Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
noch ausgesprochen gut erzogen, wie ihre Tante sagen würde, höflich und zuvorkommend, ohne sie jedoch zu bevormunden, man konnte gut mit ihm reden… okay, nicht über alle Themen, ganz offensichtlich war der Wahrheitsgehalt alter Legenden ein heikles Thema bei ihm. Was sie nicht wirklich verstehen konnte, aber sie musste ja nicht mit ihm darüber sprechen. Sie hatten wohl nur noch diesen Monat, sich zu treffen, gewollt oder zufällig, und danach würde sie nach Prag fliegen müssen für eine Chance, ihn wieder zu sehen. Würde sie das tun? Vielleicht könnten sie sich ja schreiben und so den Kontakt halten, dann wäre es nicht ganz so eindeutig ihm hinterher zu reisen. Sie seufzte. Vielleicht wollte er das ja auch gar nicht. Er hatte sie nicht geküsst, mit keiner Silbe angedeutet, dass er sie nach dieser Woche weiter sehen wollte. Sie sollte nicht zu viel in ihr Zusammensein hinein interpretieren, es auf sich zukommen lassen. Ja, das war wahrscheinlich besser.
Die Entscheidung getroffen, kehrte sie in ihr Cottage zurück, machte sich noch einen Salat und etwas Käse zum Abendessen und legte sich mit einem Buch ins Bett. Natürlich wählte sie eines über das mystische Irland, über die Zeit, als die Anderswelt noch in die der Menschen integriert war, bevor sie sich hinter die Nebel zurückgezogen hatten. Jetzt da sie wusste, dass es diese andere Welt wirklich gab, dass sie hinter den Spiegeln lag und man sie durch diese irgendwie erreichen konnte, hatten die Geschichten ein ganz anderes Gewicht, lasen sich noch interessanter. Vielleicht auch nur, weil sie hoffte, nach einem Hinweis zu finden, wie man dorthin zurückfinden könnte. So war es schon nach Mitternacht, als ihr die Augen zufielen und sie das Buch beiseite legte, um schlafen zu gehen. Aus dem Spiegel im Bad sah ihr dabei eine sommersprossige und glücklich wirkende Sabrìanna entgegen. Doch das kurze Aufblitzen von Enttäuschung in ihren Augen war unverkennbar, bevor sie den Blick vom Spiegel abwendete. Kein Weg zurück. Natürlich nicht. Man brauchte sie ja nicht mehr.
Kapitel 15: An Daingean
Den folgenden Tag verbrachte sie gemütlich mit Bummeln, Lesen und einem Picknick am Strand mit Ethan. Diesmal wagten sie sich sogar ins eiskalte Wasser. Es war einfach zu verführerisch warm, jetzt wo der Sommer angebrochen war. Für irische Verhältnisse zumindest. Sie tobten und spritzten im Meer herum wie die kleinen Kinder, und Sabrìanna hatte Bauchmuskelkater vor Lachen, als sie zu ihrem Cottage zurück ging. Nur kurz duschen und sich vor dem Einschlafen noch einen alten Film anschauen, Jane Ayre war einfach immer wieder sehenswert. Diesmal wollte sie auf jeden Fall früh zu Bett, damit sie am nächsten Morgen auch fit war, denn Ethan wollte sie schließlich bereits kurz nach Sonnenaufgang abholen kommen. Sie frühstückten diesmal unterwegs und machten kurz Halt in An Daingean, bevor sie die Küstenstraße entlang gondelten. „Herrlich, wie schön das Wetter heute ist!“ freute sich Sabrìanna, „wenn Engel reisen, lacht der Himmel, heißt es doch? Dann müssen wir Engel sein!“ „Oh nein, ich sicher nicht!“ widersprach Ethan sofort energisch, „höchstens vielleicht einer mit einem großen dicken B davor!“ Er lachte, heute deutlich entspannter als bei ihrem letzten Ausflug. Irgendwie schien es fast, als hätte er eine Entscheidung getroffen und sei damit zufrieden. Sie hatte sich auf jeden Fall entschieden. Der Traum vom Drachen war ein Traum, mehr nicht. Vergangen. Also konzentrierte sie sich ganz auf den Mann an ihrer Seite, denn nur so war es fair. „Was für ein wundervoller Strand!“ rief Sabrìanna kurze Zeit später aus, „bekannt aus Film und Fernsehen!“ „Ja, aber hier darf man leider nicht ins Wasser. Davon mal ganz abgesehen, habe ich auch keine Badesachen dabei!“ „Sei doch nicht so ein Miesepeter, ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich schwimmen will, nur dass der Strand schön ist!“ Grinsend schubste sie ihn, und er drohte ihr, gleich links ran zu fahren, damit er ihr zeigen könnte, wie wenig miesepetrig er wirklich war. „Ach ja? Willst du das?“ forderte Sabrìanna ihn heraus, und bevor sie ein „Wirklich?“ hinterher schieben konnte, war er auch schon rechts abgebogen und bremste an einem sehr idyllischen Aussichtspunkt direkt über dem Strand.
Sabrìanna hielt den Atem an. Was hatte er vor? Ethan drehte sich zu ihr und holte tief Luft. „Da ist etwas, was ich dir schon die ganze
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