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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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war mir schon klar. Deshalb vertrug er auch die Kontaktlinsen
noch nicht, die er sonst trug. Meinetwegen konnte sich Marc Covet mit so vielen
Freundinnen trösten, wie er wollte; trotzdem wünschte ich mir, er hätte mich
vorgewarnt.
    »Über eines lasse ich allerdings nicht mit mir diskutieren,
Max. Es geht mir nicht um einen Freundschaftsdienst, sondern ich engagiere dich
offiziell. Zu deinem üblichen Satz und all dem. Verstanden?«
    Ich schwieg weiter.
    »Keine Verrenkungen, klar? Ich habe dich gestern Nacht um
deine Unterstützung gebeten, ab jetzt bin ich ein ganz normaler Kunde und will
als solcher behandelt werden.«
    Keine Antwort.
    »Hallo, Max! Jemand zu Hause?«
    »Nein!«
    »Was heißt hier ›nein‹, Teufel noch mal?«
    »Nein heißt dreimal ›nein‹: Du bist kein normaler Kunde, ich
ermittle nicht in deinem Auftrag und schon gar nicht zu meinem üblichen Satz.«
Ich grinste. »Wo ich doch viel zu teuer für dich bin.«
    »Was soll das? Eben sagst du noch, du wirst für mich
ermitteln, und jetzt wieder nicht? Nur weil ich die Honorarfrage angeschnitten
habe?«
    Ich setzte mich aufrecht hin und überschaute den
Frühstückstisch. »Was für eine Art Lachs hast du da? Marinierten?«
    »Pochierten. Lenk nicht ab, Max.«
    »Vielleicht probiere ich doch mal ein Stückchen.«
    »Ja, verdammt.«
    »Danke. Deine Freundin Cordula hatte wohl nicht so viel
Appetit, was? Okay, ich komme zur Sache. Ich werde im Mordfall Annette Nierzwa
ermitteln, das habe ich auf dem Weg zu dir entschieden.«
    »Na also.«
    »Aber nicht in deinem Auftrag.«
    »Sondern? Nur so zum Spaß? Vergiss es.«
    »Von wegen Spaß.« Ich schenkte mir ein wenig Kaffee in eine
unbenutzte Tasse. Kaffee geht immer, vor allem, wenn Marc ihn gemacht hat.
»Sagt dir der Name Elke von Wonnegut etwas?«
    »Allerdings.«
    »Eine reizende alte Dame mit einer tüchtigen Haushälterin.«
    »Eine verschrumpelte Kulturschnepfe, meinst du wohl«, knurrte
er. »Dünkelhaft und halbgebildet.«
    »Na, na, na! Wie
redest du über meine Auftraggeberin?«
    Sprachlos starrte er mich an. Ich griff mit zwei Fingern nach
einem Lachshäppchen, legte den Kopf in den Nacken und ließ es in meinen
aufgesperrten Mund fallen. Marc hat Geschmack, in jeder Hinsicht, da kommt
keine zweitklassige Ware auf den Frühstückstisch. Und an den Tisch schon mal
gar nicht. Bloß sein Pyjama war eine Lachnummer.
    »Die von Wonnegut hat dich beauftragt?«, fragte er ungläubig.
»Womit? Und wozu?«
    »Sie fürchtet um die musikalische Zukunft Heidelbergs, falls
einer ihrer wichtigsten Mitstreiter in den Mord verwickelt oder sogar der Täter
selbst ist. Wie es darum steht, soll ich herausfinden.«
    »Du? Du sollst für sie in Erfahrung bringen, ob Bernd Annette
umgebracht hat?«
    »Sagen wir, sie wünscht sich Informationen über den aktuellen
Stand der Ermittlungen. Sollte sich abzeichnen, dass an Nagel etwas hängen
bleibt – er muss ja nicht gleich der Mörder sein –, möchte sie sich rechtzeitig
von ihrem Sunnyboy absetzen.«
    »Diese dreckige alte …« Covet sprang auf. »Ich fasse es
nicht. Dieses Scheusal!«
    »Ach, komm, übertreib mal nicht. Frau von Wonnegut ist bloß
zynisch. Kalt, berechnend und zynisch. Hast du etwas anderes erwartet?«
    Er knirschte mit den Zähnen und schüttelte den Kopf. »Nein,
du hast recht. Sie verhält sich ganz normal. Nur weil sie den lieben langen Tag
von holder Musik säuselt, vergisst man, dass sie einem verdammt einflussreichen
Club vorsteht.«
    »Bist du da auch Mitglied?«
    »Mich hat man nie gefragt. Was mich ehrlich gesagt eine Zeit
lang geärgert hat. Jetzt bin ich froh drum.«
    »Du warst ihnen nicht wichtig genug, nehme ich an.«
    »Wahrscheinlich. Außerdem schaden bekennende Trinker dem
Vereinsimage.«
    »Adlige Damen tun sich da schon besser.«
    Er winkte ab. »Die von Wonneguts sind auch nur irgendwelche
Schlotbarone, die von echten Blaublütlern geschnitten werden. Deshalb hat die
Frau Minderwertigkeitskomplexe, und deshalb versucht sie, es mit ihrem
Wagner-Projekt allen zu beweisen.«
    »Der Heidelberger Ring 2012 . Und ich hielt das zuerst
für eine Boxveranstaltung.«
    »Damit liegst du nicht
ganz falsch«, knurrte Covet und nahm wieder Platz. »Der krampfhafte Versuch,
zur kulturellen Elite zu gehören. Und nur weil Frau von Wonnegut
zufälligerweise den Unterschied zwischen Johann Strauß und Richard Strauss kennt
…«
    »Den kennen viele nicht, mich eingeschlossen. Aber das ist

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