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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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das Buch zur Seite gelegt und als belanglos abgetan.
    Dann stieß Elena auf den ersten Eintrag über Malin und ihr Interesse erwachte wieder. Laura ließ sich ziemlich lange darüber aus, wie Malin unter der Trennung ihrer Eltern litt, sich immer weiter abkapselte und nicht mehr mit Laura sprechen wollte. Elenas Schwester jedoch schien geradezu darauf fixiert zu sein, Malin zu helfen.
    Doch diese schien sich nicht helfen lassen zu wollen. Egal, was Laura versuchte, Malin wehrte sie ab. Die letzten Einträge über Malin hatten einen deutlich traurigen Beiklang. Laura hatte ihre Freundin offensichtlich abgeschrieben.
    Eine Zeit lang gab es wieder alltägliche Einträge, Schule, zu Hause, ab und zu ließ sich Laura über die Clique von Kevin und Vanessa aus, ihr Verhalten und ob es irgendwelchen Einfluss auf ihre Berufschancen haben würde. Ziemlich langweilig, fand Elena, warum interessierte Laura sich denn für so etwas? Offensichtlich hatte sie sogar mit ihnen zu verhandeln versucht. Vielleicht weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, da sie Malin nicht helfen konnte.
    Dann – plötzlich – änderte sich der Tonfall des Tagebuchs. Laura begann, von Dingen zu erzählen, die sie mit »den anderen« unternommen hatte. Nirgendwo war ein Hinweis darauf zu entdecken, wer diese »anderen« waren, aber allein, was Laura da mitmachte, jagte Elena einen Schauer über den Rücken.
    »Wir haben ausprobiert, wie viel man trinken kann, bevor man kotzen muss. Ich bin mir nicht ganz sicher, wann ich schließlich weggetreten bin, aber ich war nicht die Erste, so viel ist klar.«
    Elena schüttelte verwirrt den Kopf. Laura? Betrunken? Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Schwester jemals an Alkohol interessiert gewesen war. Im Gegenteil, sie hatte Elena immer erzählt, wie schädlich das war. War das vielleicht irgendeine Party gewesen? Doch der nächste Eintrag ließ sie daran zweifeln.
    »Uns war langweilig, also haben wir uns betrunken und sind anschließend durch die Gegend gezogen und haben ein paar Fahrräder zerbeult.«
    Sie hielt inne. Das klang so gar nicht nach Laura. Was sollte das? Ihr Blick huschte zum Datum des Eintrags. Über ein Jahr war das her. Aber sie konnte sich noch gut daran erinnern, dass damals oft an der Schule Fahrräder verbogen worden waren oder die Reifen zerstochen. Irgendwann hatte das allerdings aufgehört.
    Sie senkte den Blick und las den Eintrag noch einmal. Wir haben uns betrunken … Unwillkürlich musste Elena an Tristan und die anderen denken. Doch dann schüttelte sie den Kopf. Das konnte nicht sein. So war die Clique nicht. Sie hatte sie noch nie etwas beschädigen sehen. Gut, sie waren bei dem Kieswerk eingebrochen, aber das war doch wohl etwas anderes als Sachbeschädigung, oder? Warum hatte Laura bloß nicht geschrieben, wer mit diesem »wir« gemeint war. Wie sollte Elena herausbekommen, um wen es sich handelte? Andererseits konnte sie sich nur eine Gruppe vorstellen, die so etwas tat: die Clique von Kevin und Vanessa. Aber was hatte Laura mit denen zu schaffen gehabt? Und warum benahm sie sich so seltsam? Sie blätterte weiter, suchte nach Hinweisen auf einen konkreten Ort oder irgendwelche Personen.
    Das Tagebuch wurde immer schlimmer. Offensichtlich hatte Laura sich mit »den anderen« so richtig ausgelebt. Der Sachbeschädigung folgten Grabschändung, Schlägereien, kleine Einbrüche in Gartensiedlungen, in leer stehende Häuser, schließlich auch in bewohnte Gebäude.
    »Das Geld ist dabei nur halb so wichtig wie der Kick«, schrieb Laura. »Je größer das Risiko, umso größer die Spannung. Das Hochgefühl, das sich einstellt, wenn man gerade noch einmal davongekommen ist, ist mit nichts zu vergleichen.« Elena ließ das Tagebuch sinken. In ihrem Kopf schien sich alles zu drehen. Offensichtlich hatte Laura all das ziemlich genossen. Elena erinnerte sich wieder daran, wie unregelmäßig Laura damals zu Hause gewesen war und zerbrach sich den Kopf darüber, ob sie sie mal in der Nähe von Vanessa und den anderen gesehen hatte. Aber sie musste einsehen, dass das keinen Sinn hatte. Sie hatte damals einfach anderes im Kopf gehabt, als ihre eigene Schwester zu beobachten.
    Wieder sah sie auf den Text über die Einbrüche. Elena wusste nicht mehr, was sie von Laura halten sollte. Sie hatte immer geglaubt zu wissen, was in ihrer Familie passierte. Jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher. Warum hatte ihre Mutter das Tagebuch sonst versteckt, wenn es nicht etwas gab, das sie vor ihr

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