Schmeckts noch
sondern auch der Gallensäure und schafft es schließlich, sich im Darm dauerhaft anzusiedeln. Und nicht nur das: La1 verteidigt sogar seinen Platz in der Intestinalschleimhaut gegen andere böse Bakterien. Wird Helicobacter pylori ausgeschieden, weil er keinen Halt im Verdauungstrakt gefunden hat, kann er auch keinen Schaden anrichten.
Risiken und Nebenwirkungen der Apotheke auf dem Teller
All die »Pros« und »Präs« sind mittlerweile vielen Produkten zugesetzt. Wir schlucken sie mit Tütensuppen und Schlankheitsdrinks und essen sie zum Frühstück mit dem Brötchen. Doch niemand zählt all die Vitamine und kontrolliert die »ergänzenden« Stoffe, die plötzlich in Hülle und Fülle in unserem Darm und in der Blutbahn kursieren. Die Omega-3-Fettsäuren aus Seefisch mögen ja den Grönländern ein langes Leben ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen schenken – aber wirken diese Fettsäuren auch, wennman das Fischöl in Brot verbacken hat oder mit dem Erfrischungsgetränk schluckt?
Die Viel-hilft-viel-Einstellung sollte spätestens seit der Betacarotin-Raucherstudie neu überdacht werden. Anfang der neunziger Jahre hatte man Rauchern das Provitamin als Schutzsubstanz vor Krebs verabreicht. Doch statt vor Lungenkrebs zu schützen, erhöhte sich die Krebsrate bei den Betacarotin-Schluckern exorbitant. Die Studie musste vorzeitig abgebrochen werden.
Und die Konsumenten? Mit den einschlägigen Werbebotschaften der Lebensmittelmultis berieselt, die sich neuerdings gern als Gesundheits- und Wellnesskonzerne präsentieren, geben sie ihr Geld nicht einfach für qualitativ hochwertige Lebensmittel aus, sondern investieren es in »Nutraceuticals«. Dieses Kunstwort setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern für »Ernährung« (»nutrition«) und »Arzneimittel« (»pharmaceuticals«). Dabei kann Functional Food gar nicht die Apotheke auf dem Teller sein, dafür sind noch viel zu viele Fragen offen: Zuviel Kalzium kann Nierensteine bilden, zuviel Vitamin E kann sogar zu Muskelschwäche führen und Sehstörungen auslösen. Klar ist: Wer unkontrolliert jede Menge medizinisch wirksame Inhaltsstoffe schluckt, geht ein Gesundheitsrisiko ein.
Tablette oder Tomate?
Die Veröffentlichung in der Fachzeitschrift
New Scientist
im Juli 2006 klang vielversprechend: »Killer tomatoes attack disease« steht in fetten Lettern über dem Artikel. Die Krankheit, die die Killertomaten angeblich attackieren können, heißt Aids. Genetisch modifizierte Tomaten sollen als essbare Impfung gegen HIV wirken. Die Herstellung der Impftomate klingt ganz einfach: Sie wird angepflanzt. Am Institut für Pflanzenphysiologie in Sibirien hatman das Bakterium Agrobacterium tumefaciens benutzt, um synthetische Fragmente von HIV in eine gentechnisch veränderte Tomatenpflanze zu schleusen. Die Tomatenpflanze produziert daraufhin Proteine, die den menschlichen Körper dazu veranlassen, Antikörper gegen das Virus zu produzieren. Bei Mäusen klappt der Vorgang schon prima. Wenn die kleinen Nager mit dem Pulver dieser gentechnisch veränderten Tomaten gefüttert werden, entwickeln sie tatsächlich Antikörper gegen HIV im Blut. Kann die Tomatenimpfung auch beim Menschen funktionieren? Niemand vermag das heute schon zu sagen.
Für den amerikanischen Biologen Charles Arntzen ist Gentechnik als Therapie mit Messer und Gabel fast ein alter Hut. Er arbeitet nicht mit Tomaten, sondern mit Bananen, die Impfstoffe gegen Masern, Hepatitis B und Cholera im Fruchtfleisch produzieren. Seine Erfindung hat als »Impfbanane« Anfang der neunziger Jahre Furore gemacht. Mittlerweile gibt es längst noch andere Lebensmittel, die Impfstoffe liefern. Auf den Feldern der Forscher wachsen Spinat gegen Tollwut, Tomaten gegen Bronchitis, Kartoffeln gegen Diabetes und Sojabohnen gegen Herpes-simplex-Viren. Bei allen Pflanzen wurde das Erbgut, die DNA, so verändert, dass der menschliche Körper auf die Pflanzen reagieren kann. Doch bei Kritikern will keine rechte Freude aufkommen. Selbst Genetiker fürchten, dass Impffrüchte nicht zu kontrollieren sind. Was ist, wenn die Fremdgene aus den Impfpflanzen ins Grundwasser gelangen oder sich mit Wildpflanzen kreuzen? Wer will die wundersame Ausbreitung der Impfstoffe dann noch stoppen?
Doch Genetiker wollen uns nicht nur impfen, sondern in erster Linie mit Genfood abspeisen. Dabei hat die grüne Gentechnik in Europa kaum Freunde. Immer wieder belegen Umfragen, dass etwa 80 Prozent der Menschen gegen Genfood sind. Trotzdem
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