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Schmeckts noch

Titel: Schmeckts noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Goris
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der Gerbstoff Tannin. Das kräftige Blau, das man nach dem Essen alter Beerensorten so schwer von Zunge und Zähnen entfernen konnte, ist der Farbstoff Anthozyan. Die Farbe Blau steht für Qualität, denn Anthozyan enthält wertvolle Antioxidantien zur Krebsabwehr. Noch ist das Zusammenspiel von Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen in Obst und Gemüse nicht ausreichend erforscht. Niemand wagt heute schon zu sagen, wie all die vielen tausend SPS zusammenwirken, sich ergänzen und gegenseitig verstärken. Man weiß nur, dass die Pflanzen sie als Schutz- und Abwehrstoffe gegen Insektenfraß und Witterungseinflüsse einsetzen. Ihre Wirkung auf den Menschen wird derzeit intensiv erforscht.
     
Dramatische Abnahme von Mineralstoffen und Spurenelementen
     
    Noch bevor die Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe für die Gesundheit ausreichend erforscht ist, verlieren industriell produzierte Früchte, was sie ursprünglich so wertvoll gemacht hat. In biologisch gedüngten Tomaten wurde beispielsweise ein deutlich höherer Lycopingehalt nachgewiesen als in konventioneller Ware. Biokarotten enthalten mehr Betacarotine, Ökokartoffeln haben mehr Polyphenole. Der Gehalt an Flavonoiden ist bei Bioware nahezu doppelt so hoch, und die Menge an Mineralstoffen und Spurenelementen ist ebenfalls deutlich erhöht.
    Obst und Gemüse aus industriellem Anbau dagegen zeigt einen dramatischen Rückgang von Mineralstoffen und Spurenelementen, wenn man sie – wie in einer englischen Untersuchung geschehen – mit Feldfrüchten vergleicht, die vor 50 Jahren geerntet wurden. Brokkoli verlor in diesem Zeitraum beispielsweise 75 Prozent seines Kalziumgehalts, Möhren verloren die gleiche Menge an Magnesium, bei Spinat und Steckrüben nahm der Eisengehalt um über 60 Prozent ab. Bei Rhabarber, Brombeeren, Himbeeren und Erdbeeren waren Einbrüche beim Kalium- und Kalziumgehalt zu verzeichnen. Die Gründe führen Wissenschaftler auf die Düngung zurück. Kunstdünger enthält Phosphor und fördert das schnelle Wachstum, liefert aber nicht genügend Mineralien. Die Böden werden durch die Monokulturen ausgelaugt. Ernährungswissenschaftler propagieren fünf Obst- und Gemüseportionen am Tag, doch die Pflanzen, die früher eine perfekte Prophylaxe gegen allerlei Krankheiten boten, sind heute zwar optisch perfekt und lagerfähig bis ultimo, aber inhaltsleerer als früher.
    Wenn man der Giftspritze entgehen will, kann man sich auf Bioobst aus ökologischem Anbau verlassen. Die Ware in Reformhäusern und Bioläden unterliegt strengen Kriterien, die immer wieder überprüft werden. Im konventionellen Anbau dagegenwaren bis vor kurzem 840 verschiedene Pestizidwirkstoffe in Europa zugelassen. Obwohl jetzt 350 Wirkstoffe von der Giftliste gestrichen wurden, lagern die Rückstände in den Obstbäumen, im Boden und im Grundwasser. Allein in Deutschland werden pro Jahr 30 000 Tonnen Pestizide auf dem Acker versprüht.
    Bei einem Ökomonitoring zeigte sich, dass 75 Prozent des konventionell angebauten Obsts und Gemüses Pestizidrückstände aufwiesen, die allerdings nicht in allen Fällen die Grenzwerte überschritten haben. Bioware wurde dagegen nur in 7 Prozent der Fälle auffällig, denn Produkte aus ökologischem Anbau werden ohne chemische Pflanzenschutzmittel produziert, haben aber oft konventionelle Nachbarn. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht so stark belastet sind, schmecken Bioprodukte besser. Das fällt nicht nur bei Verkostungstests mit Menschen auf, sondern auch im Tierversuch. So wussten Ratten Bio durchaus zu schätzen. In einem Fütterungsversuch, der in Österreich durchgeführt wurde, knabberten die Nager lieber ökologisch, wenn sie die freie Wahl zwischen Biomöhrchen und konventionell gewachsenen Karotten hatten.
     
Massenware mit Giftspuren
     
    Der Giftcocktail bei Produkten aus konventionellem Anbau besteht aus Herbiziden, Insektiziden, Fungiziden und Nematiziden. Diese Pestizide werden als Spritz- oder Pflanzenschutzmittel gegen Krankheiten eingesetzt. Herbizide wirken gegen Wildkräuter (sogenanntes Unkraut), Insektizide gegen Insekten, Fungizide gegen Pilze und Nematizide gegen Würmer. Nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit etwa 28 000 Tote im Jahr, die auf den Spritzmitteleinsatz in der Landwirtschaft zurückzuführen sind. Die Opfer leben vorwiegend inEntwicklungsländern und müssen unter völlig unzureichenden Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft mit den gefährlichen Stoffen

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