Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
Vom Netzwerk:
den Sümpfen.«
    Dieser riesige Polizeiapparat, diese Fülle von Fakten, für jeden einsehbar, und wenn es drauf ankam, wusste niemand einen Scheißdreck von nichts.
    Jessie fuhr fort. »Er ging als Oberst in den Ruhestand, nachdem Hirnkrebs bei ihm diagnostiziert worden war. Er weigerte sich, ins Krankenhaus zu gehen oder sich behandeln zu lassen, wahrscheinlich weil er mit ansehen musste, wie seine Frau langsam an Krebs gestorben war. Dann wurde er wahnsinnig.«
    »Und ballerte auf einem Spielplatz rum.«
    »Das weißt du also schon.«
    »Das weiß ich schon. Hast du irgendetwas über Nuddin herausbekommen?«
    »Nein. Und ich habe wirklich gesucht. Eigentlich hätte ich irgendetwas finden müssen. Vielleicht hat sie gelogen, und er war gar nicht ihr Bruder. Die Polizei hat überprüft, ob irgendwelche geistig Behinderten vermisst wurden, ohne Erfolg. Nuddins Fingerabdrücke haben ebenfalls nichts ergeben.«
    »Und das bedeutet?«
    »Ich weiß es nicht, aber es beschäftigt mich.« Sie sagte es mit einer gewissen Schärfe, als wäre die Suche nach der Wahrheit eine Herausforderung, die ihr Ego anstachelte. Der Typ, der seine Tochter gevögelt hatte, war ihr durch die Lappen gegangen, aber diesmal würde sie sich nicht ausstechen lassen. Weder von den Bullen noch von Flynn.
    Sie berührte seine Brust und wanderte mit dem Handrücken über seinen Bauch. Ihre Fingernägel fuhren vor
und zurück, er versuchte, ein Muster dahinter zu erkennen. »Meinst du, du könntest mich an deinem Boss vorbei zu Shepards Tochter bringen, damit ich sie interviewen kann?«
    »Keine Chance.«
    »Dann könnte ich Kellys Story bringen.«
    »Das ist nicht ihre Story.«
    »Und Nuddin?«
    »Nuddin spricht nicht.«
    »Willst du es nicht wenigstens versuchen?«
    »Nein.«
    »Das solltest du aber«, sagte sie. Ihre Stimme nahm einen härteren Tonfall an. Er hob den Kopf. »Die Zeitungen, die Medien, das sind nicht nur ein Haufen Geier, die sich auf einen stürzen. Schlagzeilen haben einen enormen Einfluss. Man muss sie sich zunutze machen. Vielleicht können wir deinen Killer aus seinem Versteck hervor und in eine Falle locken.«
    »Ich finde, du solltest dich einfach mal zurücklehnen und mir im Zweifelsfall zur Seite stehen«, erklärte ihr Flynn. »Ich führe die Ermittlungen, und du bist das Mädchen hinter den Kulissen, die den Fall am Ende löst. Lass mich der Neandertaler sein.«
    »Dazu bist du nicht tough genug.«
    »Da hast du Recht. Aber wie wäre es, wenn du mir trotzdem hilfst?«
    Er ließ sich zurück in die Kissen fallen. Jessie Gray schmiegte sich an ihn und fuhr mit den Lippen an seinem Hals entlang.
    »Ich bin ein hübsches junges Ding, das in einer verschneiten Nacht in deinem Bett liegt und dich will,
dich braucht, und alle möglichen Signale aussendet, damit du dich umdrehst und mich noch mal vögelst, und du redest die ganze Zeit nur über Morde. Soll ich dir vielleicht die Nummer von meinem Therapeuten geben?«

19
    Nachdem sie sich noch mal geliebt hatten, schlief Jessie mit dem Kopf auf seinem Bauch ein. Sie schnarchte leicht und stieß ruhig die Luft zwischen den Lippen hervor, sodass eine Strähne immer wieder emporgehoben wurde. Flynn sah ihr zu und versuchte, nicht zu schwer zu atmen, während er insgeheim immer wütender wurde und seine zweite Packung seit Mitternacht leer rauchte.
    Das Telefon klingelte um zwei Uhr.
    Er schob sie sanft beiseite. Jessie wachte nicht auf. Er tappte in die Küche und ging dran. »Hallo?«
    Nichts. Eine beklemmende Stille erfüllte den Raum. Zehn Sekunden, zwanzig, dreißig, länger als eine Minute. Irgendwann wusste er nicht mehr, wie lange er schon dort stand.
    Jetzt ist es so weit, dachte Flynn. Ich habe ihn in der Leitung. Wenn die Bullen mich noch abhören, ist das
vielleicht der Fehler, auf den wir gewartet haben. Doch im Grunde wusste er, dass sie ihn nicht mehr überwachten und er all seinen Geistern zum Trotz allein war. Das Plastik knarrte in seiner Hand. Fast hätte er das Telefon zerdrückt. Eine wahnsinnige Verzweiflung ergriff ihn.
    Fast hätte er Emmas Namen gesagt.
    Stattdessen hörte er Zero fragen: »Wer ist da? Ist es für mich?«
    »Du bist es«, sprach er ins Telefon. Wieder Warten. »Willst du mir nicht sagen, worum es hier geht? Geht es um Christina Shepard oder um etwas anderes?«
    Er saß im Charger, sah das Wasser über seinem Gesicht ansteigen und spürte, wie er starb, zuerst das Gefühl von Taubheit, dann nur noch ein großes Nichts. Er fragte sich, wie es

Weitere Kostenlose Bücher