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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Fischer den Typen von der
Spurensicherung, der bereits komisch schaute. »Die Kollegen Privatermittler
pflegen manchmal einen recht freien Umgang mit der Hochsprache.«
    »Ja, das tun sie«, sagte ich. »Nur verarschen lassen sie sich
nicht gerne, Kommissar Fischer. Sie haben mich doch nur antanzen lassen, um
mich über Nagel auszuquetschen. Von wegen Kooperation! Wenn Ihnen die Leiche
hier nicht dazwischengekommen wäre, würde ich immer noch in Ihrem Büro sitzen
und palavern.«
    »Mein Angebot steht weiterhin, Herr Koller. Wir sollten
zusammenarbeiten.«
    »Dann rufen Sie mir jetzt einen Wagen, der mich in die Stadt
bringt. Als vertrauensbildende Maßnahme. Ich habe ein paar Takte mit meinem
Freund Covet zu reden.«
    »Wird gemacht. Herr Covet weiß übrigens nichts von der
Inhaftierung. Bernd Nagel wollte niemanden informieren, nicht einmal seinen
Anwalt. Komisch, nicht?« Gedankenverloren nuckelte der Kommissar an seinem
Zigarillo.
    Die Musik lief immer noch.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

15
    Eine halbe
Stunde später saß ich zum dritten Mal an diesem Tag in einem Dienstwagen der
Polizei Baden-Württemberg. Meine Laune war miserabel, und durch die Tatsache,
dass wieder der schnauzbärtige Polizist am Steuer saß, besserte sie sich nicht.
Verdient hat es die Sau, das waren seine Worte gewesen. Dazu hatte er genickt
und Beifall heischend um sich geschaut.
    Den Wagen steuerte er ruhig durch die Gassen Handschuhsheims.
Winkte Fußgänger über die Straßen, ließ anderen Verkehrsteilnehmern die
Vorfahrt.
    »Ein komischer Winter ist das«, sagte er und blickte kurz in
den Rückspiegel. »Erst kalt, jetzt wieder mild, und morgen soll es Schnee
geben. Kein Vergleich zu früher.«
    Ich ließ ein Brummen hören, das nach Zustimmung klingen
sollte.
    »Früher, das waren noch Winter. Aber hallo.«
    Ich schwieg. Ein schwerer Polizist mit struppigem Schnauzer,
dem es nichts ausmachte, einen Privaten durch die Gegend zu kutschieren. Im
Gegenteil, er unterhielt ihn sogar. Wahrscheinlich konnte er keiner Fliege
etwas zuleide tun, und den dämlichen Satz von vorhin hatte er nur geäußert, um
dazuzugehören, um einen Schulterklaps und ein anerkennendes Nicken zu ernten.
    »Hier«, sagte er und deutete nach rechts, als wir das
Raphael-Gymnasium in Neuenheim passierten. »Hier geht meine Nichte zur Schule.
Verdammt clever, die Kleine.«
    »Und Ihre Kinder?«
    »Hab keine. Irgendwie kann meine Frau keine kriegen. Oder
ich, wir wissens nicht. Vielleicht hätten wir es mal untersuchen lassen sollen,
aber dann war es eh zu spät, und man lässt sich nicht gerne unten rumfummeln,
verstehen Sie?«
    »Ich glaube, bei so einer Untersuchung wird nicht gefummelt.«
    »Jedenfalls wollten wir es nicht. Dachten immer, es klappt
irgendwann.« Er kratzte sich mit einem dicken Zeigefinger im Ohr. »Aber meine
Nichte, die ist wirklich ein schlaues Biest, alles was recht ist.«
    Ich ließ mich am Bismarckplatz absetzen. Durch die Fußgängerzone
hasteten Menschen mit vollen Einkaufstüten. Handys klebten an ihren Ohren,
Paare unterhielten sich im Gehen, ihre Münder schnappten auf und wieder zu, auf
und zu. Lauter Hyänen. Vorm Kaufhof saß ein junger Kerl auf der Erde und
streckte den Flanierenden einen Beinstumpf entgegen. Fröstelnd lief ich vorbei.
Er hatte nicht einmal eine Decke untergelegt. War ich der Einzige, der hier
fror?
    »Zu wem wollen Sie?«, fragte mich eine hübsche junge Frau im
Eingangsbereich der Neckar-Nachrichten . Ich hatte die Handschuhe
ausgezogen und mich mit kalten Fingern geschnäuzt.
    »Marc Covet, Lokales.«
    »Zweiter Stock, letztes Zimmer links.«
    »Ich weiß.«
    Sie war wirklich hübsch, langes Blondhaar, gute Figur, aber
damit konnte sie heute nicht bei mir landen, ich sah nur die ausgefranste
kleine Narbe an ihrem Kinn und ihre von Tusche verklebten Wimpern;
wahrscheinlich hatte sie in ein paar Jahren zehn Kilo Übergewicht und
Haarausfall. Außerdem kannte ich den Weg in Marcs Büro. Er führte mich an
diversen Redaktionsräumen vorbei, an schreibenden, telefonierenden,
tratschenden Redakteuren. Ich hatte nichts gegen sie, aber heute störten mich
ihre Stimmen, ihr Aussehen, einfach alles. Die einen schrieben über die tollen
Rugbyclubs, die es in Heidelberg gab, über die tollen Basketballclubs, die es
in Heidelberg früher gegeben hatte, ihre Kollegen tippten schon mal den Bericht
über die Vernissage, die sie

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