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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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sich anzumelden. Wahrscheinlich hätte Mama es sowieso nicht erlaubt,dachte Elena und senkte ihren Blick.
    Auf der Schreibplatte lagen ein paar Schulbücher und ein Schreibblock. Elena setzte sich auf und blätterte durch den Block. Nichts, nur Schulkram. Danach zog sie ein paar Schubladen auf. In der dritten von oben fand sie Lauras Tagebuch mit dem dunkelgelben Schmetterling vorne drauf. Neugierig geworden, zog Elena es aus der Schublade und schlug es auf. Sie wusste, dass es eigentlich nicht richtig war, im Privatleben anderer herumzuschnüffeln, besonders nicht in dem der eigenen Schwester. Aber es musste sein. Vielleicht fand sie hier einen Hinweis darauf, warum jemand Laura hätte töten wollen.
    Sie hatte erst ein paar Seiten angesehen, als sie ihre Mutter die Treppe heraufkommen hörte. Rasch schob sie das Tagebuch unter den Block. Ihre Nachforschungen gingen niemanden etwas an, schon gar nicht ihre Mutter. Dabei stieß sie eines der Bücher vom Schreibtisch. Es fiel lautstark zu Boden. Sofort hörte sie Schritte, die sich näherten.
    »Was machst du hier?«
    Elena schwang auf dem Drehstuhl herum und lächelte. »Nichts Besonderes. Ich bin hergekommen, um über Laura nachzudenken«, erwiderte sie.
    Ihre Mutter musterte sie scharf, dann wurde ihr Gesichtsausdruck weicher. »Ich wollte mich entschuldigen, dass ich gestern so grob zu dir war. Ich dachte, vielleicht fahren wir heute in die Stadt einkaufen und dann etwas essen, was meinst du?«
    Elena erkannte das Friedensangebot und nickte. »Klingt gut.« Was sollte sie auch sonst den ganzen Tag hier herumsitzen. In die Stadt kam sie selten genug.
    »Na, dann geh dich mal anziehen!«, forderte ihre Mutter sie auf.
    Der Tag in der Stadt wurde schöner, als Elena erwartet hatte. Sobald sie aus dem Dorf heraus waren, wurde ihre Mutter viel entspannter und fröhlicher, als würde eine Last von ihrer Seele genommen. Sie scherzte mit Elena, kaufte ihr zwei neue Hosen und drei Shirts, ohne zu murren, und drehte mit ihr eine Runde durch den Stadtpark, bevor sie zu ihrer beider Lieblingspizzeria gingen. Für einige Stunden vergaß Elena Laura und die anonymen Briefe und genoss die Zeit mit ihrer Mutter.
    Doch als sie gegen sieben Uhr abends wieder nach Hause kamen, standen Bachmanns im Garten und musterten Elena neugierig.
    » Sagen Sie, Frau Henn, wussten Sie, dass Elena sich mit diesem Stadtjungen herumtreibt?«, säuselte Frau Bachmann. Elena schloss für einen Moment die Augen und wünschte sich, der Boden würde sich auftun und sie verschlucken. Sie konnte den überraschten Blick ihrer Mutter spüren.
    »Welchen Jungen meinen Sie?« Die Stimme ihrer Mutter war erstaunlich fest und gelassen.
    »Na, diesen Taugenichts, diesen Tristan oder wie er heißt. Man hat sie Montag zusammen in der Eisdiele gesehen, hab ich gehört. Und gestern war sie mit ihm beim Waldspielplatz, hat mir Frau Henrichs erzählt.« Sie schwieg und sah Elena triumphierend an.
    »Sicher nicht der passende Umgang für so ein wohlerzogenes Mädchen«, brummte jetzt Herr Bachmann.
    »Soviel ich sehe, hat Tristan Sieber nichts mehr angestellt, seit er hierher gezogen ist. Und mit jemandem Eis essen zu gehen, fällt für mich noch nicht unter ›herumtreiben‹«, erwiderte Elenas Mutter freundlich. Verblüfft starrte Elena sie an. Hatte sie richtig gehört? Ihre Mutter ergriff ihre Partei?
    »Aber man kennt doch diese Sorte Kinder«, erwiderte Herr Bachmann. »Das Stadtleben verdirbt sie völlig. Die denken, sie können sich alles erlauben.«
    »Vielleicht sollten Sie sich Tristan mal ansehen, bevor sie über ihn urteilen, kann ja sein, dass er sie überrascht.« Damit wandte Elenas Mutter sich ab und steuerte auf ihr Haus zu. Elena lächelte den Bachmanns freundlich zu, bevor sie ihr folgte.
    »Gehört Tristan auch zu den Freunden von Malin?«, war das Erste, was ihre Mutter fragte, nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war. Plötzlich klang sie gar nicht mehr entspannt und gelassen, sondern sehr nervös.
    »Ja, warum?«
    »Weil ich im Grunde den Bachmanns recht geben muss: Das ist kein Umgang für dich.«
    Das empörte Elena. Eben noch hatte ihre Mutter sie verteidigt und nun stimmte sie diesen Spießern zu. »Gerade hast du noch gesagt, er hat nichts angestellt«, erwiderte sie beleidigt.
    »Irgendwie musste ich diese alten Tratscher ja zum Schweigen bringen. Aber selbst wenn es so ist, Elena, er ist viel älter als du.« Die Angst und Unsicherheit waren auf das Gesicht ihrer Mutter

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