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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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wie bei der alemannischen Fastnacht, und sie waren
das einzig Lustige in dieser Hinterhofwelt. Auch in Handschuhsheim hatte der
Buddhismus Einzug gehalten.
    Fischer kam zurück und machte ein eigenartiges Gesicht. Der
Zigarillo trat wieder seine Wanderung durch die Mundwinkel an.
    »Na?«, fragte ich. »Gerade befördert worden?«
    Er nahm den kalten Glimmstängel aus dem Mund. »Ich nicht«,
sagte er langsam. »Aber Ihr Freund Nagel …«
    »Das ist nicht mein Freund Nagel«, unterbrach ich ihn
ärgerlich.
    »Er wurde gestern befördert. Und zwar in Untersuchungshaft.«
    »Was?«
    »Tut mir leid, dass ich es Ihnen … Es ergab sich bis jetzt
keine Gelegenheit, darüber zu sprechen.«
    »Worüber, verflucht noch mal?«
    »Bernd Nagel hat gestern Abend auf Anfrage gestanden, mit
Annette Nierzwa in seinem Zimmer« – die Hand, die den Zigarillo hielt, machte
eine fahrige Geste – »sexuellen Kontakt gehabt zu haben. Während der Premiere.«
    »Das ist nicht wahr.«
    Der Kommissar zuckte die Achseln. Es war dermaßen wahr, dass er
sich sogar die Antwort sparen konnte. Nagel und die Nierzwa, also doch!
    »Der Mann sitzt seit gestern in Haft, und Sie sagen mir
nichts davon? Verstehen Sie das unter Kooperation, Herr Fischer?«
    »Ich sage es Ihnen jetzt. Sie müssen schon entschuldigen, aber
hier kam ja einiges dazwischen.«
    Wütend wandte ich mich ab. Der Kommissar brauchte nicht zu
sehen, wie es in mir brodelte. Worüber sollte ich mich mehr ärgern: über
Fischers Taktiererei oder über Bernd Nagel, den verlogenen Schönling? Wie hatte
er noch gestammelt? »Ich habe ein paar Probleme. Sie wissen ja, wie das ist.
Ich musste raus, frische Luft schnappen …« Von wegen frische Luft! Einen
Quickie hatte er gehabt, mit der Frau, von der er sich angeblich vor Wochen
getrennt hatte. Und er war zu feige, es seinem Kumpel Marc oder dem
ermittelnden Privatflic zu gestehen. Natürlich, wenn der Ruf der Lenden sogar
eine Mozartoper übertönte, war das eine peinliche Sache. Jetzt wurde es noch
peinlicher für Bernd Nagel, denn jetzt brachte es ihm Untersuchungshaft ein und
jede Menge Fragen unter der Gürtellinie.
    »Geschieht ihm recht«, stieß ich hervor, aber so, dass es
keiner verstand.
    »Falls es Sie tröstet«, sagte Fischer, »den Mord an Annette
Nierzwa hat er nicht gestanden. Und mit diesem hier will er auch nichts zu tun
haben. Kollege Sorgwitz hat es mir soeben mitgeteilt.«
    »Kollege Sorgwitz, ja«, fauchte ich und wandte mich ihm
wieder zu. »Ich frage mich, was Nagels Geständnis wert ist, Herr Fischer.
Vielleicht haben Sie ihn ja foltern lassen?«
    »Was denn sonst? Glauben Sie, die Leute erzählen uns etwas
freiwillig?«
    »Bei Ihren beiden Jungspunden macht man sich so seine
Gedanken.«
    Er schmunzelte wieder. Hatte plötzlich seinen jovialen Tag.
»Die Herren Greiner und Sorgwitz, die Sie so mögen« – was für ein doppelsinniger
Nebensatz! – »haben Nagel schlicht und einfach mit unseren
Ermittlungsergebnissen konfrontiert.«
    »Und nachdem sie ihn damit konfrontiert hatten, besaß Nagel
noch genug Zähne, um ein Geständnis abzulegen?«
    »Spermaspuren«, sagte Fischer unbeeindruckt, »lassen sich
heutzutage noch wochenlang nachweisen. Selbst auf der Platte eines
Schreibtischs.«
    Ich ballte beide Fäuste. »Sperma? Auf dem Schreibtisch? Na,
prima, Herr Geschäftsführer.«
    »Ich kann gut verstehen, dass Sie verärgert sind«, sagte
Fischer und nickte nachsichtig.
    »Verärgert?«, erwiderte ich. »Wieso verärgert? Nur weil mir
so ein Bubi frech ins Gesicht lügt? Einer, der sich für oberschlau hält,
schicke Anzüge trägt und zigmal mehr verdient als ich? Hören Sie auf, Herr
Fischer. Das tun viele. Mich ärgert bloß, dass dieser spezielle Lügner so tut,
als hätte er die Moral und die Kunst und die Weisheit und was weiß ich noch
alles gepachtet. Alles andere ist mir scheißegal.«
    Er schmunzelte tatsächlich, mein essigsaurer Kommissar. Still
ruhte der Zigarillo in einem Mundwinkel, während die Lippen ein kleines,
zufriedenes Lächeln formten.
    »Interessant«, sagte er. »Dabei ist Bernd Nagel gar nicht Ihr
Auftraggeber.«
    »Nein, aber sein Freund Marc Covet ist ein guter Freund von
mir, und der betet seit Tagen nichts anderes als die Litanei von der verfolgten
Nagelschen Unschuld. Ich habe es doch selbst geglaubt, verdammte Scheiße.« Ich
kickte einen imaginären Fußball durch Barth-Hufelangs Sterbezimmer.
    »Alles in Ordnung«, beruhigte

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