SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
Je nach Lust und Laune. Sie können sowohl sadistische wie auch masochistische Züge in sich tragen und lieben es, beide auszuleben. Ich gehörte also ganz offensichtlich nicht zu ihnen, da hatte Alexander völlig recht.
Ich war und bin eine dominante Sadistin aus Überzeugung.
SM RUND UM
DIE UHR?
Das bedeutete nicht, dass ich in den darauffolgenden Monaten vierundzwanzig Stunden am Tag aktiv damit beschäftigt war, Alexander mit ständig neuen Aufgaben zu betrauen, zu bestrafen, zu fesseln oder auszupeitschen. Das ging ja auch gar nicht, schließlich hatte ich nebenher ein ganz normales Arbeits- und Familienleben. Und Freunde. Es bedeutete aber, dass der Sadomasochismus und die damit verbundene Komponente Femdom, die Alex und ich einvernehmlich als unsere Philosophie auserkoren hatten, in unserer Beziehung allgegenwärtig waren. Und trotz des vermeintlichen Widerspruchs bedeutete es, dass es sich bei unserer Partnerschaft um eine 24/7-SM-Beziehung handelte – also vierundzwanzig Stunden lang an sieben Tagen der Woche, mit anderen Worten: immer.
Befanden wir uns in Gesellschaft, genügte ein tiefer Blick in die Augen des anderen, und das Bewusstsein, dass wir uns für ein bizarres Leben entschieden hatten, brachte unser Blut augenblicklich zum Kochen. Ein ebenso tiefer Blick genügte aber auch, um ihm zu signalisieren, dass er einen Fehler gemacht oder eine Regel missachtet hatte. Ein unsichtbares Band von gelebter Lust und schier unerschöpflicher Experimentierfreude verknüpfte uns auch dann miteinander, wenn wir uns wieder anderen Gesprächspartnern zuwandten.
Wenn wir alleine zu Hause waren, konnten wir stundenlang, ja sogar tagelang nichts tun, was sich direkt mit SM verbinden ließ – von Alexanders Regeln einmal abgesehen –, aber wenn es uns überkam, durch einen frechen Blick Alexanders oder eine neue Idee meinerseits, dann waren wir nicht mehr zu halten und gaben uns unserer Obsession hin.
Waren wir nicht zusammen, schickten wir uns E-Mails und SMS, die sich ebenfalls meist um unser favorisiertes Thema drehten. So befahl ich ihm manchmal aus der vermeintlich kühlen Atmosphäre meines Büros, zu masturbieren, was er dann sofort tat und mir detailliert beschrieb. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nur nicht, dass er es sowieso ständig tat, egal ob ich es ihm befahl oder nicht.
Irgendwann erzählte er es mir im Überschwang der Gefühle. Es bereite ihm besonders viel Vergnügen, seit er mich kenne.
»Wie meinst du das?«, fragte ich neugierig.
»Es ist im Grunde das Leben, wie ich es immer führen wollte. Ich habe eine schöne Frau, die dominant ist, der ich alles sagen kann, wovon ich träume, und die mir meine Wünsche erfüllt.«
Natürlich fühlte ich mich geschmeichelt – oder war es nur die Gefährtin, die geziert den Kopf senkte? Irgendetwas störte mich trotzdem an seinen Worten. Sie klangen so … ideal. Ideal für ihn. Ich musste unbedingt nachhaken.
»Es macht ungeheuren Spaß, deine dominante und sadistische Ader freizulegen und zu sehen, wie du dich mehr und mehr entwickelst und eigene Ideen einbringst, die mich fast um den Verstand bringen.«
Stimmt, ich war ein Naturtalent, aber das stand auf einem anderen Blatt.
»Alex, ist das nicht auch irgendwie langweilig für dich, wenn du mir alles beibringen musst?«
»Nein, das ist es überhaupt nicht! Es ist faszinierend, dir bei deiner Entwicklung zuzusehen.«
»… und davon zu profitieren«, fügte ich in Gedanken hinzu und wusste plötzlich, was mich an seinen Worten zuvor gestört hatte. Was einfach zu ideal klang.
»Es hört sich an wie ein bizarres Remake von My Fair Lady . Du formst mich.«
»Eliza droht Professor Higgins am Ende zu entgleiten«, sagte Alexander leise, und das versöhnte mich wieder.
Ich wollte zu diesem Zeitpunkt keinesfalls entgleiten, aber es verlangte mich danach, die Zügel in der Hand zu halten und nicht nur eine reizvolle Erfüllungsgehilfin zu sein. Ich wollte mich selber formen.
Ich beschloss darum, künftig mehr Eigeninitiative zu entwickeln, und begann damit, Alexanders Regeln um die folgenden zu erweitern:
Nicht onanieren oder sich selbst anderweitig sexuell berühren.
Die Herrin niemals unaufgefordert und unangemessen berühren.
Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Ich liebte und liebe Sex, aber ich wollte unser Machtgefälle zu keiner Zeit verwässert sehen und bestand darauf, selber zu bestimmen, wann ich angefasst und stimuliert werden wollte. Der Wunsch
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