Schmerzlos: Thriller (German Edition)
stürzte zu Boden.
Dann hörte sie noch ein Geräusch. Schnapp, schnapp. Mr. Klijsters zog sich ein Paar Latexhandschuhe an.
Er drückte auf den Knopf für die Hydraulik, sodass der Behandlungsstuhl nach oben fuhr und die Rückenlehne nach hinten kippte. Die Untersuchungsleuchte hing direkt über Cecis Gesicht. Ihre Hände und Füße waren mit Klebeband an den Stuhl gefesselt.
Klijsters beugte sich über sie. Er wirkte völlig ruhig. Und natürlich war er gar nicht Robin Klijsters.
»Fangen wir an.«
Sie hörte, wie die Instrumente aneinanderstießen. Plötzlich hatte er den Scaler in der Hand. Die Klinge am Ende war lang, zu einem Haken gebogen und an der Spitze scharf geschliffen. Er kam näher. Sie drehte den Kopf weg. In der anderen Hand hielt er den Taser. Der Elektroschocker erinnerte an eine Pistole, hatte am Ende des kurzen, dicken Laufs aber keine Mündung, sondern zwei elektrische Kontakte. Klijsters drückte ihr kurz die Kontakte auf die Augenlider.
»Ja nicht bewegen.«
Sie roch Puder und Latex. Dann fühlte sie den Scaler an ihren Lippen. Ihre Zunge schwoll bereits an, dort, wo sie sich gebissen hatte. Der Haken stach jetzt in ihre Unterlippe, die zu bluten begann.
»Tut es weh?«, fragte er.
»Hören Sie auf«, flüsterte sie.
Sein Blick glitt prüfend über ihr Gesicht. Mit einem plötzlichen Ruck bohrte er das Instrument durch ihre Unterlippe und zerrte daran, als wäre sie ein Fisch am Haken.
»Sag schon. Tut es weh?«
Ceci stieß einen gellenden Schrei aus. Er drückte noch einmal ab, und der Taser entlud sich ein zweites Mal. Grelles Weiß blitzte vor ihren Augen auf, und ihr ganzer Körper verkrampfte sich.
Er packte den Scaler fester, dann riss er ihn heftig nach oben, sodass ihr Mund wie ein kaputter Reißverschluss in der Mitte gespalten wurde. Ein Schwall Blut floss über ihr Kinn, und sie fühlte ihr zerfetztes Fleisch unter einer Schicht Taubheit pulsieren.
Klijsters berührte mit dem blutigen Scaler ihre Wange. Sein Blick schien sie kühl zu analysieren. Der Haken, an dem noch Haut- und Gewebefetzen von ihrer Unterlippe hingen, wanderte über ihr Gesicht. Seine scharfe Spitze ritzte in ihre Haut wie eine Kralle.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht hatte sich immer noch nicht verändert. Der Scaler bewegte sich jetzt über ihre Wangen nach oben. Er bohrte sich in ihr Fleisch, wieder und wieder, und zerfetzte ihr nach und nach das Gesicht.
»Antworte mir. Tut es weh?«
Seine Augen waren kalt wie Eis, doch da war noch etwas. Er sah genauso aus wie die Typen, von denen Wally immer sagte, dass man sie nie zum Zahnmedizinstudium hätte zulassen dürfen, regelrechte Sadisten, die viel zu gern operierten. Und auf einmal brach ein Schluchzen aus ihr heraus, denn ihr war klar geworden, dass Wally nicht in die Praxis kommen würde. Niemand würde kommen.
Ihre Zunge hinter der zerfetzten Unterlippe mühte sich ab, das Wort auszusprechen. »Nein.«
Er rammte ihr den Haken ins Auge.
4. Kapitel
Als der Streifenbeamte in Begleitung von einigen Männern der Küstenpatrouille eintraf, unterhielt ich mich gerade mit Becky O’Keefe. Sie hatte ein kleines Fotoalbum mitgebracht, das offen auf dem Picknicktisch lag, und zeigte mir Bilder ihres Zweijährigen.
»Er ist ein richtiger kleiner Wildfang.« Sie lächelte breit. »Sag mal, hast du wirklich schon drei Romane geschrieben? Ich finde das so toll.«
»Danke.«
»Es ist fantastisch, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann. Bei mir war es eben das Kunsthandwerk.«
Beckys T-Shirt mit seinen auffälligen Applikationen spannte gewaltig über ihrem bierfassförmigen Oberkörper. Es war gelbgrün und verziert mit winzigen Pompons und glitzernden Mustern. Der Einband des Fotoalbums war so dekoriert, dass er zu dem T-Shirt passte. Jesse saß neben mir und spielte Galgenmännchen mit Travis Hankins. Er lächelte, ohne mich anzusehen. Ich nahm ihm den Stift aus der Hand, zog Striche für zehn Buchstaben und schrieb Lieb von dir darüber.
Die Leute von der Küstenpatrouille hielten gerade einen Mann an, der eine der Baseballmützen mit dem Emblem der Highschool trug. Er deutete auf den Spielplatz. Sie überquerten die Terrasse und traten in die Sonne hinaus. Wally und Abbie unterhielten sich miteinander, während die Mädchen auf einem Klettergerüst herumturnten.
Becky blätterte um. »Ryan ist recht groß für sein Alter. Ich weiß nicht, ob dir das aufgefallen ist.«
»Er ist süß. Er sieht aus wie …«
»Winston Churchill. Ich
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