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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Bühne.«
    Nachdem sie sich gesetzt hatten, stellte sie ihre Handtasche auf den Sitz neben sich. Sie schien das Gewicht einer Hantel zu haben. Er fragte sich, was außer Lippenstift
und Taschentüchern noch darin war: ein Diktiergerät, iPod, Handy, ein paar Bücher über Film Noir, um eine Ahnung von seinem Hobby zu bekommen, Tränengas (das harte Zeug, kein Pfefferspray) und wahrscheinlich ein Ordner mit seiner kompletten Lebensgeschichte. Lesestoff für die Zugfahrt.
    »Ich weiß, dass Sie oft herkommen.«
    »Wann immer ich kann.«
    »Zeigen die hier nur Noir-Filme?«
    »Nein«, antwortete er, »aber meistens Klassiker aus den Vierzigern und Fünfzigern.«
    »Also die Art von Filmen, die heute nicht mehr gedreht wird, ja? Der Laden ist total leer. Wie halten die sich über Wasser?«
    »Die Hardcore-Fans kommen auf ihrem Streifzug erst
    in die späteren Vorstellungen.«
    Sie war Journalistin. Wörter erregten ihr Interesse. »Streifzug?«
    »Ja. Viele von ihnen wohnen draußen in Queens oder Brooklyn oder weit oben im Norden von Manhattan. Sie leben von Sozialhilfe, von der Wohlfahrt und ihrer Rente. Die meisten sind schon älter oder soziale Außenseiter. Sie leben nur noch für den Film. Ich meine nicht Kino, sondern Film. Die Klassiker. Die projizieren sich da hinein und denken, Bogie sei noch am Leben. Wer aus Uptown kommt, geht zuerst ins Aleister, dann ins Courant und dann ins Twin Golden Revival. Bis er hier ist, ist es neun. Von Brooklyn aus machen sie Station im Bowery Headlight, im Paragon Twin und im Marquee Classic. Die tauchen dann gegen sieben und später auf. Aber das meistens nur am Wochenende.«

    »Sie haben also das ganze Kino für sich allein?«
    »So ungefähr. Wenn ich direkt aus Long Island komme.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es so eine Underground-Bewegung von Filmfanatikern gibt.«
    »Schreiben Sie’s in der Parade .«
    »Ja, vielleicht mache ich das. Wundert mich trotzdem, dass solche Kinos überleben können. Womit machen die ihr Geld? Da waren gerade mal zwei Leute an der Kasse.«
    »Mehr braucht man nicht. Der mit den Tickets ist Huey. Die Frau, die die Süßigkeiten verkauft, heißt Hazel. Die beiden sind seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet. Oben sitzt ein Vorführer, den ich noch nie gesehen habe, aber sie nennen ihn Opa. Wahrscheinlich ist er das auch. Die drei halten den ganzen Laden am Laufen.«
    »Tun die das aus Liebe?«, fragte sie mit einem Anflug von Zynismus.
    »Das bezweifle ich. Huey und Hazel machen meistens keinen allzu glücklichen Eindruck. Aber das tut niemand, der fünfundzwanzig Jahre verheiratet ist.«
    »Er hatte eine Fahne.«
    »Scotch. Wenn der Film läuft, geht er kurz raus und genehmigt sich einen.«
    »Es ist also nicht jeder vom Zauber Hollywoods hingerissen?«
    »Jedenfalls niemand, der gerade eben davon leben kann.«
    Sie setzte sich aufrecht hin. »Das klingt ja richtig tiefsinnig.«
    »Täuschen Sie sich da mal nicht.« Die Tür hinter ihnen ging auf, und Flynn blickte sich um. »Da kommt noch so eine Glaubensgenossin.«

    Florence war eine robuste, kleine Dame mit einem zerknautschten Gesicht. Sie hatte eine Tüte Popcorn und ein paar andere Süßigkeiten in der Hand und trudelte den Gang hinunter, bis sie zu der Reihe kam, wo Flynn zusammengekauert in seinem Sitz saß. Als er aufstand, rief sie: »Flynn!«
    »Hallo, Florence.«
    Sie zitterte aufgeregt, sodass etwas von dem Popcorn zu Boden fiel. »Der gute Edmond, gleich bekommen wir ihn zu sehen.«
    »Ist schon eine Weile her, dass Edmond bei uns war. Das letzte Mal war, warten Sie, in D.O.A. ?«
    » The Hitch-Hiker. Vor neun Wochen, glaube ich. Der beste Film, den Ida Lupino je gedreht hat. Ach, es ist so wunderbar, zu wissen, dass selbst Hollywood-Starlets dem Zauber des Film Noir verfielen. Sonst waren sie ja eher für Galaveranstaltungen und große Dramen bekannt. Aber aus ihr wurde die Königin der B-Movies.«
    »Da haben Sie Recht, und Ida war gut. Sie hat das Beste aus O’Brien, Lovejoy und Talman herausgeholt. Und sie war sogar Co-Autorin. Ida wusste, wie man eine knackige Story schreibt.«
    »Unsere Ida, wann ist sie endlich wieder bei uns?«
    »Ich weiß nicht genau, ich denke, sie kommt bald mal vorbei. Ich habe nicht im Programm nachgesehen, aber wenn ich mich nicht irre, läuft nächste Woche White Heat .«
    »James und Edmond! Was für ein wundervolles Wiedersehen.«
    »Kann sein, dass ich Jimmy zum ersten Mal ›Top of the world, Ma!‹ auf der Leinwand brüllen sehe.«

    »Es

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