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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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heute Abend besuchen würden, einige beschäftigten
sich mit der Neuen Rechtschreibung, andere mit neuen Praktikantinnen, wieder andere
ordneten die Todesanzeigen nach dem Alphabet, außerdem gab es die
Philateliespezialisten und die Polizeiberichtsexperten und die Fachleute für
den Pegelstand des Neckars. Nicht zu vergessen die Typen, deren Lebensziel
darin bestand, die vier Bundestagsabgeordneten Heidelbergs zu duzen und einmal,
nur ein einziges Mal beim Ball der Sterne neben Franziska van Almsick sitzen zu
dürfen. Sie alle warteten hinter ihren weißen Schreibtischen darauf, dass
jemand eintrat und sie für wichtig hielt.
    Nicht einmal die Merkel-Karikatur, die an Marcs Tür hing,
schaffte es, mir ein Lächeln zu entlocken.
    »Morgen, Max«, rief Covet. »Das ist ja eine Überraschung.«
    »Hallöchen«, echote sein beleibter Zimmerkollege. Lothar,
Lokalsport, immer gut gelaunt. Zwischen seinen breiten Pranken kreiste ein
filigraner Bleistift langsam durch einen Spitzer.
    »Ich muss dich sprechen«, sagte ich grußlos. »Alleine, wenn
es geht.«
    Marc und Lothar wechselten vielsagende Blicke. »Die Hinterbühne ist noch geschlossen«, meinte Marc. »Wir könnten uns in eines der
Hauptstraßen-Cafés setzen.«
    »Egal.«
    »Ich muss sowieso mal verschwinden«, grinste Lothar und erhob
sich. »Wenn der Spitzer hier nicht bald geschärft wird, ruiniert der mir noch
alle Stifte.«
    »Bleib sitzen, Lothar, wir können wirklich …«
    »Außerdem wollte ich unserer Volontärin auf den Zahn fühlen«,
sagte Lothar, schon an der Tür. »Ob sie Vorurteile gegen korpulente Menschen
hat und wie ihr Freund darüber denkt.« Er kicherte. »Falls sie einen Freund
hat.« Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    »Volontärin?«, fragte ich. »Narbe am Kinn, blonde Mähne?«
    Covet nickte. »Was ist los, Alter? Bist du mit dem falschen
Bein aufgestanden?«
    »Nicht bloß mit einem. Mit lauter falschen Beinen, eins
hübsch neben dem anderen.« Ich blieb mitten im Raum stehen und warf ihm
feindselige Blicke zu. »Du wunderst dich doch nur, dass ich überhaupt schon
aufgestanden bin. Um diese Uhrzeit!«
    »Brauchst du einen Kaffee, oder was ist los?«
    »Er hat gestanden.«
    »Wer hat was gestanden?«
    »Dein Freund Bernd Nagel.«
Ich wartete, dem Klang meiner Worte nachhorchend. Es tat gut, Marc zappeln zu
lassen. Dafür, dass er mit diesem eingebildeten Musikfritzen befreundet war.
Dafür, dass er ihn in Schutz nahm und mir auf die Finger klopfte, wenn ich
Nagel zu hart anfasste. »Dein Freund Bernd Nagel«, sagte ich, »hat am gestrigen
Abend gestanden, während der Figaro -Premiere mit seiner Ex-Freundin
Annette Nierzwa Sex gehabt zu haben. In seinem Dienstzimmer.«
    Marc wurde blass. Er
schwieg, nu r seine rechte Hand suchte Halt am Schreibtisch.
    »Und nun«, fuhr ich fort, »sitzt dein lieber Freund in
Untersuchungshaft. Bin gespannt, was er noch alles gestehen wird.«
    »Das kann nicht sein«, ächzte Covet.
    »Und ob das sein kann. Der gute Bernd Nagel hat dich
angelogen. Er hat alle angelogen, auch die Polizei, und das war eine verdammte
Idiotie. Er dachte wohl, weil es kein richtiger Geschlechtsverkehr war, sondern
bloß ein bisschen Hand- und Mundbetrieb zur Befriedigung des erregten Herrn,
kommt nichts raus. Falsch gedacht. Die Schnüffelhunde von der Kriminaltechnik
finden einfach alles. Jeden noch so kleinen Spritzer.«
    Covet verbarg sein Gesicht in den Händen.
    »Für so doof hätte ich Nagel nicht gehalten«, sagte ich,
jedes meiner Worte genießend. Gleichzeitig spürte ich, wie mein Zorn zu
verrauchen begann. »Wenn er gleich zugegeben hätte, was während der Aufführung
passiert ist, hätte ihm das ein paar hämische Kommentare eingebracht, mehr
nicht. Aber jetzt ist er der absolute Hauptverdächtige. Die Bullen werden ihn
in die Mangel nehmen.«
    »Bernd ist kein Mörder«, sagte Covet. Es klang wenig
überzeugend.
    »Vielleicht nicht. Vielleicht aber doch. Bis vor fünf Minuten
hättest du gesagt: Bernd hatte keinen Sex mehr mit Annette. Jetzt weißt du,
dass das Gegenteil stimmt.«
    »Aber er war doch draußen«, rief Covet. »Der Koch der Ölmühle hat ihn in der Plöck gesehen!«
    »Na und? Nach dem Schäferstündchen wird er sich die Beine
vertreten haben. Oder davor. Zeit genug hatte er, er war schließlich fast eine
Stunde fort.« Nun nahm ich mir doch einen Stuhl und setzte mich.
    »Was wollte er bloß von dieser Frau?«, stöhnte Marc, mehr für
sich als

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