Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
Vom Netzwerk:
Ihr Leben ist bisher nicht gerade glücklich verlaufen.«
    »Ich weiß.«
    »Und du willst sie retten. Um wiedergutzumachen, was Danny ihrer Schwester angetan hat.«
    Es hatte keinen Zweck zu lügen. »Ich schätze, ja.«
    »Das ist eine ziemlich simple Haltung, und die bringt dich auf einen ziemlich kompromisslosen Kurs.«
    »So bin ich.«
    »Du hast kein bisschen weitergedacht. Du rennst da einfach rein, schubst den Typen herum und kommst nicht auf die Idee, dass er das an ihr auslässt?«
    »Ich habe ihn nicht herumgeschubst. Ich habe mich sogar vorgestellt.«
    Sie schüttelte enttäuscht den Kopf. »Chad Rocco hat der Polizei erzählt, du hättest sie beide zusammengeschlagen.«
    »Weil er seinen eigenen Arsch retten wollte.«
    »Und sie hat mitgespielt, das meine ich. Sie hat dich nicht als ihren Retter angesehen.« Jessie zog die Augenbrauen hoch, sie hatte es tatsächlich genauso drauf wie früher seine Mutter. »Hat sie dich überhaupt
erkannt? Konnte sie sich an deinen Namen erinnern?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »In mancher Hinsicht bist du wirklich komisch.«
    »Dessen bin ich mir vollkommen bewusst«, erklärte er.
    Sie ging zum Schlafzimmer, blieb in der Tür stehen und warf einen Blick auf sein Bett. Das Zimmer war bestenfalls als spartanisch zu bezeichnen. Er besaß ein Kissen, eine Wolldecke und eine Bettdecke. Marianne hatte alles Schöne und Wohnliche mitgenommen. Bis auf das Bett und eine Kommode hatte er sich nie die Mühe gemacht, neue Möbel anzuschaffen. Von all den hübschen kleinen Dingen ganz zu schweigen. Er hätte gar nicht gewusst, wie.
    Jessie drehte sich zu ihm um, stemmte kokett die Hand in die Hüfte und lehnte sich gegen den Türrahmen, den Kopf leicht zur Seite geneigt, sodass das Haar ihr über ein Auge fiel. Er hatte die Pose in Hunderten von Filmen gesehen, aber jetzt war es etwas vollkommen Neues. Er befeuchtete sich die Lippen. Schweiß trat ihm zwischen die Schulterblätter.
    »Machst du dir immer noch Sorgen um mich?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Ich bin dir zu schnell. Dagegen kann ich nichts tun. Ich fühle mich zu dir hingezogen. Mein Therapeut kann mir leider auch nicht helfen. Ich rede die ganze Zeit von dir. Er ist selbst schon völlig fasziniert.«
    »Du solltest ihn feuern.«
    »Ein bisschen willst du mich aber auch, oder?«

    Jetzt saß sie auf dem Bett und schwang die Beine auf die Matratze. Sie war etwas zu jung für die Nummer, aber es ging tatsächlich ein gewisses Feuer von ihr aus.
    »Was, wenn es wahr wäre? Was, wenn ich dich wirklich mögen würde?«, fragte sie, während er sich über die Bartstoppeln fuhr.
    »Ich denke, du solltest mal ein bisschen in deinem Köpfchen aufräumen und dir einen Mann suchen, mit dem du zusammenbleiben willst. Hör auf, hinter den falschen Typen herzulaufen.«
    »Guter Tipp«, meinte sie. »Ich frage mich, ob ihn je jemand beherzigt hat. Du suchst dir immer die richtigen Frauen aus, ja?«
    »Nein.«
    »Wie ich schon sagte …«
    »Auch in dieser Hinsicht bin ich komisch.«
    Sie zog eine Grimasse. »Hör auf, dir dauernd Gedanken über deine weißen Haare zu machen, Mr Miracle. Meine Güte, du bist schlimmer als meine Mutter.« Langsam knöpfte sie sich die Bluse auf, und das Feuer in ihren Augen sprang auf ihn über.
    Trotzdem rührte er sich erst, als sie sagte: »Und jetzt komm her, Mr Miracle, und nimm mich.«

18
    Mitten in der Nacht stand Flynn auf und überprüfte die Wohnungstür, die Fenster und sämtliche Schlösser. Er öffnete die Jalousien, sah hinaus auf den silbern leuchtenden Schnee und stellte sich vor, wie ein Heckenschütze ihn ins Fadenkreuz nahm und er die Kugel kommen sah und einfach auswich. Dann rannte er hinterher über das Eis, das ihn schon einmal getötet und auch schon einmal gerettet hatte, und hoffte, es würde dasselbe wieder tun.
    Wenn er ihn doch bloß in die Finger bekäme.
    Die leeren weißen Wände glühten in der Dunkelheit. Die Helden vergangener Jahrzehnte waren nicht mehr da, um ihn zu beschützen. Bogie, der ihm wissend zugezwinkert hatte, Bettys Pin-up-Fotos, die die amerikanischen GIs durch den Pazifikkrieg gebracht hatten, sie konnten Flynn nicht mehr helfen.
    Er schlüpfte zurück unter die Decke, rauchte eine Zigarette und wartete auf einen guten Einfall.

    Er dachte, Jessie würden schlafen, aber sie bewegte sich neben ihm. Er hatte das Licht im Bad angelassen, es war gerade hell genug, um ihre Lippen zu erkennen. »Ich mag ältere Männer. Ihr vögelt, als müsstet ihr etwas

Weitere Kostenlose Bücher