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Schmeckts noch

Titel: Schmeckts noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Goris
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Unter der korkartigen, erdigen Schale stecken Kupfer, Magnesium und Kalium. Steckrüben sind außerdem reich an Folsäure und Ballaststoffen, Stielmus enthält wertvolle Senföle, und Rote Beete wurden gegen Müdigkeit sogar am Hof von Zar Nikolaus II. in St. Petersburg serviert. Mangold wurde von den Ärzten der alten Ägypter geschätzt. Es enthält viel Jod, Kalium, Kalzium, Eisen und hat einen hohen Vitamin-C-Gehalt. Das Gänsefußgewächs gehört wie die Pastinaken und Topinambur zu denältesten Kulturpflanzen überhaupt. Archäologen fanden Reste von Pastinaken bei Siedlungen aus der Jungsteinzeit. Im Mittelalter war das Gemüse bei Hofe sehr beliebt und wurde mit Wildbret gereicht. Und Rote Beete wurden schon im antiken Griechenland auf den Märkten verkauft. Mit den Römern kam das Gemüse dann in die Nordprovinzen und damit auch nach Germanien. Topinambur dagegen ist erst seit dem 17. Jahrhundert in Europa bekannt. Es kommt ursprünglich aus Nordamerika, von wo es die Franzosen mitgebracht haben. Bis ins 18. Jahrhundert war der Korbblütler in Deutschland ein Grundnahrungsmittel in der Armenküche, bevor er dann von der Kartoffel verdrängt wurde.
     
Ungeahnte Kartoffelvielfalt
     
    Was heute als Trendfood auf der Menükarte der Edelrestaurants steht, wurde über Jahrhunderte von Bauern auf guten Geschmack, Widerstandsfähigkeit und Formenvielfalt hin gezüchtet. Heute kennen die meisten Menschen nur gelbe, runde Einheitskartoffeln und entscheiden sich für die festkochende Hansa oder die mehligkochende Saturna. Dabei können Kartoffeln auch violett sein oder zartrosa. Die Trüffelkartoffel ist in rohem Zustand dunkelblau und nach dem Kochen dunkelviolett. Liebhaber schwärmen von ihrem dezenten Nussaroma und zahlen in Feinschmeckerrestaurants viel Geld dafür. Da die Trüffelkartoffel, von den Bauern früher auch »Negerlein« genannt, mit ihrer erdigen Farbe im dunklen Ackerboden jedoch schwer zu finden ist, wurde sie im Lauf der Zeit den maschinengängigen Sorten geopfert.
    Auch die Poorlander, Red King Edward und Highland Burgundy Red sind – wie die Namen vermuten lassen – rotschalige Sorten, die wegen ihres kernigen Geschmacks von Feinschmeckern geschätzt werden. Alte Landsorten wie die Bamberger Hörnchenwurden schon um 1870 angebaut. Diese Sorte beweist, dass Kartoffeln nicht unbedingt rund sind. Die längliche, sehr ertragreiche alte Landsorte ist innen zartrosa gefärbt. Die Bamberger Hörnchen sind festkochend und bei Feinschmeckern nicht nur wegen Form und Farbe geschätzt, sondern weil sie phantastisch schmecken. Trotzdem sind sie genauso vom Aussterben bedroht wie die letzten Tiger.
    Für eine gewisse Linda sind die Bauern sogar auf die Barrikaden gegangen und vor Gericht gezogen. Das Saatgutunternehmen, das die wohlschmeckende Biokartoffel vom Markt nehmen wollte, hatte sicher nicht mit so viel Widerstand der Landwirte gerechnet, die sogar einen »Freundeskreis« für Linda gründet haben. Der Lärm um Linda ist leider eine Ausnahme.
     
Von Mairübe bis Blondköpfchen: vergessene Kulturpflanzen
     
    Die meisten alten Sorten verschwinden sang- und klanglos erst vom Acker und dann aus dem Gedächtnis der Menschen. Zu den vergessenen Kulturpflanzen, die heute allenfalls noch von Hobbygärtnern angepflanzt werden, gehört die Zuckerwurzel, eine Pflanze aus der Familie der Doldengewächse, die in einem alten Kräuterbüchlein aus dem 16. Jahrhundert erstmals erwähnt wird. Früher hat man aus ihr einen süßen Brotaufstrich gekocht oder sie als Gemüse oder in der Suppe gegessen. Oder Mairüben, die im Geschmack dem Kohlrabi ähnlich sind und roh im Salat ebenso schmecken wie als Cremesuppe oder Auflauf; Mairüben enthalten viel Vitamin C und wertvolle Senföle. Teltower Rübchen waren Goethes Lieblingsgemüse. Er schätzte das milde, leicht süßliche Gemüse zu Gans und Fleischklößchen. Die kleinen Knollen lassen sich auch hervorragend als Rohkost verspeisen.Oder wer kennt heute noch Spargelerbsen, Mauswicke, Melde, Guter Heinrich und die Nachtkerze, deren Wurzel (die »Schinkenwurzel« man als Gemüse isst?
    All diese Sorten, deren Namen nicht einmal mehr geläufig sind, wurden vom Hochleistungsgemüse verdrängt, das industriell gezüchtet, gezogen und vermarktet wird. Doch auch ganz alltägliche Früchte wie Linsen sind von deutschen Feldern völlig verschwunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach der Linsenanbau zusammen. Heute werden die Hülsenfrüchte aus Kanada, der Türkei und

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