Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
Vom Netzwerk:
laut. Alles war zu laut. Aber sie sah Valender Beazeley lächeln. Und zu ihr deuten.
    Welcher Dschinn spielte ihr Streiche? Was hatte das zu bedeuten?
    Mit einem Mal wurde sie sich ihrer Spitzenwäsche bewusst, fühlte sich unwohl darin, präsent – so, als würde jedermann sehen, was sie unter Kleid und Mantel trug –, und erst mit Verzögerung wurde ihr klar, dass sie die Situation möglicherweise von Anfang an falsch ei n geschätzt hatte. War es vielleicht gar nicht ihr Körper, den er wollte?
    „ Cera“, rief Valender ihr zu und wuchtete den Rollstuhl mit Mühe durch den Kies. Er lächelte breit und herzlich, und plötzlich erinne r te nichts an ihm mehr an den spröden, schlecht gelaunten Buc h händler. „Guten Tag. Schön, dass du gekommen bist. Ich möchte dir meine Schwester vorstellen.“
    Das kurze Verengen seiner Lider bei diesen Worten entging ihr nicht. Für einen Sekundenbruchteil bekam sein Lächeln einen Krampf und in seinen Augen stand eine Frage. Cera verstand das nicht, aber ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Valender hob kurz den Hut. Im Sonnenschein fiel ihr erstmals auf, dass sein mischblondes Haar von rötlichen Strähnen durchzogen war. Sie b e grüßte ihn mit einem förmlichen Handschütteln und legte der jungen Frau im Rollstuhl, die sie anstrahlte, aber keine Anstalten zu einer Begrüßung machte, die Finger auf den Handrücken.
    „ Guten Morgen, Miss Beazeley. Wie geht es Ihnen?“
    „ Ihr Name ist Melissa“, sagte Valender. „Und du musst verzeihen, dass sie dir nicht antworten wird. Sie spricht nicht mehr.“
    Melissa strafte seine Worte Lügen, indem sie die Nase krauszog und mit beiden Augen zwinkerte, was ihrem Lächeln etwas Herzl i ches und sehr viele Worte gab.
    „ Du wunderst dich vielleicht, warum ich sie mitgebracht habe“, fuhr Valender fort. Cera musste sich eingestehen, dass sie sich kein bisschen wunderte, sondern bloß erleichtert war. Offenbar wollte er wirklich nichts ander e s von ihr, als dass sie tanzte.
    „ Ich musste befürchten, du würdest nicht kommen, wenn ich ve r raten hätte, worum es mir ging. Offenbar habe ich dich falsch eing e schätzt.“ Sein Blick ruhte auf Ceras Hand, die in Melissas Händen lag, damit diese ihre opalisierenden Fingernägel aus Perlmutt unte r suchen konnte. Als Melissa versuchte, die schimmernde Farbe abz u kratzen, griff er sanft aber bestimmt ein und löste ihre Finger von Ceras.
    „ Sachte, sachte“, mahnte er Melissa und sah Cera entschuldigend an. „Sie versteht nicht, dass es manchen unangenehm ist, angefasst zu werden, und sie weiß nicht, wann Berührungen schmerzhaft we r den. Manchmal verwechselt sie einen harmlos gemeinten Kuss mit einem Biss. Sie meint es nicht böse, aber man muss ein wenig vo r sichtig sein. Lasst uns gehen.“
    Cera lag die Frage auf der Zunge, was mit Melissa passiert war, ob sie so geboren war. Doch wie Melissa nicht wusste, wann Berühru n gen schmerzten, so verstand Cera oft nicht, wann Worte es taten. Besser, sie war still.
    „ Sie liebt Puppen, Tanz und Theater“, sagte Valender, während sie nebeneinander durch den Park gingen, „aber ich schaffe es nur se l ten, ihr das zu ermöglichen.“ Er musste sich mit dem Rollstuhl abr a ckern, die Räder sackten tief in den Kies. Melissa wurde durchg e schüttelt, aber das schien ihr zu gefallen, sie lachte lautlos und mit weit geöffnetem Mund.
    „ Sie sollten zusammen in eine Vorstellung kommen“, schlug Cera vor. „Das Keyman Theatre hat ein Dutzend Puppen, etliche mech a nische Tiere und die schönsten Kulissen der Stadt.“
    Mit einem Lidschlag schlug Valenders Miene um. „Und sie lassen sie nicht rein.“
    „ Wie bitte?“
    „ Du hast mich doch verstanden. Alle Theater der Stadt untersagen Menschen wie ihr den Zutritt. Nachher kreischt sie noch während der Vorstellung auf und belästigt die anderen Gäste. Wo kämen wir denn da hin!“ Er stieß ein ironisches Lachen durch die Nase.
    Betroffen senkte Cera den Blick. „Das tut mir leid. Ich wusste das nicht.“
    Er winkte mit einer Kopfbewegung ab. „Schon gut. Wenn ein Wanderzirkus in der Stadt ist, gehe ich mit ihr hin. Dort ist man w e niger genau.“
    Sie verkniff sich den Kommentar, dass man in Zirkussen oft auch weniger genau war, was die Rechte der Puppen betraf. Melissa win k te einem Paar, das ihnen entgegen kam. Der Mann sah von der Frau im Rollstuhl zu Cera und schüttelte den Kopf. Die Frau drehte ihren Parasol so, dass sie Melissa nicht ansehen

Weitere Kostenlose Bücher