Schmerzlos: Thriller (German Edition)
für Paare. Wir haben sie Wochenendfeuerwerk genannt.«
»Gehört sie auch zum Wochenendfeuerwerk?« Ich packte die aufblasbare Gummipuppe, die auf meinem Sofa saß, im Genick.
»Das ist Suzie. Ich nehme sie immer zu meinen Dessouspartys mit, falls einige der Gäste zu schüchtern sind, um selber was anzuprobieren. Ist sie nicht niedlich?«
Suzies anzügliches Grinsen ließ darauf schließen, dass sie sich bereits mit ein paar Raketen vergnügt hatte. Ich warf sie aufs Sofa zurück.
»Jetzt sag mir bitte nicht, dass du das alles vor den Söhnen von Mr. Martinez ausgepackt hast.« Dass die Handwerker, die mein Bad renovierten, diese Unterwäsche zu Gesicht bekamen, fehlte mir gerade noch.
»Natürlich nicht.« Taylor klatschte in die Hände. »Aber eigentlich bin ich ja hergekommen, um mit dir über meine Pläne für das Buch zu sprechen.«
Hatte sie das Wochenende etwa damit verbracht, den Roman umzuschreiben, an dem ich gerade arbeitete? Ich warf einen nervösen Blick auf meinen Computer. Er war ausgeschaltet. Gott sei Dank.
»Evan, es geht nicht immer nur um dich.« Sie legte die Finger vor dem Mund zusammen. »Mein Buch.«
Mein Kopf schien sich von meinem Hals lösen zu wollen, so leicht fühlte er sich auf einmal an.
»Ich hab meinen Sinn fürs Geschäft weiterentwickelt. Und das umfasst erheblich mehr als nur den Verkauf. Ich habe ein Auge für schöne Dessous und ein Gespür dafür, wie man es fertigbringt, dass Frauen sich als etwas Besonderes fühlen, auch wenn sie keine makellose Figur haben.«
Ich war mir ganz sicher, dass sie dabei auf meine Brust starrte. Ihr Blick irrte umher, als hätte sie sich in flachem Gelände verlaufen.
»Aber meine schriftstellerische Begabung habe ich bis jetzt leider brach liegen lassen«, fuhr sie fort.
Meine Benommenheit verstärkte sich. Ich fragte mich, ob mein Gesicht gerade anschwoll wie ein mit Helium gefüllter Luftballon.
»Das muss in der Familie liegen. Jeder, der meinen Weihnachtsbrief bekommen hat, sagt mir, dass ich meinen Beruf verfehlt habe. Alle sagen, ich sollte Schriftstellerin werden.«
Ich begann zu schielen. Taylors Weihnachtsbrief war ein dreiseitiges Manifest zum Thema Mein perfektes Leben gewesen. Die krankhafte Eifersucht ihres Mannes und ihre Vorliebe für Junkfood und Affären hatte sie mit keinem Wort erwähnt, dafür aber ein Foto von sich beigelegt, das sie ohne Sattel auf einem der Rentiere des Weihnachtsmannes zeigte. Taylor war als Elfe verkleidet. Als Rentier hatte Ed Eugene herhalten müssen.
»Das heißt natürlich nicht, dass ich meine Arbeit bei Countess Zara aufgeben werde. Eigentlich ist es ja keine Arbeit, eher eine Gabe.«
»Du willst also ein Buch schreiben«, entgegnete ich.
»Ein Sachbuch. Einen Bildband. So ähnlich wie Madonnas Sex. Er wird Fotos von attraktiven Frauen enthalten, die Dessous meiner Firma tragen und ganz toll darin aussehen.«
Ich massierte mir die Schläfen. »Taylor, so was nennt man Katalog.«
»Nein, die Frauen werden am Strand fotografiert oder beim Motorradfahren auf dem Highway.«
»Auf dem Highway? Attraktive Frauen? In Unterwäsche?«
Sie klatschte in die Hände. »Und hier kommst du ins Spiel.«
Ich blinzelte und fühlte mich gegen meinen Willen geschmeichelt. »Meinst du das im Ernst?«
»Aber ja. Ich würde dieses Buch doch nicht ohne meine Cousine machen.«
Ich, ein Dessousmodel? Ich begann zu kichern. Es war ein dümmliches, begeistertes Kichern.
Taylor fuchtelte wild mit den Händen herum und sprach davon, dass sie die Fotoaufnahmen organisieren und den Text für die Bilder schreiben müsse. Und dann fragte sie, wie lange man brauchte, um ein Buch zu schreiben. Zwei Monate? Drei Monate?
»Sechs Monate bis zu einem Jahr«, erklärte ich ihr, in Gedanken noch immer bei dem, was sie vorhin gesagt hatte.
Nein, diese Sache war doch zu albern. Ich sollte mich in erotischen Dessous fotografieren lassen? Das war lächerlich.
Andererseits … Schwarz, ich würde etwas Schwarzes tragen. Eng anliegend und aus Leder. Dazu eine Sonnenbrille wie bei Trinity in The Matrix. Und hohe Stiefel. Jesse würde das gefallen. Stiefel bis zum Oberschenkel. Oh ja, ihm würde die Zunge raushängen.
»Ein Jahr? Evan, wenn ich meine Verkaufsprognosen an die Firmenzentrale schicke, kann ich eine Seite in zehn Minuten diktieren. Ein Buch zu schreiben kann einfach nicht so lange dauern. Bist du sicher?«
»Ganz sicher.«
Vielleicht sollte ich schon mal Bräunungscreme kaufen. Und ins Fitnessstudio
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