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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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ich dich beruhigen. Mike brauchst du nicht zu
verdächtigen. Diese Beziehung damals, wenn man es denn so nennen will, hielt höchstens
drei Wochen und ging ganz alleine von ihr aus. Außerdem macht er schon 14 Tage
Urlaub in Thailand.«
    »Mitten in der Spielzeit?«
    »Immer im Dienst, was? Mike hat kein festes Engagement mehr.
Seit letztem Sommer ist er freischaffend tätig, hauptsächlich fürs Fernsehen.
Er wollte von der Bühne weg. Du siehst: keine Chance.«
    »Wieder einer weniger«, sagte ich und verbarg meine
Erleichterung. »Tut mir einen Gefallen: Lasst uns von was anderem reden. Diese
ewigen Mordgeschichten machen mich noch ganz schwach.«
    »Ziemlich überraschend bei einem Mann wie dir«, sagte Fatty,
»den eine Handvoll Chilis eiskalt lässt.«
    »Ich tu ja bloß so abgeklärt. Andere sind es. Du zum Beispiel
könntest Eva erzählen, wie du damals den Tourmalet hochgestrampelt bist.«
    »Hey, cool, Friedhelm.«
    »Och nee«,
winkte Fatty ab. Die Tourmalet-Story gehört nicht zu seinen
Lieblingsgeschichten.
    »Och doch!«
    Ich schnappte mir die Flasche Rotwein und goss nach. Eva
lachte gerne, am liebsten über Fatty, sie war unwesentlich schlanker als er,
sie mochte scharfes Essen. Und sie nannte ihn Friedhelm. Friedhelm Sawatzki.
Ich meine, was wollte Fatty mehr verlangen?

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

19
    Über Nacht hatte die Erde ein weißes Ballkleid
mit Rüschen angelegt. Gezuckerte Berghänge, bemützte Türme,
Schneeballschlachten in den Straßen – so ließ sich der Winter halbwegs
ertragen. Gegen halb acht setzte ich mich im Bett auf, schob die Vorhänge
beiseite und labte mich an der Stille. Eine gute Stunde später hatte der
Berufsverkehr kurzen Prozess mit dem Zuckerguss gemacht. Dreckiger Matsch lag
auf nassen Straßen, immer wieder musste ich mich durch Endmoränen kämpfen,
wulstige Hinterlassenschaften der Schneeräumfahrzeuge. Nur oben, auf
Heiligenberg und Königstuhl, war die weiße Pracht noch intakt. Schwitzend
erreichte ich das Theater.
    Meine Eile war umsonst. Als ich mich um neun bei
Barth-Hufelangs Sekretärin meldete, schickte die mich zur Intendanz, genauer
gesagt: zum Sekretariat des Intendanten, das ich nach einer Odyssee durch die
Theaterkatakomben und den rückseitigen Gebäudetrakt fand. Die dortige
Vorzimmerdame musterte mich von oben bis unten und dann zur Sicherheit noch
einmal von unten bis oben, bevor sie auf eine Seitentür deutete und sagte:
»Kriegsrat. Das kann dauern.«
    Es dauerte tatsächlich, ich bekam Langeweile und einen Wutanfall,
um schließlich doch Dagmar Schulz gegenüberzusitzen und von ihren Zigaretten
eingenebelt zu werden. Schon als sie die Tür zu ihrem Zimmer aufsperrte, war
mir klar, es mit einer Kettenraucherin zu tun zu haben. Die Wände waren
nikotingegerbt, auf jedem freien Plätzchen stand ein Aschenbecher. Über ihrem
vollgestellten Schreibtisch hing die martialische Großaufnahme einer
krebszerfressenen Lunge.
    »Ist das Zynismus?«, fragte ich. »Oder Ihre spezielle Art,
von der Sucht loszukommen?«
    »Welche Sucht? Rauchen ist bloß Gewohnheit. Ich könnte
jederzeit aufhören. Wollte aber noch nie.«
    Dagmar Schulz: klein, energisch, hennarotes Kurzhaar, graue
Augen. Sie steckte in einem Hosenanzug, trug hochhackige Schuhe und um das
linke Handgelenk einen Silberreif. Seitlich an ihrem Hals züngelte etwas
Dunkles empor, das ich im ersten Moment für ein Wundmal hielt. Es war eine
Tätowierung.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie und räumte einen Stapel
Unterlagen von einem Stuhl. »Worum geht es?«
    Ich setzte mich und reichte ihr eine meiner grandiosen
Visitenkarten. Oft hatte ich nicht die Gelegenheit, eine loszuwerden.
    Frau Schulz nahm in einem altersschwachen Sessel Platz.
»Interessanter Beruf. Sie sind der erste Privatdetektiv, mit dem ich es zu tun
bekomme.«
    »Und Sie die erste Konzertdramaturgin für mich. Was ist das
für ein Job? Was tun Sie da genau?«
    Eine Zigarette aus der Schachtel klopfend, schüttelte sie den
Kopf. »So nicht, junger Mann. Wenn Sie bei uns ein Praktikum machen wollen,
erzähle ich Ihnen alles über meine Arbeit. Falls nicht, kommen Sie bitte so
schnell wie möglich zur Sache. Ich habe in diesen Tagen weiß Gott weder die
Zeit noch den Nerv, einen auf Small Talk zu machen.«
    »Umso besser«, grinste ich. »Also: Ich ermittle in den
Mordfällen Nierzwa und Barth-Hufelang. Parallel zur …«
    »Ich wars

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