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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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nicht.«
    Er strich ihr mit der Hand über das nasse Gesicht, so wie er es bei seiner Mutter am Krankenbett getan hatte,
als schon fast kein Fleisch mehr an ihr gewesen war. »Was für einer?«
    »Ein alter … GTO.«
    Der Pontiac. Er hatte Trevor und Nuddin daran arbeiten sehen, an dem Tag, als er durch das Garagenfenster gespäht hatte. Er hatte nur die Haube gesehen, aber das Bild war hängen geblieben. All diese Dinge lagen irgendwo tief in ihm verschüttet, und jetzt war es zu spät.
    »Wie hieß dein Ex mit dem Waffentick? Der, der die Banken überfallen hat. War das Leo Coleman?«
    »Was zum Teufel weißt du … Leo? Warum?«
    »Es tut mir leid, Sierra, es tut mir unendlich leid.«
    Natürlich zauberte das ein Lächeln auf ihre Lippen. Sein leidendes Wimmern, seine Entschuldigung.
    Ein Zittern ging durch ihren Körper. »Film Noirs enden immer tragisch.«
    »Schon, aber nicht für die Frauen. Am Ende sind es immer die Männer, die eins auf den Deckel kriegen.«
    »Stimmt, das hatte ich vergessen. Jetzt geht es mir schon besser«, erwiderte sie, und in einer plötzlichen Erkenntnis füllten sich ihre Augen mit Angst, sie wurde von Krämpfen geschüttelt und war tot. Ein kleines Stück von Flynns kleinem Herzen brach ab und ging mit ihr.

27
    Ein Schatten fiel auf ihre Leiche.
    Flynn wirbelte herum und hielt den.38er auf Trevor gerichtet, der zitternd vor ihm stand. Flynn sah, dass der Junge kurz davor war, sich zu übergeben. Er packte ihn am Kragen und führte ihn in die Küche, wo er sich in die Spüle erbrach und das Bewusstsein verlor. Flynn ließ das Wasser laufen und spritzte es ihm ins Gesicht. Er steckte den.38er ins Halfter, trug Trevor zurück ins Wohnzimmer und setzte ihn auf die Couch, so nah an die Wand, dass die blutige Perücke ihn fast an der Wange berührte.
    Er ging ins nächste Zimmer, riss die Tür auf und sah ein etwa zehnjähriges schwarzes Mädchen tief schlafen, die Augen halb geöffnet. Als er versuchte, sie zu wecken, stöhnte sie auf und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, wachte aber nicht auf. Nachdem er ihren Puls kontrolliert hatte, ging er von Zimmer zu Zimmer und
kontrollierte ein Kind nach dem anderen. Es waren insgesamt fünf. Sie standen unter Medikamenten, aber es schien ihnen gut zu gehen. Kelly war nicht dabei. Sierra war eine Heilige gewesen. Sie hatte sich um alle gekümmert, und er hatte ihr nicht ein einziges Mal geholfen.
    Trevor saß zitternd auf dem Sofa. Er würde nie darüber hinwegkommen, auch dann nicht, wenn er irgendwann verstand, was er getan hatte, und Buße tun wollte.
    Flynn wies auf eine der Türen.
    »Was hat er den Kindern gegeben?«
    »Pillen.«
    »Was für Pillen?«
    »Er wollte, dass ich sie ins Abendessen mische, bevor sie nach Hause kommt. Aber es waren so viele. Ich habe nur ungefähr ein Drittel genommen. Ich wollte … Ich wollte nicht …«
    »Du wusstest, dass er sie alle töten wollte.«
    »Nein!«
    »Wo sind die restlichen Pillen?«
    »Ich hab sie die Toilette runtergespült.«
    »Hast du die Fläschchen noch?«
    »Da waren keine Fläschchen, er hatte sie in Beuteln. Es waren kleine weiße Pillen.«
    Und sie stammten von Petersen, dem pausbäckigen, nach Tabasco stinkenden Herrn über Leben und Tod, der Menschen mal rettete und mal nicht, nur weil er es konnte.
    Flynn griff nach dem Telefon und wählte 911, bellte die Adresse hinein, gab alles an, was er über den Zustand der Kinder wusste, und erklärte der extrem monotonen,
herablassenden Stimme am anderen Ende der Leitung, eine Freundin läge tot auf dem Fußboden.
    Unbeeindruckt fragte der Mann am Telefon: »Sir? Sir. Sind Sie sicher, Sir? Sir?« Flynn legte auf.
    »Was ist passiert, Trevor?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Flynn schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. »Sag schon.«
    »Ich habe nichts zu sagen!«
    »Du musst reden.«
    »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Oh, mein Gott, Scheiße, verdammt noch mal.«
    Mehr war nicht aus ihm rauszuholen. Damit wollte Flynn sich aber nicht abfinden. Er packte den Jungen im Nacken und drückte ihn in Richtung Sierra.
    »Warum hast du das getan?«
    »Das war ich nicht!«
    »Warum hast du Petersen geholfen? Woher kennst du ihn überhaupt?«
    »Ich weiß nicht, wen Sie meinen!«
    »Hör auf zu lügen!«
    »Ich lüge nicht!«
    Plötzlich empfand Flynn Mitleid mit ihm. Im Grunde war Trevor nichts weiter als ein dummer Junge, der versuchte, sich in einer zunehmend komplexen und grausamen Welt zurechtzufinden. Er nahm ihn in die Arme

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