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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Beispiel.«
    »War da ein Siegel?«
    »Sehen Sie, jetzt werden Sie einsilbig. Hat Ihnen Nagel
seinen Schlüssel gegeben oder war er selbst drin?«
    »Was sollte ich in der Wohnung von Frau Nierzwa?«
    »Das frage ich mich auch. Spuren verwischen? Belastendes
Material verschwinden lassen? Einfach nur herumschnüffeln?«
    »Sie trauen mir ja einiges zu.«
    »Allerdings, Herr Koller. Und Ihrem Busenfreund Covet auch.
Einer von euch dreien war in der Wohnung, darauf verwette ich meinen Namen. Was
ist denn?«
    Die Hand über dem Hörer, begann er mit einem Dritten zu
diskutieren. Wartend spielte ich an einem roten Schlüsselkästchen herum, das
neben dem Foto Barth-Hufelangs an der Wand hing. Es war klein, aber voller
beschrifteter Schlüssel. Und: Es war nicht abgeschlossen.
    »Da bin ich wieder«, meldete sich Fischer. »Wo waren wir?«
    »In Annette Nierzwas Wohnung. Genauer gesagt waren Sie drin,
ich nicht. Vielleicht hatte Ihr Siegel eine Sollbruchstelle. Solche Sachen
reißen gerne ein.«
    »Passen Sie auf, dass Sie keine Sollbruchstelle bekommen,
wenn Sie so weitermachen. War das Ihre Idee, diese Rechtsanwältin
einzuschalten?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Würde zu Ihnen passen. Die macht uns ganz schön die Hölle
heiß.«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Herr Fischer. Für das Auftauchen
von Frau Dr. Glaßbrenner kann ich nichts, im Gegenteil. Ich habe gestern die
erste Gelegenheit genutzt, um mit ihr zusammenzurasseln. Für die bin ich ein
rotes Tuch.«
    »Ehrlich wahr? Sie werden mir ja richtig sympathisch.«
    »Mein Kumpel Covet hat mir daraufhin fast die Freundschaft
gekündigt.«
    Fischer brummte zufrieden. Das waren Informationen, wie sie
ihm gefielen. Die Schlüssel in dem roten Kästchen klimperten leise, als ich mit
dem Finger über sie fuhr, um die Beschriftungen zu lesen. ›Notenschrank A-E‹,
stand da, ›Proberaum UG‹, ›GMD‹ oder ›Tonstudio‹. Barth-Hufelangs Sekretärin
hielt auf Ordnung.
    »Hätte mich auch gewundert«, hörte ich Fischer sagen, »wenn
Sie und die Glaßbrenner auf derselben Wellenlänge funken würden. Obwohl Sie
sich in Sachen Hartnäckigkeit und Unberechenbarkeit die Hand reichen können.
Die Frau wird Nagel über kurz oder lang aus der U-Haft boxen.«
    »Ihren Hauptverdächtigen? Wie wollen Sie das der Presse
erklären?«
    »Wir brauchen neue Indizien. Dazu brauchen wir eine
Hausdurchsuchung bei Nagel. Und die bekommen wir nicht genehmigt, solange die
Glaßbrenner ihre Finger im Spiel hat.«
    »Eine Hausdurchsuchung?« Gut, dass der Kommissar mich nicht
dabei beobachtete, wie ich Schlüssel für Schlüssel durch die Finger gleiten
ließ. Auf dem einen stand ›GMD privat‹, auf einem anderen ›Gesch.f. privat‹.
    »Nagel ist kein Profi«, sagte Fischer. »Wenn er etwas mit den
beiden Morden zu tun hat, dann finden wir in seiner Wohnung den Beweis, das
garantiere ich Ihnen. Aber Sie wissen ja, wie das ist mit der bundesdeutschen
Bürokratie. Bis sich da ein Untersuchungsrichter bewegt hat, vergehen Tage.
Derweil ist Nagel schneller wieder frei, als Sie mit den Ohren wackeln können.«
    »Sie kennen meine Ohren nicht.«
    »Und kommen Sie mir bloß nicht auf die Idee«, rief der
Kommissar unvermittelt in den Hörer, »stante pede zu Nagel zu fahren, um dessen
Bude zu säubern. Wir haben Sie auf dem Kieker, Koller. Wir lassen Sie
beobachten.«
    »Ich fühle mich geehrt, Herr Fischer. Aber vielleicht hätten
Sie lieber Annette Nierzwas Ex-Mann im Auge behalten sollen. Oder haben Sie
seit Montag mit Woll gesprochen?«
    »Nein, haben wir nicht.«
    »Und wo ist er?«
    »Was interessiert Sie das?«, gab er patzig zurück. »Woll ist
nicht verdächtig.«
    »Im Fall Nierzwa nicht. Und im Fall Barth-Hufelang?«
    »Woll hat eine schriftliche Vorladung erhalten, und wenn er
sich ihr entzieht, werden wir nach ihm suchen.« Irgendwie klang Fischer heute
gereizt.
    »Vielleicht statte ich dem Herrn einen Besuch ab«, sagte ich.
»Wo wohnt er eigentlich?«
    »Im Emmertsgrund.«
    »Dann überlege ich es mir noch mal.«
    »Wars das, Herr Koller?«
    »Ja, vielen Dank. Ach, Herr Fischer …«
    »Was?«
    »Ich kann gar nicht mit den Ohren wackeln.«
    Fischer hängte wortlos ein. Während ich den Hörer sinken
ließ, kamen meine Augen nicht von dem einen Schlüssel los: ›Gesch.f. privat‹.
Der Türöffner zu Nagels Schlierbacher Wohnung. Barth-Hufelangs Sekretärin
schrubbte sich in der Küche die Finger wund, Nagel selbst saß in

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