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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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musst du bei dir zu Hause nachsehen. Die Wahrheit liegt sozusagen unter deiner Nase.« Mark sprach leise und hastig, fast, als fürchte er, jemand könne ihm zuhören. »Deine Mutter weiß, glaube ich, auch mehr. Frag sie!«
    Die Klinke noch in der Hand, sah Elena zurück zu dem Jungen, der ihrer Schwester immer nachgelaufen war. Er sah sehr klein und verletzlich aus, in dem Krankenhausbett, mit all den Verbänden. Ganz plötzlich tat er ihr furchtbar leid.
    »Danke«, erwiderte sie. »Auch, dass du mit mir sprechen wolltest. Es tut mir leid, dass du dafür überfallen wurdest.«
    »Wenn ich du wäre, würde ich es sein lassen«, erwiderte er.
    Elena schüttelte den Kopf. »Das kann ich jetzt nicht mehr. Danke.«
    Das Handy vibrierte in ihrer Hosentasche. Sie hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht. Es kam so überraschend, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurücktat und gegen das Bett des alten Mannes stieß. Er wälzte sich auf die andere Seite und stöhnte.
    Hastig fingerte Elena das Handy aus der Tasche und schaltete es aus. Dann zog sie die Tür einen Spalt auf und spähte auf den Gang. Er war leer, aber sie konnte vom Fahrstuhl aus Schritte näher kommen hören. Rasch schlüpfte sie hinaus und begann, so unbeteiligt wie möglich in Richtung des Ausgangs zu schlendern.
    Kurz bevor sie den Fahrstuhl erreichte, lief sie wieder der Schwester über den Weg.
    »Hab ich euch nicht gesagt, ihr sollt nach Hause gehen?« Sie klang verärgert. »Muss ich erst eure Eltern anrufen und ihnen sagen, wo ihr euch herumtreibt?«
    Elena versuchte ein freundliches Lächeln. »Nein, nein, nicht nötig, wir sind schon weg.« Sie erspähte Vivienne in der Nähe des Telefons und winkte ihr zu. »Vielen Dank, wir werden bestimmt wiederkommen.« Und damit spazierte sie flotten Schrittes zum Fahrstuhl.
    »Ich werde das aufklären, du wirst schon sehen.« Als Elena in Frankenach aus dem Bus stieg, war sie immer noch von einer geradezu fiebrigen Erregung erfüllt, die sie im Krankenhaus ergriffen hatte. Endlich hatte sie einmal das Gefühl, zu wissen, was zu tun war. Endlich konnte sie etwas für Laura tun, und wenn es nur darum ging, herauszufinden, wie sie gestorben war.
    Vivienne dagegen sah etwas besorgt aus. »Bist du sicher, dass du das Ganze nicht ein bisschen zu ernst nimmst? Ich meine, woher will Mark das alles über Laura überhaupt wissen?«
    Elena zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, woher er es weiß, aber da muss etwas dran sein. Schließlich hat man versucht, ihn zum Schweigen zu bringen.« Sie fühlte sich stark, kriegerisch, bereit, der ganzen Welt ins Gesicht zu lachen.
    »Na, hoffentlich bist du vorsichtig«, erwiderte Vivienne mit einem schiefen Lächeln. Dann schwang sie ihren Ranzen auf den Rücken. »Ich muss jetzt heim und mir die Strafpredigt meiner Eltern anhören. Weiß noch nicht, ob wir uns am Wochenende sehen können. Je nachdem, wie meine Eltern das mit dem Schwänzen sehen.«
    Elena verzog das Gesicht. Das stand ihr ja auch noch bevor. So, wie sie ihre Mutter kannte, würde sie sich mehr Sorgen machen, dass Elena alleine mit dem Bus gefahren war, als dass sie ein paar Stunden geschwänzt hatte.
    »Viel Erfolg«, rief sie Vivienne zu, bevor sie selbst ihren Rucksack schulterte. Ihr Hochgefühl war durch den Gedanken an ihre Mutter auf einmal gehörig gedämpft worden.
    Ihre Mutter wartete nicht im Flur auf sie, sie saß in Elenas Zimmer auf dem Bett. Regungslos sah sie zu Elena auf, ihr Gesicht wirkte wie eine Maske. Sie schwieg.
    Auf einmal fühlte sich Elena überhaupt nicht mehr stark und selbstsicher. Sie ließ den Rucksack von den Schultern gleiten, blieb an der Türschwelle stehen und suchte nach Worten.
    »Tut mir leid«, brachte sie schließlich hervor. Sie fragte sich, wie oft sie das in der letzten Zeit gesagt hatte. Ihre Stimme klang dünn und ängstlich. Elena hasste sich dafür.
    »Du hast mich angelogen.« Ihre Mutter sprach tonlos. Sie begann, Elena Angst zu machen. So hatte sie sie noch nie gesehen.
    »Angelogen?« Sie wusste nicht genau, was ihre Mutter meinte. Offensichtlich sprach sie gar nicht über das Schwänzen.
    »Du warst am Mittwoch wieder mit Tristan Sieber unterwegs. Herr Grevenstein war heute in der Buchhandlung und hat mir davon erzählt.«
    Elena schwieg. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, sagen konnte, das ihre Mutter beruhigen würde. Stattdessen nickte sie ganz schwach.
    »Du hast gesagt, dass du spazieren warst.«
    Wieder nickte sie. Gleichzeitig

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