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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Morgensonne schien. Es gab nichts, womit wir uns gegenseitig trösten konnten. Vor dem Gericht schlenderten Touristen vorbei, die den Erklärungen eines Fremdenführers zum maurischen Baustil des Gebäudes lauschten.
    Ich drehte mich um. Am Ende der Gruppe entdeckte ich plötzlich die beiden Geheimagenten aus dem Argent Tower, die wie Kosaken auf Urlaub wirkten.
    »Das glaub ich jetzt nicht.«
    Jesse warf einen Blick hinter sich. »Diese Wichser.«
    Ich ging auf die beiden zu. »He.«
    Sie hoben den Blick von der Broschüre, in der die Architektur des Gerichtsgebäude erläutert wurde. Der Weiße mit der Narbe an der Augenbraue trug ein helles Hemd zu einer khakifarbenen Hose, der Schwarze mit dem Glatzkopf ein Sweatshirt mit dem Wappen der University of Notre Dame und eine Baseballmütze der Yankees. Die beiden wandten sich wie auf Kommando ab und liefen auf die Straße zu.
    »Hiergeblieben.« Ich warf Jesse meine Handtasche zu und stürmte ihnen nach.
    »He, warten Sie!«
    Sie überquerten die Straße, bevor die Ampel auf Grün schaltete. Der Verkehr hielt mich auf. Die beiden Agenten verschwanden hinter der Bibliothek in Richtung State Street, die nur einen Block entfernt lag.
    Jesse holte mich ein. »Was soll das?«
    Die Ampel sprang auf Rot. »Hier geht’s um mein inneres Gleichgewicht. Ich versuch es über die Victoria. Du nimmst die Abkürzung durch die Fußgängerzone.«
    Ich wies die Straße hinunter und fing an zu rennen. Die beiden Typen gingen mir gewaltig auf die Nerven, und angesichts der aktuellen Situation wollte ich mir die Chance, an weitere Informationen ranzukommen, nicht entgehen lassen. Als ich an der Bibliothek vorbeilief, begleitete mich mein Spiegelbild in der hohen Fensterfront.
    Ich ließ Restaurants und Geschäfte hinter mir und stoppte an der Ecke Victoria und State. Ich spähte die State Street hinunter in Richtung Strand. Palmen wiegten sich im Wind. Auf der Straße drängten sich die Autos, auf den Gehsteigen die Passanten. Einen Block weiter unten schoss Jesse aus der Fußgängerzone und blickte sich suchend um. Er entdeckte mich, winkte und deutete auf die andere Sraßenseite.
    Ich flitzte über den Zebrastreifen und jagte die State Street hinunter. Schließlich entdeckte ich die beiden Männer, die einen Block vor mir zwischen den Passanten dahinschlenderten. Ich wich einigen Teenagern der Santa Barbara Highschool aus, die die Schule schwänzten. Sie waren an allen möglichen und unmöglichen Stellen gepierct, und der Ausdruck auf ihren Gesichtern sagte mir, dass sie ihr Leben total beschissen fanden. Ein missmutig dreinblickendes Mädchen blies mir den Rauch einer Zigarette ins Gesicht. Chemieunterricht ist so verdammt anstrengend. Niemand hat mich lieb. Ich stieß sie beiseite und fauchte: »Werd endlich erwachsen.«
    Die Agenten überquerten die Carrillo und mischten sich unter die Menschen. Ich versuchte, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Auf der anderen Straßenseite fuhr Jesse Slalom um verdutzte Touristen herum und nahm einen Bordstein im Flug, um nicht an der Ampel stehen bleiben zu müssen. Ich rannte weiter.
    Als sie den Platz vor dem Einkaufszentrum Paseo Nuevo erreichten, bemerkten sie offenbar, dass wir ihnen auf der Spur waren. Wenn mein Vater wirklich ein Spion gewesen war, hätte er mir zumindest die Grundlagen des Gewerbes beibringen können. Stattdessen verfolgten Jesse und ich die beiden Männer wie Fans, die hinter einer Rockband her sind. Der Weiße verschwand in einer Bar, der Schwarze ging weiter. Sich zu trennen, gehörte vermutlich zum kleinen Einmaleins des echten Agenten. Ich hörte Jesse pfeifen und sah, wie er um die Ecke gerollt kam. Während ich auf den Schwarzen zeigte, marschierte ich auf den Eingang der Bar zu.
    Halbdunkel, Resopal und Whisky – alles, was ein ordentlicher Trinker um elf Uhr dreißig morgens brauchte. Der Mann stand an der Theke. Der Barkeeper nahm ihm einen Fünfer ab und schob ihm ein Budweiser hin. Im Spiegel an der Wand hinter den Flaschen besichtigte er sein Konterfei.
    Ich setzte mich neben ihn auf einen Barhocker. »Wenn Sie Ermittlungen zu Kornkreisen anstellen, ist die Besucherführung im Gerichtsgebäude der falsche Ansatz. Sie werden dort keinen einzigen Kornkreis finden. Versuchen Sie es mal hinter der Mission. Aber ich warne Sie – das ist das reinste Kornkreisdreieck.« Ich lächelte ihn an. »Und bei Ihrem iPod fehlt der zweite Ohrstöpsel.«
    Er fuhr fort, sein Spiegelbild anzustarren, und ignorierte mich,

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