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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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als diesen Bunker, in dem Ostra dann bleiben mußte, bis ihn die Polizei abholte.
    Nur zwei Schritte zurück und Tür zu …
    Aber Volbert tat es nicht. Er war zu feige dazu. Und er dachte an die Bilder, die man dann sehen würde, und an den Zusammenbruch seiner mühsam aufgebauten, schönen, bürgerlichen Welt, die nach außen hin als so vorbildlich galt.
    Ostra kam zurück, sein Lächeln war satanisch. Er trat hinaus in den Flur. Zu spät, dachte Volbert. Ja, nun ist es zu spät. Mit einem dumpfen Knall schloß sich die schwere Bunkertür.
    »Fünfzig Stück!« sagte Ostra und legte den Arm um Volberts Schulter. »Ich sehe, es ist ein Kinderspiel, hier einen Karton mit fünfzig Dingern verschwinden zu lassen. Du bist wirklich ein lieber Freund.« Er tätschelte Volbert den Rücken. »Ich würde dir sonst Rita sicherlich nicht gönnen.«
    Volbert nickte. Rita, dachte er. Mein Gott, welch Teufelskreis! Liebe, Pflicht, Angst, Sehnsucht, Gewissen, Ehre … alles wird ein Brei, den ich hinunterschlucken muß.
    »Komm«, sagte er tonlos und steckte die Bunker-Schlüssel ein. »Eva wartet mit dem Essen. Es gibt frische Austern aus der Normandie …«
    »Delikat!« Ostra hüpfte die Betontreppen hinauf in die untere Halle des Verwaltungsgebäudes. Dort war nächtliche Dunkelheit. »Wenn ich dir einen Rat geben darf, Friedrich«, sagte er zu Volbert, der auf ihn zutappte: »Verkauf das Haus in Grünwald, löse alle Konten auf und hau ab, irgendwohin. Mit dem Vermögen kannst du sorglos leben. Und wenn du willst … ich gebe dir Rita auch noch als Sonderhonorar mit … Das ist ein Vorschlag unter besten Freunden.«
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte Volbert heiser. »Und nun komm, die Austern warten.«
    Der Nachtportier grüßte wieder stramm, als der Herr Direktor das Werk verließ. Dann rollte das schwere Tor zu. Feierabend. Wenn alle Menschen ahnten, wie unruhig sie schlafen müßten!

Die Aussprache mit Ernst Fallers war schrecklich.
    Pater Hall hatte mit ihm geredet, und Fallers hatte ihm zugehört, erstarrt, später sich selbst anklagend, am Ende wie ein krankes Tier.
    »Ich sehe meine Schuld«, sagte er nach zwei Stunden. Er sah aus wie aus dem Wasser gezogen. »Aber es kann mir keiner übelnehmen, wenn ich diesen Ostra umbringe.«
    »Was wäre damit gewonnen?« fragte Pater Hall. »Soll Julia einen Mörder heiraten?«
    »Das wäre eine Affekthandlung, Hochwürden.«
    »Jetzt nicht mehr, da Sie mir das vorher sagen.« Pater Hall schüttelte den Kopf. »Sie haben Julia zu dieser Party mitgenommen.«
    »Ich wußte ja nicht, was ich dort antraf.«
    »Aber Sie wußten es spätestens dann, als dieses Schlüsselspiel gespielt wurde.«
    »Da war ich schon betrunken.«
    »Ist das eine Entschuldigung?« donnerte Hall. Oh, er konnte laut sein, der Jesuitenpater. Er konnte brüllen, daß die Scheiben klirrten. Gott braucht manchmal Posaunen.
    Ernst Fallers zuckte zusammen. »Nein, Hochwürden«, sagte er leise. Er erhob sich von dem Stuhl, der oft Trost, aber auch manchmal Anklage gesehen hatte. »Ich werde mit Julia über alles sprechen. Morgen schon.«
    Pater Hall nickte. Man hatte sich im Weinkeller getroffen und war dann hinausgefahren nach Gauting. Schon bei den ersten Sätzen hatte Hall gesehen, daß Fallers nicht zwischen zwei Schoppen Wein zu überzeugen war. Und in einem Weinkeller brüllen?
    »Sie werden sie schnell heiraten.«
    »Ja, das verspreche ich.«
    »Und das Kind ist euer Kind! Ihr werdet es lieben, denn es entstand in der Freude, die ihr suchtet! Oder hatten Sie keine Freude mit dieser Rita?«
    Ernst Fallers senkte den Kopf. »Ja«, sagte er ganz leise. »Hochwürden … es ist zum Kotzen …«
    »Zum Kotzen ist die menschliche Feigheit vor Konsequenzen.« Pater Hall brachte Ernst Fallers bis zur Straße. Dort stand ein kleiner Wagen, den sich Fallers erspart hatte. Winterreifen hatte er sich gekauft – sie waren teurer als der ganze Wagen gewesen. In den Wintersport wollte er mit Julia über Weihnachten und Neujahr fahren. Nach Garmisch. In eine kleine, billige, aber blitzsaubere Pension, wo man so verschwiegen glücklich sein konnte.
    Fallers atmete stöhnend auf. Pater Hall sah ihn von der Seite an. »Vergebung ist die größte Tugend«, sagte er. »Christus segnete vom Kreuz die, die ihn töteten.«
    »Es ist nicht jeder ein Christus«, stöhnte Fallers.
    »Aber wir leben in seinem Geist. Sie lieben Julia doch.«
    »Wie nichts auf der Welt, Hochwürden.«
    »Und da machen Sie es sich so schwer?

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