Schmetterball
bedeutete Ilka, jetzt den Innenbereich zu verlassen.
Ilka wusste zwar immer noch nicht, was mit Lennart los war, aber sie war sich nun ganz sicher: Lennart beschäftigte etwas,
das er nicht verraten wollte. Aber was konnte das sein? Und was hatte der ältere Junge damit zu tun?
Ilka traf gleichzeitig mit Jabali auf der Tribüne ein und berichtete von dem kurzen, aber alarmierenden Gespräch mit Lennart.
»Ich glaube, der da eben unten bei Lennart war,ist der gleiche Typ, der Lennart vorhin in die Halle gefolgt ist. Aber wer ist das und was will der?«, wunderte sich Michael.
Jabali freute sich, dass er es pünktlich zum Spielbeginn geschafft hatte, aber verstand nicht ganz, worüber seine Freunde
sprachen.
Während Lennarts Spiel begann, erzählte Ilka Jabali schnell die Neuigkeiten. Ihr Blick haftete aber unbeirrt auf dem Geschehen
am Spieltisch. Sie beobachtete, wie Lennart das Los für den ersten Aufschlag gewann. Sonst freute sich Lennart immer über
diesen kleinen Vorteil am Anfang eines Spieles. Aber heute konnte Ilka kein noch so kleines Zeichen der Freude in seinem Gesicht
entdecken.
Nun wandte sie sich an Jabali, Linh und Michael gleichzeitig: »Lennart behauptet zwar, alles sei okay! Aber ich sage euch:
Da ist was faul! Und zwar ganz gewaltig. Ich habe nur noch nicht herausbekommen, was es ist.«
Die vier beobachteten jeden Ballwechsel von Lennarts Spiel mit Adleraugen. Aber das brauchten sie gar nicht. Für jedermann
war offensichtlich, wie schlecht Lennart spielte. Seine Fehlerquote war so hoch, wie seine Freunde es erst einmal erlebt hatten.Das war an einem Tag, an dem Lennart trotz Fieber, geschwächt von einer Grippe, gespielt hatte.
»Heute hat der doch kein Fieber, oder?«, fragte Michael die anderen.
Ilka verneinte. Sie hatte ja gerade noch mit Lennart gesprochen. Er hatte zwar einen merkwürdiggen, aber keineswegs kranken
Eindruck auf sie gemacht.
Lennart gab den ersten und den zweiten Satz ab. Da half es auch nichts, dass er sie beide nur knapp verlor. Entscheidend war,
dass Lennart durch seine eigenen Fehler die Punkte abgab und das vollkommen unnötig. Ohne dass sein Gegner einen besonderen
Druck auf Lennarts Spiel ausübte. Denn Kevin spielte wie gewohnt bestenfalls mittelmäßig. Unter normalen Umständen hätte Lennart
ihn locker von der Platte geputzt.
»Selbst mit seinem Ersatzschläger und gefesselten Füßen!«, wie Jabali meinte.
»Und am Schläger kann es doch nun auch nicht mehr liegen. Er hat doch wieder sein Lieblingsmodell!«, erinnerte Michael.
»Wenn ihr mich fragt«, warf Ilka in die Runde. »Dann verliert er absichtlich!«
»Absicht . . .«, Michael brachte das Wort nicht einmal über die Lippen.
Auch Linh und Jabali starrten Ilka an, als hätte direkt vor ihren Augen der Teufel von ihr Besitz ergriffen.
»Wo ist seine großartige Beinarbeit?«, setzte Ilka nach. »Seht ihn euch an. Sonst tanzt er doch fast. Ich kann davon nichts
entdecken. Ihr etwa?«
Linh musste Ilka zustimmen. Sie hatte mit Lennart trainiert und kannte dessen normale Spielweise. Davon konnte sie hier nichts
erkennen.
Ilka nickte entschlossen und fasste zusammen: »Krank ist er nicht. Und die Fehler, die er macht, liegen nicht am Schläger!«
Nun stimmte auch Michael ihr zu. Für Lennarts Spiel fand er nur ein Wort: »Nervös! Lennart ist total nervös.«
Auch im dritten Satz ging Kevin mit 3:0 in Führung. In keiner Phase des Spiels zeigte Lennart seine wahren Qualitäten. Stattdessen
lieferte er eine katastrophale Vorführung von Fehlern, Fehlschlägen, langsamer Beinarbeit und durchschaubarer Taktik. Es war
unübersehbar: Der, der dort spielte, war nicht ihr Freund Lennart, wie sie ihn kannten.
Ilka grübelte noch immer darüber nach, weshalb Lennart so fahrig war. Als er das letzte Mal wegen seines Ersatzschlägers beinahe
verloren hätte, da hatte er wenigstens noch Kampfgeist und Willen gezeigt. Diesmal nicht. Lennart wirkte, als ob er vor etwas
Angst hatte. Plötzlich schnipste Ilka mit den Fingern. »Das könnte es sein!«
Die anderen sahen sie fragend an.
»Hinter der ganzen Sache könnte eine Erpressung stecken«, vermutete Ilka.
»Erpressung?«, wiederholte Linh.
Jabali stöhnte laut, bevor er fragte: »Wer sollte Lennart denn erpressen? Und warum? Ich meine, hier geht es nicht um eine
Boxweltmeisterschaft mit Millionengagen. Das ist ein Jugendturnier im Tischtennis.«
Michael und Linh sahen es genauso. Und doch mussten sie Ilka
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