Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
Winde. Nur Judith war
geblieben und sagte:
»Du
hast gesagt, die Freundin darf bleiben.« »Na klar, darfst du bleiben«, gabs von
Garth bejahend, allerdings nicht verstehend, was sie wirklich meinte. Aus dem
Hintergrund kam eine Stimme.
»Und
einer muss auf euch beide ja aufpassen.«
Es
war Oskar.
******
16.
A ls der
Krankenwagen mit den Rettungssanitätern eintraf, saß er immer noch auf dem Boden
und hatte ihren Kopf in seinem Schoß eingebettet. Die Blutung war durch den
Druck seiner Hand nicht so stark gewesen, wie er befürchtet hatte, und in
seinem Kopf schwirrte eine Melodie, die er nicht kannte – eine uralte Melodie.
Es kam ihm vor, als hätte er sie schon mal gesungen.
Die
Sanitäter legten sie auf eine Bahre, und sie ergriff seine Hand. Ihre Augen
suchten seine. Jens folgte ihr bis zu dem Rettungswagen.
»Sind
sie ein Verwandter?«, fragte der Notarzt.
»Ääääh,
nein«, konnte er nur wie in Trance stottern. »Dann dürfen sie auch nicht
mitkommen«, erklärte der Arzt kühl und stieg mit ein. Panik brach in Jens aus.
»In welches Krankenhaus wird sie gebracht?«, fragte er schnell, doch in dem
Moment wurde die Transporttüre zugeschlagen und der Wagen fuhr los. Jens stand
einfach nur da und schaute hinterher… bis ihn jemand an der Seite berührte. Es
war ein älterer Polizist.
»Entschuldigen
sie bitte. Sie sind mit in der Bank gewesen und haben das Geschehen mit
verfolgen können. Wir müssten ihnen dann ein paar Fragen stellen. Sind sie
damit einverstanden?«, fragte er.
Der
Polizist stellte Jens eher allgemeine Fragen: Ob er die Täter schon vor dem
eigentlichen Überfall wahrgenommen hätte, wenn ja, wo? »Wie sind die Räuber denn
gestorben?«, wollte Jens interessiert wissen, obwohl er glaubte, die Antwort
schon zu kennen. Er konnte sich selber kaum erinnern.
»Tja…«,
sagte der Hauptkommissar, »…das könnte ein schwieriges Rätsel werden. Keiner
der Zeugen hat gesehen, was passiert ist. Sie sind alle drei mit gebrochenem
Genick zu Boden gefallen. Und leider können uns die vier Überwachungskameras
auch keinen Aufschluss geben, da zwei von ihnen von Anfang an schon defekt
waren. Die anderen beiden sind durch die Kugeln beschädigt worden, so dass auf
den Bildern nur Schnee zu sehen ist. Irgendwas sehr Eigenartiges ist hier
passiert, und wir können es nicht erklären. Noch nicht.«
»Können
sie mir sagen, in welches Krankenhaus die Verwundete gebracht wurde?«,
versuchte er jetzt von dem Polizisten zu erfahren.
»Sind
sie ihr Freund?«, hakte der Polizist nach, dem nicht entging, dass Jens bei
dieser Frage leicht gezuckt hatte. Tatsächlich war ihm in dem Moment ein Ziehen
durch den Magen gegangen und er fragte:
»Bitte,
wohin ist sie gebracht worden? Und wie heißt sie?«
Der
Beamte schaute ihn an, drehte sich um und ging zu einem Uniformierten. Der
hatte einen Notizblock und hielt ihn dem Kommissar hin. Der Kommissar nickte
kurz und ging wieder zu ihm zurück.
»So,
mein Junge. Sie waren der, der sie die ganze Zeit gehalten hat, nicht wahr?«
Jens nickte.
»Ich
weiß, wie das ist. Also, sie ist ins Universitätsklinikum gekommen. Ihr Name
ist… Sarah O`Boile.«
Jens
atmete aus und sagte: »Danke, kann ich gehen?«.
»Nur
zu, gehen sie zu ihr, mein Freund«, sagte der Kommissar und lächelte ihn sanft
an.
Jens
rief sich ein Taxi und fuhr los – zu Sarah.
E r
tunkte die Feder diesmal erneut in die rote Farbe und schrieb: »Geduld«.
Stephanus
grinste, als er diese Überschrift wählte. Er ahnte, was kommen würde. Er
stellte sich die Frage, wie oft sich Xamorphus eigentlich vor über 500 Jahren
verliebt hatte? Diese Frage war es wert, die Feder beiseitezulegen und in den
Büchern nachzulesen.
Er
pustete den Staub von der Oberfläche und ging in Windeseile die Seiten durch.
Da es sein Lebenswerk war, erinnerte er sich sofort an die geschriebenen
Zeilen. Da, nein. Er blätterte weiter. Da, nein, das konnte man höchstens »verknallt«
nennen. Er blätterte weiter. Da, hmm, auch nur verguckt. Er ging fast 300 Jahre
durch und fand nichts Nennenswertes. Xamorphus hatte von sich aus nie längere
Zeit mit einer Frau verbracht. Das verwunderte ihn jetzt schon. Das war ihm
noch nie so bewusst gewesen. Stephanus kratze sich die Stirn…
A m
Universitätsklinikum angekommen, ging Jens direkt zur Information.
»Entschuldigung,
könnten sie mir vielleicht sagen, wo Sarah O’Boile
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