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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Ich habe ein schlechtes Gewissen.«
    »Du kannst hier keine Waffe mit reinbringen, Flynn«, sagte Sierra. »Du hast eine dabei, das sehe ich doch daran, wie du sitzt.«
    Er zog den.38er aus dem Gürtel und legte ihn in die unterste Schublade. Das besänftigte sie zwar nicht unbedingt, aber zumindest würde sie nicht weiter darauf herumreiten. Er wollte sie nach Kelly fragen. Er fand
nicht, dass das Haus sicher genug war, solange nur ein Teenager auf Nuddin aufpasste. Er stellte sich vor, wie jemand dort einbrach, den Jungen tötete und Nuddin mitten im Wohnzimmer mit einem Brandeisen folterte.
    »Ich denke, du solltest mal zu Dale gehen«, schlug sie vor.
    »Ach, komm schon, Sierra, ich bitte dich.« Oberpsychiater Dale Mooney war ein totaler Langweiler. Flynn hatte schon befürchtet, dass sie ihm das vorschlug, aber es tat trotzdem weh. Anscheinend vertraute sie ihm nicht mehr. »Ein Grundbestandteil der Arzt-Patient-Beziehung ist Vertrauen. Mooney ist aalglatt und weich, und ich mag ihn nicht.«
    »Er ist nicht so schlimm, wie du denkst. Eigentlich ist es sowieso fast Zeit für dein halbjähriges Gespräch. Geh doch einfach hin und bring es hinter dich.«
    »Nichts leichter als das. Ist er denn vorbereitet?«
    »Ich habe ihm gegenüber erwähnt, du könntest nach den Ereignissen in der letzten Zeit etwas Hilfe benötigen.«
    »Er ist ein echtes Arschloch.«
    »Genau wie du. Ich stelle meine Leute aufgrund ihrer Kompetenz ein, nicht aufgrund ihrer Persönlichkeit. Wenn ich das täte, könnte ich sämtliche Schreibtische aus diesen Räumen entfernen und Tanzkurse anbieten.«
    »Und warum genau glaubst du, ich müsste in Behandlung?«
    »Therapie heißt das. Behandlung ist heutzutage der politisch korrekte Ausdruck für Entziehungskur.« Sie
fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Zähne, die wie immer durch ihre kaputte Lippe lugten. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, aber das Wesentliche kann ich dir gern sagen, wenn du unbedingt willst. Soll ich das wirklich? Ich glaube, im Moment strömt zu viel von allen Seiten auf dich ein, das ist unter anderem ein Grund, weswegen du mit jemandem reden solltest.«
    »Ich werde nicht zu diesem Wichser gehen.«
    »Oh doch, sonst kannst du dich gleich morgen arbeitslos melden.«
    Sie strahlte dieselbe Entschlossenheit aus wie seine Mutter. Ihre Augen waren hart, dunkel und voller Schmerz und Enttäuschung. Jede Frau, die ihm etwas bedeutete, kriegte ihn irgendwann mit diesem Blick klein. Im Gegensatz zu seiner Mutter würde Sierra sehr viel weiter gehen als ein bisschen zu seufzen. Sie bluffte nicht. Sie würde ihn wirklich rausschmeißen.
    Seine Arbeit war alles, was Flynn hatte, es war das Einzige, das zählte.
    Er nickte und sagte: »Na gut.«
    Ein zufriedenes Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Mach einen Termin mit ihm aus. Diese Woche noch. Und lass deine Waffe zu Hause.«
    »Sicher«, erwiderte er, als sie ging. »Nicht, dass ich noch in Versuchung gerate.«
    Bei der Suche nach Emma Waltz war nichts herausgekommen, aber er hatte auch nicht Einsicht in alle Daten und war nicht so computerversiert wie Sierra. Er probierte dasselbe mit Angela Soto. Vielleicht tauchte sie irgendwo im System auf. Vielleicht hatte er sich geirrt und war Angela Soto schon mal begegnet. Sie war für
ihn gestorben, aber war sie wirklich eine vollkommen Fremde gewesen? Namen, Zahlen und Informationen flackerten über den Bildschirm und suchten nach einer Übereinstimmung. Es gab keine.
    Das Telefon klingelte. Es war Jessie Gray. Sie hatte sogar seine Büronummer.
    »Also«, fing sie an, »gehen wir heute Abend ins Kino?«
    »Ich bin eher für nachmittags. Die Fünf-Uhr-Vorstellung. Ich weiß aber nicht, was läuft.«
    Er hätte ahnen müssen, dass sie ihm auch in diesem Punkt einen Schritt voraus war.
    »Kein Problem, ich weiß es.«

10
    Im Paradigm lief The Killers von 1946 mit Edmond O’Brien und Burt Lancaster. Jessie Gray ließ ihren Wagen bei Flynn stehen, und sie fuhren zusammen mit der L.I.R.R. zur Penn Station und dann mit dem A-Train ins Village. Sie ging immer ein oder zwei Schritte vor ihm. Sie hatte einen schnellen Schritt und befürchtete offenbar, es könne sich nicht alles nach ihren Vorstellungen entwickeln. Er hoffte nur, dass sie ihn nicht wieder nach seinem persönlichen Weg fragte.
    Im Kino angekommen lief sie den Gang entlang zu den hinteren Reihen. »Sechste Reihe, Mitte, immer«, sagte er.
    »Ich dachte, dass gilt nur fürs Theater.«
    »Es gilt für jeden Raum mit einer

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