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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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ihres Dünndarms rausgenommen.
In den letzten fünf, sechs Jahren hat sie wahrscheinlich keinen Film von vorne bis hinten durchgesehen. Sie hält keine zwei Stunden aus.«
    »Die arme Frau.« Jessie Gray hatte die Augen weit aufgerissen. Sie glänzten feucht im flackernden Licht der Bilder. »Aber das ganze Popcorn und die Süßigkeiten … warum macht sie …?«
    »Weil sie im Kino ist. Man tut manchmal Dinge, weil sie dazugehören, auch wenn sie nicht gut für einen sind. Es erinnert sie daran, wie sie als Kind mit ihrer Familie am Samstagabend ins Kino ging. Und an die Zeit, als sie ihren Mann kennengelernt hat.«
    »Deswegen hat sie Ihnen eine ganze Schachtel Dippin Dots gegeben?«
    »Und deswegen esse ich die Dinger«, ergänzte er und steckte sich noch eins in den Mund.
    »Meine Güte, ich würde gar nicht aus dem Haus gehen, wenn ich …«
    »Sie ist hart im Nehmen. Sie trägt das mit sich aus, jede Stunde, jeden Tag. Und sie wird auch ihre Enkelin auf den rechten Weg bringen, da bin ich mir sicher.«
    »Sie haben großes Vertrauen.«
    »In manche Dinge, ja. Wenn Sie den Artikel für Parade schreiben wollen, können Sie bei ihr anfangen.«
    »Ich fange bei Ihnen an.«
    »Ich weiß immer noch nicht, was mein persönlicher Weg ist. So, Achtung jetzt, Edmond kommt Ava und den anderen auf die Schliche.«
    Sie sahen sich den restlichen Film an. Edmond spürte jedes Mitglied der Bande auf, bis er die ganze Story kannte. Er überführte Ava mit einem höhnischen Lächeln.
Flynn musste sich unbedingt bei Barnes & Noble etwas von Hemingway besorgen.
    Opa machte das Licht an. Flynn streckte sich in seinem Sitz aus und unterdrückte ein Gähnen. Es war halb sieben. Er fragte sich, was jetzt kam. Sollte er Jessie Gray zum Essen einladen? Erwartete sie von ihm, dass er etwas unternahm? Würde er je seine Angst überwinden, jemandem die grauen Haare auf seiner Brust zu zeigen? Würde sie ihm ihr Reizgas ins Gesicht sprühen, wenn er sich zu weit vorwagte und versuchte, sie zu küssen?
    »Sie ist nicht zurückgekommen«, hörte er sie sagen.
    Erst dachte er, sie meinte Ava. Aber Ava war nirgendwo hingegangen. Dann wurde ihm klar, dass es um Florence ging.
    Er sah sich im Saal um. Florence ging nie aus einem Film. Sie musste häufig zur Toilette, aber sie blieb nie länger als fünf Minuten weg. Und bei Edmond wäre sie auf gar keinen Fall einfach gegangen.
    Flynn stand auf und lief den Gang entlang. Die Schachtel mit den Dippin Dots fiel auf den Boden, und die Eiskügelchen rollten unter die Sitze. Jessie Gray folgte ihm. Er war nicht sicher, ob ihm das gefiel. Er dachte daran, sie wegzuschicken, wollte aber nicht, dass sie allein irgendwo hinging. Wieder hatte er das Gefühl, dass alles, was er tat, verkehrt war.
    Im Foyer war niemand. Durch die breite Glastür sah er Huey und Hazel, die sich draußen eine Zigarette teilten. Die Sonne war untergegangen. Es sah aus, als würde es bald wieder schneien.
    »Ich sehe mal auf der Damentoilette nach«, sagte Jessie.

    »Ich komme mit.«
    »Das geht nicht.«
    »Betrachten Sie mich als Ihren Geleitschutz.«
    »Allmählich machen Sie mir Angst.«
    Da war es wieder, dieses dunkle Gefühl. Jeder Schritt führte ihn weiter hinaus auf seinem Weg in die Nacht. Er drückte die Tür zur Damentoilette auf. Jessie Gray folgte ihm und stieß einen kurzen Schrei aus.
    Florence saß auf dem Boden, neben dem Waschbecken, die Bluse aufgerissen und die Brüste entblößt. Die Hände lagen mit den Handflächen nach oben auf den Kacheln. Sie sahen jung und weich aus. Ihr Kinn ruhte auf der Brust. Ihre Augen waren halb geöffnet, der Blick ins Nichts gerichtet. Ihre hängenden Brüste waren mittelgroß und faltig. Aber da war noch etwas anderes. Die Haut ihres Busens war rosa und über dem Herzen leicht zusammengezogen. Die Nägel waren gesprungen. Sie hatte halbmondförmige Einkerbungen in den Handflächen. Was immer geschehen war, sie hatte es gespürt. Die unangerührte Popcornschachtel lag auf ihrem Schoß.
    Darauf lag ein mit Schreibmaschine beschriebener Zettel.
     
    ICH HALTE DAS NICHT MEHR AUS.
UND DU?

11
    Die Antwort war nein. Am liebsten wäre er auf irgendein Hochhaus gestiegen und hätte es hinuntergebrüllt. Manchmal sollte man es besser rauslassen. Stattdessen konnte er nichts anderes tun, als die Zähne zusammenzubeißen.
    Jessie sprach mit der Polizei, sie lächelte und wirkte seriös und kooperativ. Sie setzte ihren ganzen Charme ein und sah irgendwie noch attraktiver aus. Sie war

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