Schmeckts noch
natürlichen Triebe kann ein Käfighuhn nicht ausleben.
Verbraucher wollen keine Käfigeier – und essen sie doch
Doch die Eierkunden haben Mitleid. Ein Frühstücksei aus einem gequälten Hennenhintern wollen viele Menschen heute nicht mehr im Eierbecher haben, und deshalb greift eine immer größere Zahl ganz bewusst zu Ökoeiern. Sie zahlen lieber für zehn Stück aus Freilandhaltung 1,98 Euro statt 76 Cent für Eier aus Käfighaltung. So wird beim Eierkauf ganz eindeutig gegen die Quälerei abgestimmt. Man achtet auf die Kennzeichnung, kauft Eier aus Freiland- oder Ökohaltung – und ist trotzdem gezwungen, Batterieeier zu essen, ohne es zu ahnen. Denn die Hälfte aller konsumierten Eier kommt in Form von Nudeln, Desserts, Soßen und Suppen, allerlei Teigwaren sowie Fertiggerichten und Panaden aus der Lebensmittelindustrie auf den Tisch. Diese Eier sind gewiss nicht von glücklichen Hühnern, denn die Hersteller kaufen ihre Zutaten billig ein.
Für viele Vorgänge bei der Herstellung von Lebensmitteln sind Eier unverzichtbar. Eier lockern, binden, treiben und haben emulgierende Wirkung. Die Proteine im Eigelb helfen zum Beispiel, Mayonnaise zu binden. Aus Eidottern wird Schaum erzeugt, der diverse Cremes auflockert. Die Schaumbildungsfähigkeit des Eiklars wird bei der Lebensmittelherstellung verwendet, um Süßspeisen und Desserts zu lockern. Bei Suppen, Soßen und Brühenbinden die Eiklarproteine Schwebeteilchen. Eier sind in Soße hollandaise, in Fertigfrikadellen, Feinkostsalaten und Tiramisu versteckt. Die Lebensmittelindustrie verarbeitet Eier in Form von pasteurisierten Flüssigeiern, von Eiweißgranulat oder Trockeneipulver. Auch Emulgatoren, die heute aus modernen Produktionsprozessen nicht mehr wegzudenken sind, bestehen zu einem großen Teil aus Eiern.
Für all die Eier, die an die Nahrungsmittelindustrie geliefert werden, besteht keine Kennzeichnungspflicht. Der Kunde im Laden kann später nicht erkennen, welche Eier in seinen Nudeln verarbeitet worden sind. Aber er kann generell davon ausgehen, dass es Käfigeier waren. Wer dem Fabrikei aus dem Weg gehen will, muss auf Bioprodukte zurückgreifen. Die Biobranche verarbeitet nur Ökoeier. Auch der Verzicht auf industrielle Fertiggerichte ist ein Weg.
Geflügelzucht: ein Leben für den Grill
Industriell gemästete Brathähnchen vom Grill haben mit den Hühnern, die die Eier legen, nichts mehr gemein, es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Rassen. Masthühner werden auf extrem schnellen Fleischansatz hin gezüchtet, Legehennen auf Eierleistung. Da ein Masthähnchen schon nach einem Monat sein Schlachtgewicht haben muss, handelt es sich bei Masthähnchen um nicht ausgewachsene Vogelkinder. Das kann man an dem großen, weißen Knorpel des Brustbeins erkennen, wenn man ein Brathähnchen isst.
Wer Fleisch aus Tierfabriken isst, verspeist aber nicht nur Tierkinder, sondern auch Krüppel. Deformierte Gliedmaßen sind bei überzüchteten Masthühnern die Regel. Das Skelett und vor allem die Beine der Masthühner sind so verkrüppelt, dass sie sich nichtschmerzfrei bewegen können. Durch das schnelle Fleischwachstum leiden Herz und Kreislauf; Kreislaufschwäche ist die Hauptursache der hohen Todesrate im Stall.
Während die Masthähnchen zu Fressmaschinen gezüchtet werden, damit sie möglichst schnell viel Fleisch ansetzen, müssen die Elterntiere der Broiler oft hungern. Sie sollen zwar den Nachwuchs mit den fressgierigen Genen produzieren, dürfen aber dem Züchter den Profit nicht wegpicken. Deshalb leiden die Vögel unter ständiger Futterrestriktion. Auf gut deutsch: Sie hungern, damit der Züchter Geld sparen kann.
Auch Masthähnchen haben nie die Sonne gesehen. Sie vegetieren bei einer Lichtintensität von 20 Lux in einer Art ewigem Dämmerlicht im Stall, das dafür sorgt, dass die Tiere ruhig sind und schneller Fleisch ansetzen. Bei einer tierschutzgerechten Haltung werden dagegen 150 bis 225 Lux während der sogenannten Hellphase empfohlen. Die hohe Besatzdichte verhindert, dass die Tiere ausreichend scharren, im Sand baden und picken können.
Der industrielle Umgang mit Geflügel ist Quälerei. Auch Puten, Enten und Gänsen ergeht es nicht besser. Damit Mastputen sich in der Enge nicht gegenseitig verletzen, wird ihnen mit einem Lasergerät, dem sogenannten Beaker (englisch »beak« = Schnabel), der Oberschnabel gekürzt. Der Laser brennt sich durch den Schnabel, der betroffene Teil fällt später ab. Wird der
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