Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
wurde, dass die ihm wichtiger war als alles andere? Sabrìanna mochte beide von Herzen, aber sie könnte sich nicht vorstellen, mit Liam zusammen zu sein. Der war wie ein Bruder für sie, und sie befürchtete, dass das genau das Problem war, das auch Danika hatte. Dass sie gar nicht bemerkte, dass direkt vor ihrer Nase ihr Traumprinz bereits auf sie wartete. Sie seufzte. Ob sie wohl auch irgendwann einen Traumprinzen treffen würde? Ohne dass es ihr wirklich bewusst wurde, drehte sie sich in eben diesem Moment um, und der Geiger, als würde er von unsichtbaren Fäden gezogen, ebenfalls. Ihre Blicke trafen sich, und sie hatte das Gefühl, die Zeit bliebe stehen und alles um sie herum wäre ausgeblendet, nur noch sie und er wirklich da. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, um dann umso schneller weiterzuschlagen – und die Kopfschmerzen überfielen sie so stark, dass ihr ganz schlecht davon wurde. Sie stürzte ihren Eistee hinunter und verkündete: „Es tut mir wirklich leid, aber ich muss nach Hause. Ich glaube, ich habe Migräne, mein Kopf platzt gleich!“ Sofort wandte Danika ihre Aufmerksamkeit von dem Geiger ab und musterte sie besorgt. „Wir kommen mit dir.“ „Ja, natürlich!“ Liam schien fast erleichtert darüber, und so zahlten sie rasch und verließen das Pub. Dabei merkten sie gar nicht, dass ihnen der Geiger nachschaute, verbittert und enttäuscht, worauf die Bodhran-Spielerin sich zu ihm hinüber beugte und ihm etwas zuflüsterte, was er mit einer Hand wegwischte, aufstand und in den Tiefen des Pubs verschwand.
Die drei Freunde schlenderten währenddessen durch das inzwischen nächtliche Dublin, und je weiter sie gingen, umso mehr ließen Sabrìannas Kopfschmerzen nach, auch wenn sie sich weiter unwohl fühlte. „Als wäre etwas in mir, das heraus will!“ scherzte sie, „dann würde es mir sicher besser gehen.“ „Wir bringen dich nach Hause, du legst dich ins Bett und ruhst dich aus. Morgen ist ohnehin Sonntag – da sollte man ja nichts tun.“ Liam war katholisch erzogen worden, und manchmal merkte man ihm das an. Sabrìanna lächelte, dankbar dass ihre Freunde so besorgt um sie waren, und hielt sich an diese Vorgaben. Dabei vermied sie es erneut, in einen ihrer Spiegel zu sehen, ging direkt ins Bett und war wenig später eingeschlafen. Die junge Frau schlief wie ein Stein - bis sie plötzlich mitten in der Nacht von Hundegebell aufgeschreckt wurde, mit klopfendem Herzen im Bett saß, die Augen weit aufgerissen und nicht mehr einschlafen konnte. „Es wird seltsamer und seltsamer mit mir!“ schimpfte sie über sich selbst, „Migräneanfälle, Panikattacken... ich frage mich, was als nächstes kommt, Halluzinationen?“ Sie schaute zum Fenster und erschrak beinahe zu Tode, weil ihr aus der Dunkelheit grüne Augen entgegen leuchteten. Statt dem nachzugehen, zog sie jedoch blitzschnell die Decke über ihren Kopf und blieb so bis zum Morgengrauen in ihrem Bett liegen, auch wenn an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Kapitel 6: Hunde, die bellen...
Es fiel ihr schwer, am nächsten Morgen aufzustehen. Im Bad hielt sie sich erneut nicht länger als notwendig auf, beeilte sich nach draußen zu kommen, doch als sie die Haustür öffnete, saß da ein riesiger Rhodesian Ridgeback vor ihr und starrte sie geifernd an. Erschrocken machte Sabrìanna einen Schritt zurück, worauf der Hund aufstand und ihr langsam nachkam. „Oh nein. Nein, nein, nein, du kommst hier nicht rein!“ erklärte sie ihm rigoros und ärgerte sich über sich selbst, weil ihre Stimme nicht autoritär klang, sondern deutlich zitterte. Wie war er hier her gekommen? Was wollte er von ihr? Sie erinnerte sich plötzlich daran, dass sie ihn zum ersten Mal am Strand von Waterville gesehen hatte – doch das war sechs Stunden Autofahrt von hier! Damals war er ihr schon so bedrohlich vorgekommen, aber dann war irgendetwas passiert, was ihn gar nicht mehr so schlimm erscheinen ließ. Nur was, daran konnte sie sich partout nicht mehr erinnern. „Schusch! Geh weg!“ versuchte sie den Hund wegzuscheuchen, doch es kam ihr vor, als würde er sie deswegen nur auslachen. Schritt um Schritt kam er näher, Schritt um Schritt wich sie zurück. Sie ließ den drohend knurrenden Hund dabei nicht aus den Augen – bis eine Bewegung aus dem Augenwinkel sie innehalten ließ, ihren Blick magisch anzog. Sie drehte den Kopf und sah in ihren Flurspiegel, über den in just diesem Augenblick ein dunkler Schmetterling flatterte, hinter
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