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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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die Chemotherapie, dann die Enzyme, die dafür sorgten, dass die Welle nicht über ihm zusammenschlug. Danach Nandrolon. Die Einwegspritzen würde er später in den Müllcontainer des Hotels werfen. Er vergewisserte sich, dass er noch einen ausreichenden Vorrat von den anderen Medikamenten hatte – die Medikamente, die er für seine Zielpersonen benutzte. Das waren vor allem Beruhigungsmittel: Pentothal, Ketamin und Benzodiazepine. Coyote packte seine Reiseapotheke wieder zusammen. Im Bad wusch er sich das dunkle Make-up von der Haut und nahm die grünen Kontaktlinsen heraus. Er war nie ohne Kontaktlinsen unterwegs, denn seine eigenen Augen ähnelten denen eines Kojoten. Die braune Pupille erschreckte die Leute, und sie vergaßen sie nie wieder.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Koffer zu. Garderobe, Schuhe, Kosmetik. Männerkleidung auf der einen Seite, Damenkleidung auf der anderen. Von Zeit zu Zeit war es leider erforderlich, dass er zur Frau wurde. Einige seiner Zielpersonen waren der Anima freundlicher gesinnt als dem Animus. Allerdings musste er dann immer lange Ärmel tragen, um seine muskulösen Arme zu verstecken. Er ballte die Hand zur Faust und beobachtete, wie die Adern an seinem Arm hervortraten. Um die Narbe zu verdecken, entschied er sich natürlich immer für einen Stehkragen.
    Seine schauspielerischen Fähigkeiten genügten, um seine Abscheu zu verbergen. Solange die Mission planmäßig verlief, konnte er es ertragen, zur Frau zu werden. Und am Ende konnte er die Anima endlich in die ewigen Schatten verbannen.
    Coyote strich mit den Fingern über eine schwarze Perücke. Die schulterlangen Haare waren dicht und schwer. Mit braunen Kontaktlinsen würde er zu einer typischen Hausfrau und Mutter aus einer der Vorstädte werden. Eine Gebärmaschine. Ja, das ließ sich machen.
    Er setzte die Perücke auf und blickte in den Spiegel. Diese Frau trug Lippenstift in einer konservativen Farbe. Rosa. Und ein nettes Lächeln im Gesicht. Sparsame Bewegungen, kleine Gesten, in Gedanken ständig beim Göttergatten und den Kindern. Menstruation, Trennungsangst, Elternversammlung, Pfadfinder und Ballett. Schätzchen, iss einen Keks. Ich bin unterwegs zum Pilates.
    Eine Vorstadtmutti, die armselige Ikone eines modernen Mythos.
    Coyote öffnete den Aktenkoffer und musterte die Waffen darin. Messer, C4, Granaten. Er wählte ein Messer mit einer zwölf Zentimeter langen, gezackten Klinge. Dann stieß er sich die Spitze des Messers in die offene Handfläche, direkt neben der Lebenslinie. Blut schoss aus der Wunde. Ungerührt sah er zu. Schmerzen empfand er nicht. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
    Das Blut sammelte sich in seiner Handfläche. Es glänzte im Licht, das durch die Fenster fiel, und zitterte im Rhythmus seines Herzschlags. Die Sonne drang zischend durch das Glas. Sie ließ das Blut in schillerndem Rot aufleuchten und als kleine, nasse Flamme von seiner Handfläche springen. Fasziniert sah er zu, wie das Feuer sich wand, ohne dass er die Hitze spürte. Doch die lodernde Blutflamme gab ihm ein Zeichen. Sie gab ihm die Antwort.
    Als draußen im Flur ein Staubsauger gegen die Wand prallte, zuckte er zusammen. Er konnte fühlen, wie sein rotierender Kopf allmählich wieder zum Stillstand kam. Er starrte auf seine Hand hinunter. Blut rann in die Falten seiner Handfläche. Das Messer war zu Boden gefallen.
    Er hatte einen Fehler gemacht.
    Wütend hob er das Messer auf, säuberte die Klinge und legte es in den Aktenkoffer zurück. Das war jetzt schon das dritte Mal in sechs Wochen. Er musste es unter Kontrolle bringen. War es vielleicht notwendig, die Chemo-Dosis zu erhöhen? Er warf einen Blick auf seine Reiseapotheke. Er hatte nur noch drei Ampullen.
    Coyote brachte das Knurren in seinem Kopf zum Schweigen. Er setzte sich an den Schreibtisch, breitete die Klassentreffen-Zeitung und das Jahrbuch der Highschool von China Lake zusammen mit seinen Notizen und seinem Tagebuch vor sich aus und begann, Querverweise zu erstellen. Es waren nur noch einige wenige dieser wertlosen, unwürdigen Leute übrig. Diese Versager, die nichts von der Macht wussten, die in ihnen ruhte. Und die erst im Moment ihres Todes zum Leben erwachte. Deshalb musste er sie liquidieren. Sie waren … fehlerhaft. Er blätterte durch die Klassentreffen-Zeitung und fand den Namen, den er suchte. Mapquest lieferte ihm die Koordinaten der Adresse, dann begann er sich auf seine nächste Aufgabe zu konzentrieren. Es bedurfte einer

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