Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
würden, beruhigt. Doch als er sich den Fuß
gebrochen hatte, war ihm, je mehr der Schock ab und der Schmerz zunahmen,
bewusst geworden, dass seine Fähigkeiten wohl nicht mehr da waren. Als wäre es
alles nur ein Traum gewesen.
Doch
dass dies garantiert KEIN Traum war, das sagte ihm sein Knöchel recht schnell
wieder und die ganze Situation.
Er
hatte eine halbe Ewigkeit gebraucht, um von der Stelle, an der er den Bergkamm
verlassen hatte und in den eingeschnittenen Weg gelangt war, bis hier vor den
Schachteingang zu humpeln.
Abgestützt
hatte Sebastian sich die ganze Zeit auf Sismael, seinem Schwert.
Aber
auch das Metall war so kalt wie seine Umgebung. Instinktiv wusste er, dass er
nur eine Chance zu überleben hatte - wenn er sich in den Berg begab. Dort war
es mit Sicherheit wärmer und die Lebewesen waren auch dorthin verschwunden.
»Sie
werden mir schon helfen«, sagte sich Sebastian selbst Hoffnung zu sprechend.
Ein
letztes Mal wollte er sich noch umdrehen, bevor er sich in das Innere des
Berges begab. Unter Schmerzen wendete er seinen Oberkörper, damit sein Fuß
nicht unnötig belastet wurde und somit weitere Schmerzen verursachte.
So
schön der Schnee auch sein mochte, den er eigentlich liebte, so gefährlich war
er jetzt für ihn. Und jetzt, da er eine Lawine genau dort herunterfallen sah,
wo er vorhin hinab gestiegen war, da wusste er genau, dass es hier zu gefährlich
für einen Jungen war Eine Lawine?
ER
hatte vorhin keine Lawine ausgelöst.
Vor
Schreck weiteten sich Sebastians Augen.
Dort,
wo er vorhin entlang gestolpert war, anders konnte man seine Gangart beim
besten Willen nicht nennen, sprang der schwarze Panther den Weg hinunter und
löste mit jeder Landung seines schweren Körpers eine Mini-Lawine aus.
Er
war mehr als dreimal so schnell wie Sebastian. Plötzlich stand er auf dem Weg.
Schaute ihn an.
Als
wäre seine Lage nicht schon verzweifelt genug, wusste Sebastian natürlich
nicht, was er machen sollte.
Weglaufen
ging ja nicht. Höchstens weghumpeln.
Sebastian
schüttelte den Kopf für sich selbst.
Bitte.
Das Tier hatte schließlich sein Leben gerettet.
Und
was sah er da? Langsam näherte sich der übergroße Panther. Hatte er was im
Maul?
Je
näher das Tier kam, desto genauer konnte Sebastian erkennen, dass der Panther
wirklich was im Maul trug. Fünf Meter vor Sebastian blieb das atemberaubende
Tier stehen.
Der
Panther hatte eine Tasche im Maul. Mit einem Kopfnicken nach vorne ließ er sie
fallen und schaute Sebastian an.
»Willst
du, dass ich mir die Tasche nehme? Ist sie für mich?«, wollte Sebastian wissen,
der es wegen Mona, seiner Katze, gewohnt war, mit Tieren zu sprechen.
Diese
Katze hingegen schaute ihn nur dümmlich an.
»Ich
will das ja nur vorher klären, damit, wenn das nicht für mich ist, und du dir
dann doch überlegst, mich zu fressen… du weißt schon«, sagte Sebastian und bewegte
sich noch keinen Schritt.
Der
schwarze Panther nahm wieder die Tasche mit seinen Reißzähnen auf, ging einen
Schritt nach vorne und warf sie wieder auf den Boden.
»Also
ist das doch für mich. Aber sag nachher nicht, hier hätte es ein Missverständnis
gegeben.«
Sebastian
humpelte ein paar Schritte nach vorne und stützte sich dabei auch weiterhin auf
Sismael ab. Als er endlich die Tasche erreicht hatte, griff er nach ihr und
humpelte vorsichtshalber wieder zurück. Sicher ist sicher. »Siegfried und Roy«,
murmelte Sebastian vor sich hin.
Vorsicht
öffnete er die Tasche. Dort war ein großes Käsestück, getrocknetes Fleisch und
eine Weinflasche. Doch ganz unten war noch etwas. Ja. Da unten lag ein dicker schwerer
Umhang.
»Plumps«,
machte es auf einmal und riss Sebastian aus den Gedanken.
Sebastian
schaute erschrocken auf.
Doch
schnell beruhigte er sich wieder. Der Panther hatte sich einfach nur wie die
Sphynx auf den Boden fallen lassen, schien sich für den Jungen gar nicht mehr
zu interessieren und fing gemütlich an, eine seiner mördergroßen Riesenpranken
zu putzen.
Seine
Krallen blinkten wie das edelste Silber auf. Ein Schauer lief Sebastian angesichts
dieser tödlichen Waffen den Körper runter. Ein friedlicher Todesengel, der dort
ruhte.
Aber
so ruhig, dass Sebastian keine sonderliche Angst mehr verspürte.
Das
Tier half ihm gerade zum zweiten Mal.
Irgendetwas
Vertrautes kam in ihm hoch. Was sollte er auch machen.
Jetzt
einfach mal spontan um Hilfe schreien? Nein. Das
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