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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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genau das nicht. Ihr weit aufgerissener Blick gab ihr den winzigen Vorteil, den sie brauchte. Sie stieß ihm die ausgestreckten Finger in die Lider und stemmte ihre Fersen in den Boden, um die Hüften hochzuwerfen. Der Mann kippte nach vorn und seine Hand rutsche von ihrem Mund. Sie schrie in Todesangst in die Stille hinein und drückte ihre Perlmuttnägel mit aller Kraft in seine Augenhöhlen. Sein Schrei war ein Gurgeln, ein Faden Speichel troff ihm aus dem Mund ins Gesicht. Das Messer verfehlte ihre Brust und fuhr wenige Zentimeter über ihrer Schulter in den Kies. Blitzschnell packte sie seinen linken Unterarm mit beiden Händen, nutzte ihn wie einen Hebel und warf den Kerl seitlich von sich. Immer noch stöhnte er vor Schmerzen und rieb sich mit den Knöcheln der menschlichen Hand über die Augen. Doch ehe sich Cera von ihm fortrollen und aufspringen konnte, fasste er sich wieder und packte mit der mech a nischen Hand nach ihrem Handgelenk. Cera schrie vor Schmerz, als scharfkantiges Metall ihre Haut aufschlitzte. Ihr Körper agierte u n bewusst ohne ihr Zutun. Mutig durch Verzweiflung holte sie aus und donnerte dem Angreifer die Stirn vor die Nase. Mit der freien Hand riss sie gleichzeitig das Messer aus dem Kies und rammte es ihm in den Oberarm. Sie hörte den Stoff reißen, dann platzte die Haut unter der scharfen Klinge und irgendwo tief aus seinem Arm kam ein Knirschen, als das Messer über den Knochen schabte. Sie zog es zurück – Blut spritzte bis in ihr Gesicht – und schlug es erneut in sein Fleisch. Das Blut tränkte sein Jackett und sickerte über ihre Hand. Sie spürte es auf den Lippen. Aber immer noch war da dieser reißende Schmerz, der sich wie eine Schelle aus Feuer um ihr Han d gelenk wand. Cera drehte das Messer im Oberarm des Mannes um. Und endlich, endlich ließ er ihren Arm los. Ihr blieb die Geistesg e genwart, das Messer in der Hand zu behalten, statt es in seinem Arm stecken zu lassen. Zusammengekrümmt fasste er in die klaffe n de Wunde und ballte seine mechanische Faust. Die Gelenke quietschten und schmatzten unter dem abnormen Fleisch. Sie e r haschte einen letzten Blick auf ein kalkweißes Gesicht mit tiefen, grünlich grauen Ringen unter den himmelblauen Augen. Er war es, eindeutig! Der Mann aus dem Ten Bells, der sie beobachtet und kurz darauf telef o niert hatte! Sie sah, wie er schwankte, und dann warf sie sich herum und sah nur noch Hecken, endlose Hecken, die die Wege säumten, auf denen sie floh.
     
    ***
     
    „ Was ist passiert?“
    Valender befand es nicht für nötig zu fragen, ob etwas geschehen war. Er sah es Cera an. Sie schüttelte den Kopf, senkte den Blick unter dem dichten Fächer ihrer Wimpern, aber er hatte genug ges e hen. Als er die Bar betreten und die Tür ins Schloss hatte fallen la s sen, hatte sich ihr gehetzter Blick trotz der verrauchten Luft durch das ganze Lokal in seine Augen gefressen wie ein Spritzer Säure. Er fühlte es brennen, und war nicht bereit, sich abspeisen zu lassen.
    Sie hatte sich verändert.
    Nicht äußerlich. Ihr Make-up war perfekt, das braune Haar zu e i nem straffen Knoten hochgesteckt, allenfalls ein wenig strenger als sonst. Statt Röcken trug sie heute eine lederne Hose, die sie in Stiefel mit klobigen, messingbeschlagenen Sohlen und hohen Absätzen g e steckt hatte – das waren eher Waffen als Stiefel. Aber das war es nicht, was sie so veränderte. Was dann?
    „ Etwas stimmt mit dir nicht“, beharrte er und lauschte auf ihr Schweigen, während die Bedienung ihm eine Pinte Bier auf den Tisch knallte, dass der Schaum über die Ränder des Kruges schwappte. Das Mädchen ließ eine abfällige Bemerkung über das Dandy-Pärchen am Nebentisch zurück, das sich schwülstige Liebe s bekundungen zuraunte, und watschelte davon.
    „ Und ich rate dir, offen zu mir zu sein, Cera“, sagte Valender, „denn wenn wir mit Geheimniskrämerei anfangen, die den Fall b e treffen, arbeite ich nicht weiter für dich. Möchtest du allein zu Mrs Macallistors Empfang gehen?“
    Erschrocken sah sie ihn über den Tisch hinweg an, und im gle i chen Augenblick tat es ihm unsagbar leid, Druck auf sie ausgeübt zu haben. Sie war viel zu zierlich für diese Art von Druck. Heute, in Hosen und schweren Stiefeln, fand er erstmals, dass sie zerbrechlich wirkte. Was war nur geschehen?
    „ Ach Mist“, murmelte er, trank einen tiefen Schluck Bier und starrte in den Schaum, als stünde eine Antwort darin. „Das hab ich nicht so gemeint. Verzeih.“
    Sie

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