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Schmeckts noch

Titel: Schmeckts noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Goris
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schön streufähig bleibt (wenn es ein Pulver sein soll und kein Würfel).
     
    Das klingt alles irgendwie gefährlich, doch die Hersteller warnen lediglich Allergiker vor dem Verzehr, denn Sellerie, Glutamate, Laktose- und Hefeextrakte können für sie ein Risiko sein. Auch wer unter Bluthochdruck leidet, sollte seine Suppe nicht zu oft würfeln, denn die Brühe besteht zur Hälfte aus Salz: In jedem Liter sind etwa zehn Gramm Salz gelöst.
    Konservierungsmittel sind dagegen im Suppenwürfel überflüssig. Die Fette und das viele Salz sorgen für eine lange Haltbarkeit. Suppenwürfel gibt es sogar im Reformhaus. Sie enthalten allerdings keine tierischen oder gehärteten Fette, sondern bestehen aus Pflanzenfetten wie Sonnenblumen- oder Olivenöl. Der »tierische« Geschmack entsteht, wenn Getreide verkocht wird und sich die pflanzlichen Eiweiße in ihre Bausteine auflösen. Diese Aminosäuren bringen die Bouillonnote in die Suppe. Hefeextrakte verstärken den pflanzlichen Fleischgeschmack.
    Mit dem Urwürfel des Julius Maggi haben die modernen Suppen nur noch äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit. Sie sind geschmacklich so ausgeklügelt, dass selbst Suppenkasper zum Löffel greifen. Dabei ist doch Suppekochen so einfach. Für alle, die es einmal ohne Würfel versuchen wollen, hier das Rezept für eine klassische Hühnersuppe, das uns die Ernährungsberaterin Gesa Marsch zur Verfügung gestellt hat:
     
Hühnersuppe
     
     
    Man nehme: 1 Suppenhuhn, 2 Tl Salz, 2 l Wasser, 2 Möhren, 1 Porreestange, 1 kleine Sellerieknolle, 1 Petersilienwurzel.
    Das Huhn reinigen und am Stück im Salzwasser zum Kochen bringen. Eine Stunde köcheln lassen. Gemüse putzen, in Würfel schneiden und mit in den Topf geben. Nochmals eine Stunde sieden lassen. Das gekochte Huhn aus dem Topf nehmen, die Brühe durch ein Sieb in einen anderen Topf gießen und gegebenenfalls mit etwas Salz und Pfeffer abschmecken. Wenn die Brühe abgekühlt ist, kann man das Fett, das oben schwimmt, mit einem Löffel abnehmen. Das Huhn enthäuten und in Stücke schneiden. Es schmeckt in der Suppe oder als Frikassee.
     
    Julius Maggi hat die Essgewohnheiten der Menschen Mitte des 19. Jahrhunderts zwar verändert, aber trotzdem gab es damals noch drei Mahlzeiten am Tag. Dafür hat die Hausfrau in der Küche gestanden und gekocht. Produkte von Maggi, Knorr & Co. waren als Helfer in der Küche willkommen, aber sie hatten noch nicht das Regime übernommen. Dann, irgendwann in den neunziger Jahren, hat sich unsere schöne neue Essenswelt noch einmal radikal verändert und amerikanisiert. Heute essen und trinken wir, wo wir gehen und stehen: »Food to go« ist Trend. An der Tankstelle werden Brezeln und Bagles aufgebacken, im Supermarkt gibt es die Pizza auf die Hand. Hier ein Burger, da ein Brötchen: So snacken wir uns durch den Tag. Sehen, kaufen und kauen! Wissenschaftler nennen dieses Essverhalten »situativen Verzehr«.
     
Chilled Food – Mundgerechte Verführung
     
    Nahrung ist allgegenwärtig und vor allem schon fix und fertig. Zwar sind Kochshows die Renner auf allen Kanälen, doch in den eigenen vier Wänden bleibt die Küche meistens kalt. Während Tim Mälzer Kohlrouladen wickelt, wird die Asiasuppe aus dem Tiefkühlfach in die Mikrowelle geschoben. Kein Putzen, Schnippeln, Schneiden: Einfach die Verpackung aufreißen, und – kling! – nach fünf Minuten kann gegessen werden. Schnell soll Essen heute sein. Fastfoodrestaurants bedienen das Bedürfnis nach Sofortverzehr perfekt. Doch für wellnessbewegte Zeitgenossen sind Frittenbuden mit ihrem Fettgeruch keine Alternative. Deshalb kreierte die Lebensmittelindustrie Anfang der neunziger Jahre einen völlig neuen Fastfoodtrend: Unter dem Begriff »Chilled Food«, gekühltes Essen, sind Lebensmittel im Handel, die so gut wie fertig sind. Dazu gehören die Salate, über die man nur noch das Dressing geben muss, genauso wie geschältes und geschnittenes Obst und geputztes Gemüse. Als Begriff hat sich Chilled Food noch nicht beim Verbraucher durchgesetzt, aber die Sparte beschert dem Handel einen enormen Umsatzboom: 2004 stieg die Nachfrage um über 30 Prozent. Rund 1,5 Milliarden Euro im Jahr beträgt der Umsatz bereits.
    Die Produktpalette umfasst mittlerweile 20 Warengruppen mit über 130 Artikeln. Frischgepresste Fruchtsäfte gehören ebenso dazu wie gekühlte Teigwaren wie Pasta, Maultaschen und Pfannkuchen. Bohneneintopf und Tomatensuppe müssen nur noch aufgewärmt werden, auch panierte Schnitzel und

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