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Schmeckts noch

Titel: Schmeckts noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Goris
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hantieren. Der Kunde in Deutschland muss natürlich nicht fürchten, dass er gleich tot umfällt, wenn er hin und wieder Früchte isst, bei denen die Pestizidhöchstwerte überschritten sind. Fürchten muss sich bei uns nur, wer als Apfeldieb zur Spritzzeit auf der Plantage klauen geht. Doch obwohl keine akute Gefahr für Leib und Leben besteht, weiß heute noch niemand mit Bestimmtheit zu sagen, wie sich der Schadstoffcocktail langfristig auswirkt. Grundsätzlich haben Gifte gleich welcher Art in Lebensmitteln nichts zu suchen.
    Fungizide lassen sich durch gründliches Waschen relativ gut von Obst und Gemüse abspülen, komplett entfernen kann man sie allerdings nie. Spritzmittel gegen Schimmelpilze können auf der Außenhaut sitzen. Andere Gifte dagegen dringen über die Wurzeln direkt in die Pflanze ein und lassen sich durch einfaches Waschen nicht entfernen.
    Mit all der Chemie belastet, verliert auch das gesündeste Obst an Wert. Tafeltrauben enthalten normalerweise wertvolle Folsäure für die Blutbildung, viele B-Vitamine, der Pflanzenfarbstoff Anthozyan in blauen Trauben gilt als Prophylaxe gegen Krebs. Erdbeeren sind bessere Vitamin-C-Lieferanten (60 mg pro 100 g) als Zitronen. In ihnen ist viel Folsäure gespeichert, auch Kalzium, Kalium und Phosphor sind reichlich in Erdbeeren enthalten. Paprika ist ein urgesundes Gemüse, das ebenfalls reich an Vitamin C ist. Doch was nützen all die gesunden Bioaktivstoffe, wenn man gleichzeitig eine Restmenge an Giften aufgetischt bekommt?
    Als Massenware gezüchtet, haben all die gesunden Früchte ihre Schattenseiten. Greenpeace hat im Sommer 2006 bundesweit in Filialen der sechs größten deutschen Supermarktketten Beeren und Kirschen aus konventionellem Anbau auf Rückstände von 350 Pestiziden getestet. In jeder fünften Beere wurden Spritzmittel gefunden, zum Teil waren die Grenzwerte für die Gifte überschritten; in einigen Proben fanden die Lebensmittelchemiker eines anerkannten Speziallabors sogar drei Pestizide gleichzeitig. Einige davon gelten als krebserregend, können Hormonhaushalt und Zeugungsfähigkeit beeinflussen.
    Auch Tafeltrauben werden immer wieder auffällig, wenn nach Rückständen, vor allem nach Pestiziden, gesucht wird. Die Erzeuger in Italien, Griechenland, Spanien und der Türkei, aber auch in Chile und Südafrika sind beim Verteilen von Giften in ihren Monokulturen nicht zimperlich. Das gleiche gilt für den Paprikaanbau und für Früherdbeeren.
    Es kann davon ausgegangen werden, dass Importware am meisten mit Schadstoffen belastet ist. Besonders auffällig sind immer wieder italienische Erdbeeren und Weintrauben. Bei Zitrusfrüchten aus Südafrika, Spanien und der Türkei empfiehlt Greenpeace sogar, nach dem Schälen die Hände zu waschen. Pestizide und Konservierungsmittel stecken in der Schale von Orangen, Mandarinen und Grapefruit. Da die Früchte in gigantischen Monokulturen wachsen, muss kräftig gedüngt werden, sonst wächst nichts. Bei Paprika empfehlen Experten, die Haut nach dem Blanchieren abzuziehen. Aber wer macht das schon? Generell gilt also: Augen auf, nicht nur beim Traubenkauf!
     
Alles und zu jeder Zeit
     
    Die Konsumenten sind an der ganzen Misere nicht unschuldig. Müssen wir wirklich im Winter frischen Spargel, Kopfsalat und an 365 Tagen im Jahr Erdbeeren essen? Weitgereiste Früchte sind auch ökologisch nicht vertretbar, denn sie haben mehr Reisemeilen auf dem Konto als der Kunde.
    Doch die tropischen Früchte, die der Verbraucher im Urlaub probiert hat, will er auch zu Hause naschen. Die Fruchtbranchehat längst reagiert: Heute liegen Mangos und Papayas neben Äpfeln im Supermarktregal. Ananas und Bananen gehören wie selbstverständlich in die Obstschale, Karambolen und Physalis oder Sharon und Litschis sind nicht nur den Fruchtimporteuren ein Begriff. Der Kunde liebt Exoten und ist oft enttäuscht, dass sie nicht so schmecken, wie er es im Urlaub erlebt hat. Doch auf dem weiten Weg ins kalte Deutschland verlieren sie schnell ihr »Like fruit in the sunshine«-Aroma. Sie sind knallhart, giftgrün und obendrein geschmacklos. Mangos sind blassgelb und faserig, Papayas schmecken wie Tempotücher. Die Fruchtimporteure kennen das Problem und beklagen den massiven Preisverfall bei einer gleichzeitigen Invasion tropischer Früchte. Da bleibt die Qualität auf der Strecke.
    Es gibt Früchte, die im heimischen Obstkorb noch nachreifen, andere werden einfach nur faul. Zur ersten Gruppe gehören Äpfel, Birnen und Bananen.

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