Schmerzlos: Thriller (German Edition)
seiner Kehle. Er verstand immer noch nicht, warum die Army ihn entlassen hatte. Sie hatten behauptet, er sei nicht würdig, im Namen von Fleisch wie diesem zu kämpfen.
Ich heiße Wanda, Süßer. Leg die Hundert da auf die Kommode, einfach oben drauf, und zieh dich schon mal aus. Ich hol uns was zu trinken.
Doch er wollte sich vor Wanda nicht ausziehen, und daher hatte sie ihn auszuziehen versucht. Sie hatte ihn angefasst. Das hätte sie nicht tun dürfen.
Was ist das denn für eine Narbe, Süßer? Das sieht aus, als hätte es sehr wehgetan. Deine Halskette ist aber merkwürdig. Warum trägst du so etwas Hässliches?
Er hatte ihr das Genick gebrochen.
Coyote hüllte ihre Leiche in eine Bettdecke, wickelte Klebeband darum und stopfte das Bündel in den Wandschrank. Er zog sich aus, duschte und trocknete sich ab, wobei er darauf achtete, den Schnitt an seiner Hand nicht wieder aufzureißen. Dann wischte er mit dem Handtuch über den beschlagenen Spiegel im Bad und musterte prüfend sein Spiegelbild.
Er war weder launisch noch verschwenderisch. Er brachte nur die Menschen um, die auf seiner Liste standen, und es ging immer bloß darum, zu testen, ob sie Schmerz empfanden, ob sie Schmerz auch noch bei fortgesetzter Anwendung heftiger Reize empfanden, und ob ihr Schmerzempfinden an irgendeinem Punkt komplett abschaltete. Die meisten starben natürlich schreiend. Doch die, die irgendwann keine Schmerzen mehr spürten, jene wertlosen Unwürdigen, die gar nicht wussten, welche Macht sie hatten – sie starben in stummer Verwirrung.
Coyote fuhr noch einmal mit dem Handtuch über den Spiegel. Er betrachtete die Narbe. Und den Rest. Er hasste es, sich so zu sehen. Einige Männer, das wusste er, fühlten sich wohl in ihrer Haut, sie waren stolz und offen, selbst wenn sie feminin wirkten. Die Ladyboys in Thailand takelten sich auf, selbst wenn sie nur in der Reinigung ihrer Mutter hinter der Ladentheke standen. Und sie waren schön. In einer Bar in Pat Pong hatte er einen Jungen kennengelernt, einen Jungen mit dickem schwarzem Eyeliner, der ihn ebenfalls für schön gehalten hatte. Er hatte Coyote aufs Ohr geküsst, die Hand auf sein Geschlecht gelegt und gelacht, als er nicht reagierte. Du willst keinen Ladyboy, Cowboy, hatte er gesagt, du willst ein Ladyboy sein. Coyote hatte ihn getötet.
Bei dem Gedanken an den Jungen wallte Ärger in ihm auf. Mit den Ladyboys hatte alles angefangen. Ihre Schönheit, ihre geschmeidigen Bewegungen hatten ihn fasziniert. Den Jungen zu töten, hatte nicht zu seiner Mission gehört, aber er hatte es tun müssen. Und er war entsetzt gewesen über das, was er – sie – in sich gespürt hatte.
Er zog sich an und ging wieder an die Arbeit. Nach einer Weile war die Wohnung wie verwandelt. Die Photos, Ausdrucke, Röntgenaufnahmen und andere Daten aus der letzten Zeit hatte er an die Wände gepinnt. Auf dem Couchtisch breitete er das Informationsmaterial von der Bassett Highschool aus.
Irgendwo hier drin lag der Fehler. Er musste ihn finden und korrigieren, damit die Mission fortgesetzt werden konnte.
Und er musste sich beeilen. Es waren nur noch vier von ihnen übrig.
Dr. Lourdes Abbott kam mit meiner Karteikarte in der Hand ins Untersuchungszimmer. Die Falte auf ihrer Stirn hatte sich seit meinem letzten Besuch noch vertieft.
»Positiv«, sagte sie. »Sie sind schwanger.«
Ich nickte. Sie faltete die Hände über der Karteikarte und warf mir einen mitfühlenden, aber schwer zu deutenden Blick zu. Sie wusste, dass ich nicht verheiratet war.
»Ich habe gehört, dass Sie in letzter Zeit sehr unter Stress standen. Eine Schwangerschaft ist ein weiterer Stressfaktor, vor allem, wenn sie nicht gewollt war.«
»Aber nein. Ich freue mich wahnsinnig darüber.«
Sie warf mir einen zweifelnden Blick zu.
»Wirklich.«
Ihre Stirnfalte wurde noch tiefer. »Im Gegensatz zu dem, was man immer im Fernsehen sieht, ist eine Ohnmacht in der Regel nicht das erste Symptom einer Schwangerschaft. Ich möchte Ihren Blutzucker überprüfen und noch ein paar andere Bluttests durchführen, um sicherzustellen, dass Sie nicht anämisch sind.« Sie legte mir die Hand auf den Arm. »Vereinbaren Sie möglichst bald einen Termin bei Ihrem Gynäkologen. Bis dahin ruhen Sie sich aus, essen gut und schlucken Vitamine für Schwangere. Und vergessen Sie nicht, viel zu trinken.«
»Ja, Doktor Abbott.«
Als sie mir den Arm tätschelte, bemerkte sie den Diamantring an meinem Finger. Eine ihrer Augenbrauen schoss in
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