Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Streifenbeamten hin.«
Ich zog mein Handy aus der Tasche. »Wenn ein Polizist vor der Tür steht, wird sie nicht aufmachen. Sie leidet unter Verfolgungswahn.«
»Mist. Und ihre Mutter?«
»Die vermutlich schon, aber es kann sein, dass sie gerade bei der Arbeit im Motel ist.« Ich gab Valeries Handynummer ein und hörte es klingeln. »Ich werde den Streifenbeamten begleiten.«
Mein Vater trat zu uns. »Ich komme auch mit.«
Ich stand stocksteif da, weil ich ihm nicht in die Augen sehen wollte. Valerie antwortete nicht. Ich nickte meinem Vater zu.
»In Ordnung«, sagte Tommy.
Er winkte einen jungen Streifenbeamten zu uns. Tommy erklärte ihm, er solle im Sierra View Motel und im Haus der Skinners anrufen und uns zu Valerie bringen.
Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Du packst das schon, Evan.«
»Pass auf dich auf«, sagte ich.
»Schon gut. Morgen hör ich mit dem Rauchen auf.«
Als wir im Streifenwagen saßen, ließ der junge Polizist den Motor an und fuhr rückwärts aus dem Parkplatz heraus.
Valeries Mutter, Alma Skinner, hatte keinen Dienst im Motel. Doch unter ihrer privaten Telefonnummer meldete sich niemand. Und Valerie ging immer noch nicht an ihr Handy. Gerade als ich mich anschnallen wollte, sah ich Abbies Familienvan vor dem Polizeirevier bremsen.
»Moment noch«, sagte ich und stieg aus. Abbie und Wally traten auf mich zu.
Sie winkte. »Ich fahr jetzt nach Independence und wollte mich von dir verabschieden.«
»Coyote ist hier.«
Ich erzählte ihnen, was passiert war, und die beiden starrten mich entsetzt an. Abbie suchte nach Wallys Hand.
»Die Kinder«, sagte sie.
»Ihr müsst unbedingt mit Tommy reden.«
Die beiden rannten ins Revier.
Ich setzte mich wieder in den Streifenwagen. »Los.«
Schmutz und Hitze lasteten auf dem Viertel in Hollywood wie der stinkende Mantel eines Obdachlosen. In der Nacht hatten Hunde in den Mülltonnen nach Futter gesucht. Jesse legte sich die Glock auf den Schoß und deckte sie mit seiner Jeansjacke zu. Die Sockelleisten im Innern des Appartementgebäudes starrten vor Schmutz. Im Fahrstuhl stank es nach Urin. In der obersten Etage blieb Swayze zurück. Jesse klopfte an die Wohnungstür. Niemand antwortete.
»Ich suche den Hausmeister. Vielleicht macht er uns die Tür auf«, sagte sie.
»Nein. Das übernehme ich.«
Sie sah ihn an. »Ich werd Ihnen schon nicht weglaufen.«
»Ich weiß. Aber ich kann sehr charmant sein.«
Der Hausmeister hatte nur ein Auge und stank nach Gin. Er war schlechter Laune, weil er ein paar Minuten des Baseballspiels im Fernsehen verpasste und weil Mrs. Kazanjian nicht selbst zur Tür kam. Sie war alt und gebrechlich. Und eine garstige Hexe, weshalb ihm die Vorstellung widerstrebte, mit nach oben zu kommen und sie zu stören. Darum hatte er auch nichts dagegen, dass Jesse den Schlüssel mitnahm. Schließlich konnte er Jesse ansehen, dass er sich Sorgen machte, obwohl auf seiner Visitenkarte das Wort »Rechtsanwalt« stand.
Wahrscheinlich rechnete der Mann mit einer Belohnung, wenn sich herausstellen sollte, dass sie ein Unglück verhindert hatten. Jesse versicherte ihm, er sei gleich wieder da.
Swayze wartete oben auf ihn. Als er sich der Wohnungstür näherte, wich sie ein paar Schritte zurück. Da fiel Jesse ein, dass Coyote sich mit Sprengstoffen auskannte.
»Glauben Sie, sie hat die Tür mit einer Sprengfalle versehen?«
»Das wäre möglich.«
Er drehte den Rollstuhl so weit wie möglich von der Wand weg, schloss auf und stieß die Tür auf, während er den Kopf wegdrehte und sich zurücklehnte.
Alles blieb ruhig.
Gelbes Licht drang durch die Fenster. Staubkörnchen tanzten in der Luft. Es roch nach Moder und Lavendel. Und nach verrottendem Fleisch.
Jesse musste sich am Türrahmen festhalten. »Oh, Scheiße.«
Die Wände und der Esstisch waren mit Dokumenten bedeckt. Fotos, Notizen und Tabellen. Er bemerkte Bücher und einen Computer, und noch mehr Notizen, ganze Bände davon. Das Appartement war in eine Kommandozentrale verwandelt worden.
Swayze schob sich an ihm vorbei und betrat die Wohnung.
»Nicht. Kommen Sie zurück.«
Sie schritt den Flur hinunter. Vor einem Zimmer blieb sie stehen, warf einen Blick hinein und kam dann zurück. »Sie ist tot.
»Coyote?«
Sie betrachtete die Fotos an den Wänden. »Mrs. Kazanjian. Sie hat ihr das Genick gebrochen.«
Jesse klammerte sich immer noch an den Türrahmen. »Das ist ein Tatort. Verschwinden Sie, bevor Sie sämtliche Spuren verwischen.«
Er zog
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