Schlüsselspiele für drei Paare
er es herab und griff dann nach ihrer Unterwäsche.
»Ich schreie um Hilfe!« keuchte Julia und hieb mit den Fäusten gegen Ostras Brust. »Lassen Sie mich los! Loslassen, Sie Schwein!«
»Hilferufe wird niemand beantworten«, sagte Ostra. Mit der Stärke und Größe seines Leibes drängte er Julia zum Bett. Er schob sie vor sich her, so sehr sie sich auch dagegen stemmte und gegen seine Schienbeine trat. »Unsere Freunde sind viel zu angenehm mit sich selbst beschäftigt. Nun zier dich nicht, Süßes. Wozu bist du denn gekommen?«
»Wegen Musik … Theater … Wanderungen … Geselligkeit …« Julia war dem Weinen nahe. Sie fühlte die Bettkante an ihren Kniekehlen und die Bemühungen Ostras, sie nach hinten zu drücken, damit sie ins Bett fiel.
»Und hat sich nicht alles erfüllt?« Ostras Stimme war dunkel und singend. Jede Frau hätte er damit betört, nur nicht Julia in dieser Angst und Not. »Musik ist in unseren Herzen, wenn wir uns lieben … Theater machst du, aber ich durchschaue dich, du bist so eine, die erobert werden will … Wanderungen – wenn wir uns in den Armen liegen, werden wir vom ersten bis zum siebenten Himmel wandern. Und Geselligkeit. O Häschen, darum bemühe ich mich ja gerade!«
Ostras Mund wurde hart. Seine Augen blickten kalt. Julia sah diesen Blick und wußte, daß es kein Entrinnen gab. Voller Entsetzen sprang ihr Mund auf.
»Hilfe!« schrie sie hell. »Hilfe! Ernst! Ernst!«
Ostra verschloß ihr den Mund mit seiner Hand. Sie biß in seine Handfläche, sie kratzte und hieb um sich, aber sein Gewicht war stärker, er drückte sie aufs Bett und preßte ihr fast den Atem ab …
Als der Morgen dämmerte, lag sie verkrümmt unter der Daunendecke und weinte. Ostra stand am Waschbecken und machte sich frisch.
»Ich werde Ernst nie mehr ansehen können«, sagte sie schluchzend. »Es ist vorbei, alles vorbei.«
»Das ist eine falsche Einstellung, Kleines.« Ostra ging zum Bett zurück, goß ein Glas Sekt ein und stützte Julias Kopf. Wie eine Schwerkranke schlürfte sie den Sekt und sank dann zurück. Ihr schönes, noch kindliches Gesicht war aufgedunsen vom Weinen. »Dein Ernst spielt auch keinen Skat mit Rita.«
»Das ist ja alles so schlecht, so schlecht und gemein.«
»Man gewöhnt sich daran, Kleines. Als ich meinen ersten Whisky trank, habe ich ihn ausgespuckt. Wir waren deutsches Bier und klaren Korn gewöhnt. Whisky, das schmeckte wie ein fauler Lederlappen. Aber jetzt trinke ich noch vor dem Aufstehen ein Glas Bourbon, sonst beginnt der Tag gleich mies. Man gewöhnt sich an alles. Unser Leben ist so trist, daß es sich nicht lohnt, es auch noch mit Moral zu verwässern. Wenn man sich das zur Lebensaufgabe macht, ist es gleich, in wessen Bett man liegt, wenn man nur nicht allein liegt.«
»Schrecklich!«
Ostra lächelte und streichelte Julias Körper. Schluchzen schüttelte sie wieder, Verzweiflung darüber, daß nun ein anderer Mann das Recht hatte, sie so anzufassen.
»Ich will Sie nie wiedersehen!« sagte sie.
»Ich liebe dich doch. Ich liebe dich.«
»Sie sind ein Lump! Ein ganz gemeiner Lump! Sie haben es ausgenutzt, daß ich betrunken und hilflos war.«
»Ich liebe dich, Julia. Verdammt, das habe ich selten gesagt, und meistens war es eine Lüge. Dieses verdammte Schlüsselspiel hat wie ein Abenteuer begonnen, aber dann, später … glaube es mir … ich liebe dich wirklich.« Ostra strich ihr die blonden Haare aus dem verquollenen Gesicht. Was er jetzt sagte, war keine billige Täuschung mehr, keine Beruhigung des unter seinen Händen zerbrochenen Mädchens; es war genau das, was er dachte und empfand. Er hatte etwas in sich entdeckt, was er längst als abgestorben betrachtet hatte: sein Herz. Ein angenehmes, seltenes Glücksgefühl durchströmte ihn. »Ich habe in Buenos Aires ein kleines Vermögen auf der Bank. Im Inneren Argentiniens gehört mir eine Hazienda mit 5.000 Kühen und 1.000 Hektar Land. Was ich gegenwärtig tue … reden wir nicht darüber. Aber ich würde mit dir ein neues Leben anfangen. Komm mit hinüber nach Argentinien.«
»Ich hasse Sie!« Julia richtete sich auf und drückte die Daunendecke gegen ihren nackten Körper. »Und Rita, Ihre Frau?«
»Rita ist nicht meine Frau. Sie ist ein berechnendes kühles Raubtier. Sie weiß, daß eines Tages alles zu Ende ist mit uns, und sie hat sich darauf eingestellt.«
»O Gott, wie ist das alles gemein!«
»Soll ich mit deinem Mann sprechen?«
»Lassen Sie Ernst in Ruhe!« Julia sprang aus dem
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