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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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sein, dass er ganz aus ihrem Leben verschwand. Es ist bestimmt besser so, sagte sie sich. Trotzdem ärgerte sie sich über sich selbst. Sie hätte das früher klären müssen.
    »Hey, Ellie.« Viviennes fröhliche Stimme war in diesem Moment schwer zu ertragen. Sie bemühte sich um ein möglichst heiteres Lächeln, als sie sich umdrehte. Doch natürlich sah ihre beste Freundin sofort, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
    »Was ist los?«
    Elena seufzte. Sie traute sich kaum, Vivienne von der ganzen Sache zu erzählen. Aber spätestens in der Schule würde sie bestimmt merken, was los war.
    »Timo hat rausgefunden, dass ich … dass ich mit Tristan zusammen bin, und hat mir die Freundschaft gekündigt.«
    Vivienne riss die Augen weit auf. »Du bist mit Tristan zusammen?«
    Elena nickte vorsichtig.
    »Seit wann?«
    »Ich weiß nicht genau. Seit gestern, denke ich.« Das klang selbst in ihren Ohren lächerlich, aber ihr fiel beim besten Willen nicht ein, was sie sonst sagen konnte.
    Vivienne presste die Lippen aufeinander und wurde rot im Gesicht. Elena konnte sehen, wie sie mühevoll einen Wutausbruch unterdrückte. »Tut mir ja leid, das sagen zu müssen, aber dann hast du das hier wirklich verdient. Was denkst du dir eigentlich? Wann hattest du vor, uns Bescheid zu geben, bei der Hochzeit?« Elena konnte sehen, wie ihre Freundin vor Wut zitterte. Am liebsten wäre sie mit Haut und Haaren im Boden versunken.
    »Ich… es ist ja erst seit gestern. Ich wollte euch alles erzählen, bestimmt.« Der Klumpen in ihrem Hals wurde noch dicker und schwerer. Was, wenn Vivienne ihr jetzt auch noch die Freundschaft kündigte?
    »Da warst du also. Und ich Idiotin lüge auch noch für dich. Was willst du eigentlich von ihm? Woher weißt du denn, dass er dich nicht nur ausnutzt?«
    Entschlossen schüttelte Elena den Kopf. »Tristan liebt mich.«
    »Aha. Hat er das gesagt?«
    Eigentlich hatte er das nicht. Aber er hatte sie geküsst und ihr gesagt, sie sei seine Freundin. Das musste etwas zählen. Warum hätte er das sonst tun sollen?
    »Ja, gestern«, log Elena.
    Vivienne verdrehte die Augen. »Und du glaubst das? Was ist mit dir los? Du kennst ihn kaum, vielleicht lügt er. Vielleicht bist du nur so was wie eine Trophäe. Die Schwester des toten Mädchens oder so etwas. Wer weiß, was er will.«
    Einen winzigen Moment lang wollte Elena ihr zustimmen. Eine kleine Sekunde des Zweifelns. Dann stieg Ärger in ihr auf.
    »Und woher willst du das wissen? Du kennst ihn schließlich noch weniger. Du magst ihn bloß nicht, das ist alles. Aber ich mag ihn und er mag mich. Ob du das willst oder nicht.« Und damit drehte sie sich um und stapfte auf die Schule zu. Sie kümmerte sich nicht darum, ob Vivienne ihr folgte.
    »Schön, dass dir meine Meinung so viel bedeutet. Dafür sind wir schließlich befreundet!«, schrie Vivienne ihr hinterher. Elena achtete nicht darauf. Ich habe genug davon, dass mir alle sagen, was gut für mich ist. Das kann ich ganz gut selbst entscheiden, vielen Dank. Und ich werde auch nicht weinen. Ich bin Tristans Freundin und ich bin von dem Turm gesprungen, mir kann keiner was vormachen.
    Als sie in die Klasse kam, hatte sie sich so weit gefangen, dass sie ein unbeteiligtes Gesicht machen konnte. Als Vivienne sich einige Minuten später schweigend neben sie setzte und sie völlig ignorierte, tat Elena so, als sei sie in ihr Heft vertieft.
    Trotz ihres Vorsatzes, sich nichts anmerken zu lassen, erwies sich der Vormittag als eine einzige Qual. Es war so ungewohnt, neben Vivienne zu sitzen und nicht mit ihr zu reden. Es war ungewohnt, auf dem Pausenhof nicht bei ihr und Timo zu stehen.
    Als sie die beiden auf der Mauer sitzen sah, die den Schulhof umgab, hätte sie beinahe ihren Entschluss aufgegeben und wäre zu ihnen hinübergegangen. Und sei es nur, um sich bei Vivienne zu entschuldigen. Doch dann tauchte Jennifer bei ihr auf und schleppte sie ab in Richtung Clique. Und als Tristan sie mit einem sachten Kuss begrüßte, da beschloss Elena, dass die anderen ihr gestohlen bleiben konnten. Sie hatte einen Freund und eine Clique – was brauchte sie mehr?
    Als sie nach der letzten Stunde ihre Tasche zusammenpackte, trat Vivienne ihr noch mal in den Weg.
    »Gehst du heute wieder mit dem Breitmaulfrosch weg?« Sie war offensichtlich auf noch mehr Streit aus.
    Elena hatte keine Ahnung, was Tristan vorhatte, aber nur aus Trotz nickte sie.
    »Du bist wirklich nicht zu retten, oder?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Viviennes

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