Schluss mit dem ewigen Aufschieben
waren, zu distanzieren. Selbstkontrolle werden
Sie auch dann ausüben müssen, wenn Ihnen etwas dazwischen kommt. Dann ist es wichtig, bei dem einmal gefassten Plan zu bleiben,
die Störung als solche wahrzunehmen, ihr aber nicht zu folgen. Durch klare Arbeitsschritte und deutliche Zielvorgaben wird
es Ihnen wesentlich leichter fallen als bisher, bei der Sache zu bleiben, auch wenn unverhofft das Telefon klingelt oder wenn
die Unlust Ihnen zum Fernsehen rät. Im Übrigen haben Sie bereits gelernt, wie Sie diesen Störenfrieden das Wasser abgraben
können: indem Sie sich anhand der oben vorgestellten Strategien der Rational-Emotiven Therapie fragen, ob Sie wirklich müssen,
jetzt und sofort.
Tipp: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich aufdrängende Impulse, die Sie von Ihrem Vorhaben ablenken, in Ihr bereitliegendes
Veränderungslogbuch einzutragen. Praktizieren Sie für zwei Minuten die Rational-Emotive Therapie und fragen Sie sich, ob das,
was der Impuls Ihnen sagt, wahr ist.
Ist es wahr, dass Sie jetzt Fernsehen
müssen
? Nein, Sie
denken
nur, dass Sie es müssen, um von Ihrem Projekt Urlaub nehmen zu können. Das Telefon klingelt.
Müssen
Sie rangehen? Falls Sie es tun,
müssen
Sie jetzt ein langes Gespräch führen? Warum den Anrufer nicht auf später vertrösten? Natürlich meldet sich der alte Aufschiebeimpuls.
Aber
müssen
Sie ihm nachgeben? Nein, Sie müssen nicht, Sie könnten sich höchstens dafür entscheiden. Warum jedoch sollten Sie das tun,
jetzt, wo Sie mitten in etwas ganz anderem stecken? Sie können dem alten Fluchtgedanken entgegenkommen, indem Sie ihn notieren
und sich ihm ein andermal zuwenden. Den Zeitpunkt bestimmen dann allerdings Sie.
Durch dieses ständige Hinterfragen können Sie Ihre Gedanken kontrollieren. Ihre Gedanken wiederum bestimmen Ihre Gefühle,
also können Sie Ihre Gefühle kontrollieren. Je beiläufiger Sie darauf |233| reagieren, dass sich störende Gefühle einstellen, desto leichter wird es Ihnen fallen, sie zu kontrollieren. Erinnern Sie
sich: Mit Ihrem Vorhaben, das Aufschieben zu reduzieren oder zu beenden, haben Sie sich dafür entschieden, einer Gewohnheit,
die sich gefühlsmäßig richtig anfühlt, etwas Neues entgegenzusetzen, was Ihnen zunächst unvertraut ist und wie falsch vorkommt.
Wenn Sie mit Ihrem Auto nach England fahren, dann werden Sie sich an den Linksverkehr gewöhnen müssen, aber anfangs wird sich
alles falsch anfühlen. Ihrem Impuls, auf die gewohnte Fahrbahnseite zu wechseln, sollten Sie allerdings besser nicht nachgeben.
Es wird also von Ihnen erwartet, dass Sie eine Zeit lang die Anstrengung auf sich nehmen, bewusst und willkürlich entgegen
einem vertrauten und erneut angeregten Gefühl zu handeln. Angemessene Ziele definiert zu haben, die durch überschaubare kleine
Schritte erreichbar sind, ist eine wunderbare Hilfe dabei, diese Selbstmanagementleistung zu erbringen.
Wieder können Ihnen auch Visualisierungen helfen: Stellen Sie sich abends vor dem Einschlafen wiederholt vor, wie Sie in kritischen
Situationen einer Versuchung widerstehen. Sehen Sie sich selbst dabei zu, wie Sie souverän das störende Gefühl bemerken, den
Impuls wahrnehmen, über beide einen kurzen Eintrag in Ihr Veränderungsjournal machen und dann ungerührt mit der nur minimal
unterbrochenen Tätigkeit fortfahren. Stellen Sie sich selbst als Odysseus vor, der sich an den Mast fesseln ließ, um den einzigartigen
Lockgesang der Sirenen zwar zu hören, aber gleichzeitig dafür Vorsorge getroffen hatte, ihm keinesfalls zu folgen.
Sie können auch Ihren Willen trainieren, um die erforderlichen Versagungen unmittelbarer Triebbefriedigung besser ertragen
zu können und das einmal als richtig Erkannte auch unabhängig von situativen Versuchungen zu tun. Mehr darüber erfahren Sie
im Kapitel
Wo ein Wille ist, kann ein Weg entstehen.
Selbstkontrolle hat eine strategische und eine taktische Seite. Strategisch entschärfen Sie mit dem RET-Vorgehen irrationale
Haltungen, die Ihren Veränderungsprozess stören. In ganz konkreten Situationen, in denen die Versuchung wie der kleine Hunger
kommt, setzen Sie RET-Instant ein und befragen sich bei jedem aufdrängenden Impuls, ob Sie sich dafür entscheiden wollen,
ihm jetzt nachzugeben.
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Selbstbewertung
Der Ausdruck Selbstbewertung bedeutet nicht, dass Sie wie früher Ihr ganzes Selbst mit einer globalen Note versehen. Gemeint
ist, dass Sie selbst sich am Ende einer
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