Schmerzlos: Thriller (German Edition)
mich von diesen Schwachköpfen nicht verklagen lassen.
Valerie stellte ihren Becher ab. »Das ist nicht witzig, ihr Vollidioten.«
Die beiden zuckten zusammen und wandten sich um.
»Soweit ich mich erinnern kann, habt ihr eure Schwänze früher nicht mal gefunden, wenn ihr mit beiden Händen danach gesucht und noch einen Kompass zu Hilfe genommen habt. Wenn es hier Schwachsinnige gibt, dann red ich gerade mit ihnen.«
Dann drehte sie sich wieder zu mir und reichte mir ein Stück Papier mit einer Telefonnummer und einer E-Mail-Adresse. »Meld dich mal bei mir.«
Bo und Stace starrten stumm und mit finsterem Blick in ihre Biergläser. Ich lächelte Valerie an.
»Gut gemacht, Primadonna. Danke«, sagte ich.
Ihr Lächeln war zynisch, aber herzlich. »Ein Kompliment von dir? Dann kann ich ja jetzt beruhigt sterben.«
Ceci Lezak hockte in ihrem Auto und sah vom Parkplatz vor der Sporthalle dem bunten Treiben ihrer ehemaligen Mitschüler zu. Sie hatte im Wagen gesessen, seit sie das Polizeirevier verlassen hatte. Die ganze Nacht, hellwach. Sie brachte es einfach nicht fertig, auszusteigen.
Auf dem Picknick würden sie alle mit Fragen bombardieren. Wie war es, Kelly so zu finden? Wie hatte sie ausgesehen? Was hatte er mit ihr gemacht? Ceci spürte den Druck auf ihrer Brust wachsen, bis sie kaum noch atmen konnte. Wenn sie es ihnen erzählte, würden sie entsetzt zurückweichen. Die stinkenden, blutigen Wurstketten auf dem Boden. Sie musste würgen, und ihre Augen brannten.
Auf der anderen Seite des Parkplatzes stand Wallys großer Familienvan. Als er aufgetaucht war, hatte ihr Herz schneller geklopft. Sie war sicher gewesen, dass Wally zu ihr herüberkommen und sie trösten, sie mit seiner sonoren Stimme beruhigen würde. Stattdessen waren seine Blagen aus dem Auto gesprungen, diese drei kleinen Blondschöpfe, deren helles Haar in der Sonne leuchtete.
Alle waren Abbie wie aus dem Gesicht geschnitten – die zu guter Letzt auch noch erschien und wie immer pausenlos und viel zu laut redete. Wally nahm ihr den Rucksack ab und begleitete sie in die Sporthalle hinein. Ihr hatte er geholfen und seinen Arm um ihre Schulter gelegt. Ceci hatte er gar nicht bemerkt.
Sie ließ den Motor an und fuhr mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Die Straße verschwamm vor ihren Augen.
Wieder sah sie Kelly vor sich, die mit ausgebreiteten Armen auf dem Boden lag, den Rock bis zur Taille hochgeschoben, die Bluse aufgerissen. Das Tranchiermesser steckte in ihrem Nabel. Aus der klaffenden Wunde quollen ihre Eingeweide. Graue, blutige Därme, wie fette, schimmernde Würmer, die sich aus ihrem Unterleib über den Küchenboden schlängelten. Der Gestank nach Exkrementen und ätzenden Chemikalien hatte Ceci würgen lassen. Doch geschrien hatte sie wegen etwas anderem.
Ceci konnte nicht nach Hause, jedenfalls nicht allein. Sie gab Gas und fuhr in die Praxis.
Hier fühlte sie sich sicher. Es war Sonntag, und alles war kühl und ruhig und ordentlich und von Wallys Gegenwart erfüllt. Ceci drehte die Klimaanlage hoch und schaltete die Stereoanlage ein. Die Fahrstuhlmusik aus den Lautsprechern beruhigte sie. Im Untersuchungszimmer 1 lag ein Tablett mit zahnärztlichen Instrumenten auf der Arbeitsplatte. Sie rückte die Instrumente gerade und platzierte sie nach Größe geordnet exakt zwei Zentimeter voneinander entfernt. Sonden, Mundspiegel, Küretten und Scaler zur Zahnsteinentfernung.
Kellys Beine waren gespreizt, der Mörder hatte ihr die Innenseiten ihrer Oberschenkel zerfetzt. Die Schnitte hatten ein Muster, sie begannen an ihren Knien und wurden nach oben hin immer tiefer und länger. Fast wie Klauenspuren.
Die Instrumente auf dem Tablett waren sterilisiert, aber irgendwie wirkten sie nicht sauber genug. Ceci suchte sich ein Stück Mull und fing an zu putzen. Sie polierte die Instrumente, rieb immer fester und fester.
Klauenspuren, aber nicht von einem Tier, denn kein Tier hätte Abflussreiniger auf die Wunden gestreut und zugeschaut, wie sich die Natronlauge in Kellys zerfetztes Fleisch fraß. Kein Tier hatte ihr die Genitalien zerfetzt. Oder ihr einen Trichter in die klaffende Bauchwunde gerammt und den Rest des Abflussreinigers hineingekippt.
Ceci konnte wieder ihre eigenen Schreie hören, dieses Mal aber nur in ihrem Kopf. Sie musste würgen und beugte sich über das Spülbecken, wo sie von Magenkrämpfen geschüttelt wurde.
Draußen klopfte jemand an die Tür eines Büros. »Hallo?«
Die Stimme einer Frau, zaghaft,
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