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Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Ellison
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nach oben und nach links, lege den Zeigefinger auf die Lippen – «Jeremy Theroux?» wiederhole ich, als ob ich den Namen noch nie gehört hätte. «Ich glaube, ich weiß nicht mal, wer das ist.»
    «Das ist aber merkwürdig. Der starrt dich in der Klasse nämlich immer an. Und du hast das noch gar nicht bemerkt? Ständig versucht er, sich neben dich zu setzen. Wie besessen. Der ist doch eindeutig in dich verknallt. Er ist auch im Leichtathletikteam. Und er gewinnt jedes Mal.»
    Mein Gesicht ist jetzt tomatenrot. «Oh», sage ich und tue so, als ob mir gerade ein Licht aufgegangen wäre, « der Jeremy.» Ich streiche mir drei Mal hintereinander die Strähnen aus der Stirn. Von links nach rechts. Sechs Mal. «Erst wusste ich gar nicht, von wem du redest.» Ich huste. «Sorry.»
    «Also stehst du nicht auf ihn?», hakt Kerri nach.
    Mein Gesicht ist jetzt bedenklich rot. «Nein», sage ich und schüttele bestärkend den Kopf. «Nein.» Und noch mal, damit es drei Mal ergibt: «Nein.» Sie macht mich nervös – wahrscheinlich glaubt sie, mich zu durchschauen, dass ich nämlich rot werde und immer wieder nein sage, weil ich lüge. Wenn sie gleich aus dem Mädchenklo kommt, erzählt sie wahrscheinlich all ihren Freundinnen, dass ich doch auf Jeremy stehe, mich aber nicht traue, es zuzugeben, und dann hört er davon und fragt mich noch eine Million Mal, ob wir uns zum Lernen treffen wollen, und es wird nie ein Ende nehmen.
    Sie wirft den Kopf zurück und kneift die Augen zusammen. «Ist schon gut. Ich hab’s schon beim ersten Mal verstanden.» Fast wirkt es, als sei sie enttäuscht. Sie wirft sich die Tasche über die Schulter und geht zur Tür. Dann dreht sie sich noch mal um: «Er ist eigentlich ziemlich gut aussehend, weißt du. Wenn man ihn sich genauer anschaut.»
    ***
    Jeremy kommt auf mich zu, als ich gerade die Bücher aus meinem Spind in die Tasche räume, um nach Hause zu gehen. Sein Haar leuchtet im Licht des späten Nachmittags.
    «Hey, Lo.» Er trägt ein weiches T-Shirt mit dem Logo der Cleveland Indians darauf und die immer gleichen engen grauen Jeans. Seine Tasche hat er über der Schulter.
    «Mm?» Ich wende mich von ihm ab und tue so, als ob ich in den Tiefen meines Spinds etwas suche. Ich muss daran denken, was Keri im Mädchenklo gesagt hat. Vielleicht stimmt etwas nicht mit mir, weil ich einfach nicht sehen kann, wie süß Jeremy ist und ihn nicht toll finden kann, wie das ein normales Mädchen täte.
    Bescheuert. Natürlich stimmt etwas nicht mit mir. Ungefähr eine Million Dinge.
    «Hast du meine Zettel bekommen? Wenigstens einen? Ich meine … ich meine, ich weiß, dass du den zweiten bekommen hast, weil ich dabei war. Du weißt schon. In der Klasse und so.»
    «Zettel …»
    Er hustet. «Ich weiß, dass wir bis jetzt nicht so viel miteinander gesprochen haben – außerhalb der Klasse –, aber du, irgendwie scheinst du den ganzen Stoff der Vorbereitungsklasse draufzuhaben, und ich dachte, irgendwann, wenn du gerade nichts …»
    «Tut mir leid, aber ich kann das jetzt nicht besprechen», unterbreche ich ihn. Ich vermeide es, ihm in die Augen zu schauen, damit ich seine Enttäuschung nicht sehen muss. «Mom braucht mich zu Hause. Jetzt. Sie – sie war ein bisschen krank. Wir sollten bald mal reden, okay?» Ich zwinge mich zu einem entschuldigenden Lächeln: «Ich – es tut mir wirklich leid. Bis morgen in der Schule!»
    Ich knalle meinen Spind zu und gehe schnell zu der großen Ausgangstür neben Direktor Powells Büro.
    «Okay. Ähm, dann bis morgen!», ruft mir Jeremy hinterher. Ich winke ihm im Laufen über die linke Schulter zu. Dann winke ich noch einmal über die rechte Schulter.
    Jeremys Nervosität ist ansteckend. Er wird immer so rot, wenn er mit mir spricht, und dann verspüre ich ein übles Gefühl in der Magengrube, weil ich ihn nur zu gut verstehe. Ich kann mir genau vorstellen, wie jede einzelne seiner Zellen brennt und schmerzt, bis er die Worte herausgebracht hat.
    Flynt ist ganz anders, er ist nicht so wie ich oder wie Jeremy. Er weiß, wie man mit Leuten redet. Er hat eine Million Geschichten auf Lager. Bei Flynt habe ich auch ein flaues Gefühl im Magen, aber auf eine ganz andere Art und Weise. Weil er mich angelogen hat. Weil er frei und völlig unbelastet ist. Weil er die geheimnisvollste Person ist, die mir je begegnet ist. Ich habe noch nie jemanden wie ihn getroffen. Und weil er findet, dass ich schön bin.
    Beim Gehen zähle ich die Fliesen. Neunundvierzig bis

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