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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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den Fremden am Morgen begleitet hatte. Nicht mehr schläfrig,
nicht mehr ungepflegt, nicht mehr defensiv – sie schien ein ganz anderer Mensch
zu sein. Ihr Lachen klebte schrill in der ruhigen Straßenzeile und sie zwinkerte
dem heranradelnden John betont verführerisch zu.
    »Lass den
Quatsch«, knurrte der Anzugträger ihr zu. »Und beeil dich.«
    Sie beachtete
John nicht mehr, sondern lachte erneut schrill auf. »Bin ja schon da.«
    »Dann los.«
    »Ich dachte,
du würdest mich endlich mal in dieses Restaurant ausführen. Das mit dem besten Schwertfisch,
du weißt doch.«
    »Mach endlich
voran«, maulte der Mann, ohne ihr zuzuhören.
    »Du hast’s
versprochen. Ich weiß genau, dass du mit deinen anderen Mädchen dort warst.«
    John hatte
die beiden fast erreicht. Sein Blick strich über die hochhackigen Schuhe, die schlanken
Beine, das knappe Kleidchen, die sorgfältig gekämmten, blond gefärbten Haare, die
großzügig aufgetragenen Schminke im Gesicht – tatsächlich, eine andere Frau, mit
Augen, die auf einmal leuchteten wie Glühbirnen. Nicht nur äußerlich war sie verändert,
sie wirkte aufgedreht, beinahe wie angetrunken, kicherte immer wieder. Mit übertrieben
beleidigter Kleinkindstimme redete sie jetzt auf den Mann ein. »Versprochen hast
du’s mir. Versprochen, versprochen!«
    Er packte
ihren Arm und schob sie auf den Chrysler zu.
    »Nicht so
grob!« Ihr Tonfall war urplötzlich nicht mehr der eines Kindes – eher der einer
Frau, die schon vieles erlebt hatte.
    »Halt die
Schnauze!«, lautete die Antwort.
    John war
noch langsamer geworden. Der Mann sah aus, als würde er ihr gleich einen Schlag
versetzen, doch das war gar nicht nötig. Sie sputete sich jetzt und sank auf den
Beifahrersitz des Chryslers. Gleich darauf startete der Wagen mit quietschenden
Reifen.
    Und da war
wieder so ein Impuls in John, eine seltsame, kaum fassbare Ahnung, die ihn dazu
brachte, den Lenker herumzuschwenken und dem schwarzen Wagen hinterherzuradeln.
Du bist verrückt geworden, sagte er sich in Gedanken. Doch er hörte auch Tante Jus
Stimme, die von irgendwoher zu ihm sprach: Vertrau auf deinen Riecher.
    Er folgte
dem Chrysler im Abstand von zwei oder drei Autos durch die Stadt, was selbst mit
Johns altem Drahtesel kein Problem darstellte. Der Verkehr war nämlich dichter geworden,
die ersten frühen Feierabendfahrer hatten sich in die rasch entstandenen Blechschlangen
eingereiht. Es ging in Richtung Siegesdenkmal, John weiterhin heftig strampelnd,
die getönte Rückscheibe im Visier, und irgendwo in seinem Hinterkopf war nicht nur
Tante Jus Stimme, sondern auch jene von Laura Winter. Der Chrysler bog in die Habsburgerstraße,
gefolgt von John, der kurz an seinen Besuch in dem Studentenwohnheim dachte, das
bald auf der linken Seite erscheinen würde. Als es so weit war und er an das schmucklose
Gebäude gelangte, befand sich das schwarze Auto nur wenige Meter vor ihm. Plötzlich
steuerte der Chrysler scharf nach rechts, und beinahe hätte John die Abzweigung
verpasst.
    Und weiter,
jetzt durch die Straßen des Stadtteils Herdern, in denen sich teilweise wunderschöne
Wohnhäuser befanden. Der Chrysler stieß in die Einfahrt zu einem solchen Anwesen
und erst hier stoppte John. Aus einer Entfernung von etwa 30 Metern, abgeschirmt
durch eine Kastanie, beobachtete er, wie der Mann und die Frau die Wagentüren zuknallten.
Sekunden darauf hatten sie das Gebäude betreten, das eines der schönsten der gesamten
Straße war: mit zwei Erkern, marmorierten Fassadeneinsätzen, einem großen, um die
Ecke führenden Balkon im ersten Stockwerk. Eine Mauer mit gusseisernem Tor schien
es geradezu vom Rest der Stadt abzuschotten. Umgeben wurde es von einem Rasen, der
nicht ganz zu dem villenartigen Haus passte, da er ziemlich verwildert, von hohem
Unkraut durchsetzt, vor sich hin wucherte. Ein großer Apfelbaum und einige Sträucher
schützten den Eingang zusätzlich vor fremden Blicken.
    John stand
da, einen Fuß auf dem Asphalt, den anderen auf dem Pedal. Unter den Schichten aus
Lederjacke, Kapuzenpullover und T-Shirt hatte sich Schweiß auf seiner Haut gebildet.
Und nun, alter Meisterdetektiv? Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?
    Sein Verstand
schärfte ihm ein, endlich von hier zu verschwinden, die Zeit nicht noch sinnloser
als bislang zu vergeuden. Aber manchmal war der Verstand etwas, dem John Dietz nicht
allzu viel Aufmerksamkeit schenkte. Zögernd fuhr er wieder an, langsam an dem Haus
vorbei. Am Ende der Straße wendete

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