Schmeckts noch
und Margarine wegen der optischen Verwechslungsgefahr nur in getrennten Verkaufsräumen angeboten und verkauft werden durften.
Im Jahr 1925 wurde erneut Margarinegeschichte geschrieben: Es gab die erste »Rahma«, laut Werbung »buttergleich«. Am Anfang hatte diese Sorte noch ein verführerisches »h« in der Wortmitte, damit die Hausfrau sofort cremigen Rahm assoziierte, denn das Image des billigen Streichfetts war schlecht. Später verschwand der Buchstabe aus dem Markennamen, weil die Butterindustrie sich beschwert hatte. Die Familienmargarine wurde eisern beworben,und irgendwann erschien die Rama-Frau mit dem komischen Bommelhut auf der Bildfläche, die das passende Fett zum Brötchen gleich an den Frühstückstisch brachte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Margarine im Butterbrotland Deutschland schnell zum wichtigen Fettlieferanten, Marktführer war Unilever. Der Multi hieß früher sogar »Margarine-Union«.
Trotz aller Werbeanstrengungen blieb die »Sparbutter« lange Jahre ein typisches Armeleutefett. Wer es sich leisten konnte, schmierte bis weit in die siebziger Jahre lieber Butter aufs Brot, denn der Geschmack von Margarine ließ lange zu wünschen übrig und war von guter Butter weit entfernt. Außerdem war Margarine auch gesundheitlich ein Risikofaktor, denn um flüssige Pflanzenfette in streichfähige Margarine zu verwandeln, mussten die Fette chemisch gehärtet und umgeestert werden. Die Fetthärtung geschieht bei Temperaturen bis zu 240 Grad unter hohem Druck und über einen langen Zeitraum. Dabei gehen nicht nur essentielle Fettsäuren und fettlösliche Vitamine verloren, es entstehen auch sogenannte Transfette, die die Blutfette im Körper negativ beeinflussen. Transfette steigern das schlechte LDL-Cholesterin und behindern die gesunden Omega-3-Fettsäuren. Nicht zuletzt deshalb verzichteten in den achtziger Jahren viele Verbraucher auch aus gesundheitlichen Gründen auf Margarine.
Einsatz als Cholesterinsenker
Moderne Margarinesorten haben mit dem Schmierkram aus der Anfangszeit nur noch den Namen gemein. Nicht nur die Transfette sind aus dem Produkt weitestgehend verbannt, auch der Geschmack und die Streichfähigkeit wurden wesentlich verbessert. Bei der Herstellung hochwertiger Reformhausmargarinen wird beispielsweise weder gehärtet noch umgeestert. Margarinewird heute aus Raps-, Sonnenblumen-, Soja- und Maiskeimöl sowie Oliven- oder Distelöl hergestellt. Wertvolle Diätmargarinen werden zusätzlich mit Folsäure, Vitamin B 6 und B 12 angereichert. Molke- oder Joghurtpulver sowie Aromen sorgen für den butterigen Geschmack. Um Fett und Wasser zu binden, wird mit Emulgatoren wie Pflanzenlecithin gearbeitet. Bei Reformhausmargarine wird Zitronensaft als Säuerungsmittel verwandt und mit schonenden Verfahren bei sehr niedrigen Temperaturen gearbeitet. In Schnellkühlern wird die Mischung geknetet und gerührt. Der hohe Anteil von Pflanzenölen garantiert die Streichfähigkeit.
Doch die eigentlichen Wunderwaffen in modernen Margarinen sind die Pflanzensterine, auch Phytosterole genannt. Diese pflanzlichen Verbindungen sind in ihrer Molekularstruktur dem Cholesterin sehr ähnlich. »Deshalb können sie die Aufnahme des schädlichen LDL-Cholesterins blockieren. Die Phytosterole besetzen die Stellen im Darm, an denen auch das Cholesterin andocken würde«, erläutert Professor Dr. Eberhard Windler vom Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg. Weil das Cholesterin wegen der Phytosterole keinen Platz mehr findet, kann es vom Körper einfach ausgeschieden werden. Wegen dieses cholesterinsenkenden Effekts werden moderne Margarinesorten auch als »functional food« bezeichnet, als »funktionelle Lebensmittel«.
Funktionelle Lebensmittel sollen Krankheitsrisiken verringern und vorbeugend wirken. Damit das bei Margarine funktioniert, muss man allerdings kräftig in den Becher greifen, Ernährungswissenschaftler empfehlen 20 bis 25 Gramm am Tag. Das ist die Fettmenge für drei Scheiben Brot. Damit ließe sich, so die Experten, eine 15prozentige LDL-Cholesterin-Senkung bewirken. Gilt heute auch bei Margarine der Satz: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?
Die »Packungsbeilage« ist auf den Becher gedruckt, denn dort sind die Inhaltsstoffe deklariert. Und trotzdem fällt die Auswahlschwer, das Margarineangebot ist groß und unübersichtlich, und man muss aufpassen, dass man nicht angeschmiert wird. Wer beispielsweise mit »Diätmargarine« abnehmen will, sitzt einem Irrtum auf, denn das
Weitere Kostenlose Bücher