-Phantasie. Da darf man wohl nicht zu viel erwarten.
Wir rollen zur Seite, ich beginne, seinen muskulösen Oberkörper zu streicheln. Der hat ja Brusthaare, wie süß! Ich ziehe daran, zwirbele ein paar zu kleinen Zöpfen. Das macht Spaß. Als ich seine Brustwarzen leicht antippe, zuckt er zurück, so leicht ist er dort reizbar. Ein Mann mit mehr als einer erogenen Zone – eine interessante Laune der Natur.
Ich arbeite mich zur Erregung in der Körpermitte vor, die mir schon auf halben Weg entgegen kommt. Wirklich beeindruckend. Mangels brauchbarem realen Vorbild aus näherem Bekanntenkreis greift meine Vorstellung auf Second-Hand-Eindrücke aus dem Sexshop zurück, in den es mich einmal verschlug; deshalb sieht das, was ich nun in der Hand habe, etwa so aus wie der zweitgrößte Beate-Uhse-Dildo in karibikblau und fühlt sich nach warmem Silikon an. Herr Wesseltöft drängt sich wieder auf mich, diesmal vorsichtiger, ich kann weiter atmen, beginne aber auch zu stöhnen. Das ist ganz schön scharf! Weniger scharf dagegen ist der Ausblick über die Schulter meines neuen Dreamlovers durch das Schlafzimmerfenster. Direkt auf den Opelparkplatz. Ich mache mir gedanklich eine Notiz: Unbedingt Vorhänge kaufen.
In der Schublade von Heiners Nachttischchen finde ich eine angebrochene Packung Kondome, die ich jetzt sehr gut gebrauchen kann. (Moment: Wozu braucht Heiner eigentlich Kondome?) Ich versuche, Herrn Wesseltöft eines mit dem Mund über seine karibikblaue Pracht zu rollen. In einer Frauenzeitschrift habe ich mal gelesen, dass das geht. Man nimmt einfach das Gummi in den Mund, dreht es sich zurecht und streift es mit den Lippen über den Penis. Die Anleitung klang ganz einfach und sehr überzeugend. Mit der Umsetzung hapert es ein wenig. Ich komme mir vor, als hätte ich Weingummis aus Versehen mitsamt Tüte in den Mund gesteckt. Und ich kann noch so sehr darauf rumlutschen, ich finde einfach nicht heraus, wie ich es drehen muss, um es abrollen zu können. Wenn das schon in meinen erotischen Phantasien nicht klappt, wie soll das denn erst im Erlebnisfall funktionieren?
Herr Wesseltöft gibt mir einen langen Zungenkuss, fischt dabei das Kondom aus meinem Mund und rollt es sich ordnungsgemäß über. Dann knabbert er sich an meinem Bein entlang hoch und bringt sich in Stellung. Gleich ist er in Position und wird in mich eindringen – kein unangenehmer Gedanke. Ich räkele mich ein wenig, um noch bequemer zu liegen. Sein Schwanz nähert sich, ich fühle schon ein leichtes Kitzeln –
– AUA! Verdammt noch mal!
Uiiiuiiiiiiiiiii, arrrrgh, tut das weh!
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