Schluss mit dem ewigen Aufschieben
durch |79| Abwarten allein bekommen Sie auch keine größere Motivation. Um die gegenwärtige Unlust zu überwinden, machen Sie sich Druck
und sagen zu sich: »Nun komm schon, stell dich nicht so an«. Die unangenehme Spannung steigt, Druck erzeugt wieder einmal
Gegendruck. Ihre Gedanken kreisen nun um diesen spannungsgeladenen inneren Kampf zwischen Annäherung und Vermeidung. Sie sagen
sich, dass Sie erst einmal eine Tasse Kaffee brauchen und gehen aus dem Feld. Diese Aktion nützt Ihnen leider nichts, da geringfügige
Veränderungen diesen Konflikt nur aufschieben, wie Sie ja bestens wissen.
Aus dem Gleichgewicht geraten
Vor dem Beginn des Vorhabens befanden Sie sich in einem inneren Gleichgewichtszustand. Alle Lebewesen sind bestrebt, solche
Gleichgewichtszustände aufrechtzuerhalten, das ist eine primäre Motivation. Halt, werden Sie sagen, aber ich bin doch mit
meiner Trägheit nicht zufrieden und will meine Sachen doch machen. Nun, Sie dürfen einen Gleichgewichtszustand nicht verwechseln
mit einem zufriedenen Zustand. Ein Gleichgewicht stellt sich auch ein zwischen Spannungen (wie zum Beispiel einer Angst vor
einer peinlichen Beschämung, wenn man Sie bei der Erledigung des aufgeschobenen Anrufs fragt, wieso Sie sich erst jetzt melden)
und aktiven Kräften mit hoher Intensität (zum Beispiel dem Wunsch, die Sache endlich vom Tisch zu bekommen). Das Vorhaben
(Ihr Anruf) hat für Sie eine bestimmte Bedeutung und einen Aufforderungscharakter. Je nachdem, wie stark sich das Vorhaben
mit der Befriedigung von Bedürfnissen verknüpft (oder gar damit identisch ist), desto spürbarer wird für Sie der Wunsch nach
Annäherung oder Vermeidung. Sind beide gleich stark ausgeprägt, entsteht ein Konflikt. Dieser endet, wenn eine Tendenz sich
durchsetzt oder Sie sich durch Flucht der Situation entziehen.
Was Sie mit Ihrem Entschluss, das aufgeschobene Vorhaben auszuführen, bewirkt haben, ist eine Änderung des vorher bestehenden
Gleichgewichts (in dem Ihre unangenehmen Gefühle über das Aufschieben ihren festen Platz hatten). Durch Ihren Entschluss wird
der Konflikt zwischen Annäherung und Vermeidung neu belebt und erfüllt Sie mit Konfliktspannung. Wenn Sie jetzt nicht aufpassen,
setzt sich die Tendenz durch, diesen unangenehmen Zustand erneut |80| durch Flucht zu beenden. Die Aufgabe zu erledigen, wäre eine andere Möglichkeit.
Wenn Sie Ihr Aufschieben nachhaltig überwinden wollen, dann werden Sie sich für eine bestimmte Zeit vorübergehend
schlechter fühlen
als vorher. Das wird ein Zeichen dafür sein, dass es anfängt Ihnen
besser zu gehen,
denn Sie werden Ihre Energie dann nicht mehr der weniger wichtigen Aufgabe widmen, Unlust zu vermeiden, sondern sich darin
trainieren, Unlust in kleinen Portionen zu ertragen und zu überwinden. Die Strategien und Tipps im dritten Teil des Buches
werden Ihnen dabei helfen, die Unlust von Anfang an eher unter dem Pegel zu halten, den Sie gewohnt sind oder befürchten.
Außerdem können Sie mit neuem Schwung und neuen Fertigkeiten der Konfliktspannung besser entgegentreten.
Zusammenfassung
Motivationslosigkeit wird häufig als Grund für das Aufschieben genannt. Damit Sie motiviert handeln, müssen Sie durch für
Sie wichtige Motive dazu angeregt werden, relevante persönliche Ziele zu erreichen. Weiterhin ist es erforderlich, dass sich
bei Ihnen positive Gefühle hinsichtlich Ihrer Aufgabe einstellen, sich eine günstige Situation zum Handeln bietet und Sie
sich von Ihrem Vorhaben auch Erfolg versprechen. Falls Sie dann auch noch die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten
zur Erledigung eben dieser Aufgabe mitbringen – sich also weder über- noch unterfordert fühlen –, ist Ihre Motivation eigentlich
perfekt. Ihren Erfolg werden Sie auf Ihre Kompetenz oder Ihren Einsatz zurückführen.
Als jemand, der aufschiebt, haben Sie bislang Ihre Motivation zu wenig entwickelt, sind zwischen verschiedenen Motiven im
Konflikt, haben sich die falschen Aufgaben gesucht und es bislang nicht gelernt, Misserfolg realitätsgerecht einzuschätzen.
Sie finden, dass das Leben zu hart und dass es unerträglich ist, immer wieder frustriert zu werden. Das
BAR
-Programm zeigt Ihnen, wie Sie diese Haltungen verändern können.
|81| 5.
Eines Tages komm ich groß raus
Solange Sie aufschieben, kommen Sie nicht in dem Maße voran, wie Sie es sich wünschen. Sie liegen in der seelischen Gosse,
blicken aber auf den Himmel. Dort, in den
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