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Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Titel: Schluss mit dem ewigen Aufschieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Rückert
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hilfsbereit, sondern herabsetzend auf Sie gerichtet ist. Seine Mitteilungen
     schmerzen Sie, und Sie werden danach trachten, sich vor seiner negativen Kritik zu schützen. Viele der Verhaltensweisen, die
     mit dem Aufschieben verbunden sind, haben genau diese Funktion. Sie lenken sich ab, Sie machen etwas anderes, Sie vermeiden
     die Wahrnehmung dessen, was eigentlich Sache ist. Natürlich tun Sie das besonders dann, wenn Sie ohnehin wenig von sich halten
     und eine Bestätigung Ihres vermeintlichen Unwertes fürchten. Ihr niedriges Selbstwertgefühl lässt Sie fürchten, sich wegen
     eines Misserfolgs zu blamieren. Zu dessen Vermeidung setzen Sie Strategien der Selbstbehinderung ein, wie das Aufschieben,
     Trödeln, Vergessen. Durch sie vergrößert sich das Risiko eines Misserfolgs, sodass eine abwärts führende Spirale in Gang gesetzt
     wird.
    Hat Ihr innerer Beobachter hingegen eine rosarote Brille auf, dann werden Sie ein übertrieben positives Bild von sich selbst
     haben. Auch das hat seine Tücken. Um es gegen Kritik zu immunisieren, werden Sie beispielsweise nicht zugeben wollen, dass
     Sie bei irgendeiner wichtigen Sache nicht weiterkommen. Sie werden sich verbeißen, Ihrem Image nachrennen und hektisch, verzweifelt
     und irrational versuchen, die Bedrohung Ihres beschönigten Selbstbildes abzuwenden.
    Sie werden dann vor allem jene Vorhaben aufschieben, die mit sehr wichtigen Aspekten Ihres Selbstbildes und seiner Beziehung
     zu Personen, die Ihnen etwas bedeuten, zusammenhängen. Sie haben Ihrer Tante ein selbst getischlertes Schränkchen zu Weihnachten
     versprochen, Ihre Fans erwarten ungeduldig die Veröffentlichung Ihres ersten Essays in einer großen Wochenzeitung, Ihre Freunde
     rechnen auf Ihre Hilfe bei der Neuanlage des Gartens, seitdem Sie sich als talentierter Hobbygartenarchitekt zu erkennen gegeben
     haben. Aber leider warten alle vergebens, das Aufschieben kam Ihnen dazwischen. Für diese allzu menschliche Schwäche werden
     Sie vielleicht kritisiert |84| werden. Diese Kritik trifft Sie jedoch bei weitem nicht so sehr wie jene, die Sie dann erwarten, wenn Sie ein windschiefes
     Kommödchen geliefert hätten, Ihr Artikel abgelehnt worden wäre oder Sie sich als inkompetenter Landschaftsplaner erwiesen
     hätten. Ihr handwerkliches Geschick, Ihre Formulierungskunst und Ihre außerordentliche Hilfsbereitschaft sind nicht infrage
     gestellt worden. Ihr Image hat keinen Schaden erlitten.
    Durch das Aufschieben sind Sie daran gehindert, die volle Leistung zu bringen. Der große Vorteil liegt darin, dass Sie mit
     Ihren Vorhaben noch nicht wirklich gescheitert sind, Sie könnten noch groß rauskommen. Sie schützen durch das Aufschieben
     also den Mythos Ihres Potenzials. Nach einigen Jahren des Aufschiebens ist bei vielen allerdings dieser Mythos verflogen und
     ein Selbstwertgefühl, das zu schützen wäre, nicht mehr vorhanden.
    Gefahren, die Ihnen drohen
    Welche Situationen fürchten Menschen, die ein Vorhaben, eine Entscheidung oder die Erledigung einer Aufgabe vor sich her schieben?
     Die hauptsächlichen Ängste betreffen:
öffentliche Beachtung,
Bewertung durch andere,
Vergleich mit dem Idealbild, das Sie von sich selbst haben.
    Öffentliche Beachtung
    Die Beachtung durch andere Menschen löst in Ihnen Ängste aus. Diese Ängste haben einerseits zu tun mit der Furcht, negativ
     aufzufallen, kritisiert oder beschämt zu werden, andererseits kann die Aufmerksamkeit anderer aber auch Furcht davor auslösen,
     in ihrer Gegenwart von Gefühlen überwältigt zu werden, die nicht in den Rahmen der Situation passen.
     
    Helmut ist von seinen Geschwistern gebeten worden, anlässlich des 70. Geburtstags seiner Mutter, der groß im Familienkreis
     gefeiert
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werden soll, eine Rede zu halten. An dieser Rede arbeitet er nun schon ewig. Der Tag der Feier rückt näher, und Helmut schreibt
     sein Manuskript immer wieder um. Er streicht manches und arbeitet neue Passagen ein. Irgendwie klingt die Rede nicht gut,
     findet er. Mit innerem Widerstreben zeigt er seiner Frau den Text. Sie findet auch, dass einiges daneben ist. Manche Passagen,
     die Helmut, der stets der Liebling seiner Mutter war, geschrieben hat, sind zu intim, um sie vor den Verwandten zu äußern.
     An anderen Stellen trifft Helmut auch nicht den richtigen Ton, findet seine Frau: Er biedert sich bei den Zuhörern an und
     wird pathetisch. Helmut ist über die Kritik verärgert, wie üblich, obwohl er zugeben muss, dass seine Frau

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