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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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fühlte ich mich, und es war unerträglich.
Ich kam mir vor wie in einem schwarzen Loch, wie eine Blinde, wie – ich weiß gar
nicht, wie ich es beschreiben soll. Und so geht es mir eigentlich immer noch.«
    »Also, hast
du irgendetwas herausgefunden? Was hast du getan, nachdem dein Zug ohne dich abgefahren
ist?«
    »Ich würde
sagen, zuerst einmal habe ich mich lächerlich gemacht.«
    »Laura Winter
lächerlich?«, gönnte John sich diesmal ein wenig Ironie. »Das kann doch gar nicht
sein.«
    Sie lächelte
kurz. »Ja, so war es aber. Obwohl ich der Ansicht bin …« Eine knappe unwirsche Geste.
»Aber lass mich von vorn erzählen. Ich also raus aus dem Zug. Tja, und dann stand
ich ziemlich verloren da. Und weil ich weder wusste, wohin ich sollte, noch was
ich eigentlich vorhatte, machte ich mich auf den Rückweg zum Hotel. Dort erhielt
ich wieder ein Zimmer. Und anschließend habe ich das getan, womit du sicherlich
selbst deine Zeit verschwendet hast. Ich marschierte zur Uni, versuchte erneut,
mit dem einen oder anderen von Felicitas’ Professoren in Kontakt zu treten. Ich
rief Sekretariate an … Alles umsonst.«
    John nickte
ihr zu.
    »Ich kam
mir so dumm vor, so albern.« Auf einmal hielt sie inne und sah zu der Wanduhr hoch.
»Aber was tue ich hier eigentlich? Du hast kaum vorgehabt, den Abend mit mir und
meinem unsinnigen Geschwätz zu vertreiben. Sicher hast du etwas vor.«
    Er breitete
die Arme aus. »Ich gehöre ganz dir.«
    Laura schaute
sich im Büro um und bedachte dabei die Eisenstange, die auf einem kleinen, so gut
wie leeren Regal lag, mit einem Stirnrunzeln. »Läuft wohl nicht so toll, deine Detektei?«
    »Ich klage
nicht.« Eine angesäuerte Miene konnte er nicht vermeiden.
    »Sorry,
geht mich ja nichts an.«
    »Ich mache
dir einen Vorschlag.« Beiläufig deutete er zum Fenster und fuhr fort: »Da es aufgehört
hat zu regnen, erzählst du mir den Rest einfach bei einem kleinen Spaziergang. So
kommen wir aus diesem traurigen Büro raus und schnappen ein wenig von der guten
Freiburger Luft.«
    »Warum nicht?«,
meinte Laura nach kurzem Zögern. »Wenn ich dir noch nicht auf den Geist gehe.«
    »Ich muss
nur Elvis für die Nacht abdecken.« Er stand auf. »Dann kann’s losgehen.«
    Wie sich
rasch herausstellte, hatte John es richtig vorausgeahnt. Die Bewegung und die frische
Abendluft taten Laura Winter gut. Ihre Zunge löste sich ein wenig mehr, sie sprach
noch leichter als zuvor. »Nun bin ich wirklich gespannt«, hatte er bei den ersten
Schritten auf dem nassen Kopfsteinpflaster zu ihr gemeint. »Wie hat Laura Winter
sich also lächerlich gemacht?«
    »Wie gesagt,
ich drehte mich im Kreise. Nachfragen, Anrufe. Alles ohne Resultat. Mittlerweile
war es später Nachmittag. Mein Kopf tat weh, ich stapfte durch die Stadt. Und als
ich die Kreuzung an der Erbprinzenstraße überquerte, was glaubst du, was ich da
sah?«
    »Nun sag’s
schon«, drängte John.
    »Eine schwarze
Limousine mit stark getönten Scheiben.«
    Er antwortete
nichts.
    »Ich weiß,
was du jetzt denkst, John.«
    Nebeneinander
gingen sie die Kaiser-Joseph-Straße entlang, inmitten des üblichen Abendtrubels.
    »Du denkst«,
fuhr Laura Winter fort, »dass es viele schwarze Limousinen gibt. Etliche. Unzählige.
Aber ich sage dir – das war genau die, die mich vor Kurzem fast über den Haufen
gefahren hat.«
    Und erneut
antwortete er nichts.
    »Jetzt denkst
du: na und. Es könnte ja sein, dass ich den Wagen noch einmal gesehen hab, durchaus
möglich, schließlich hat Freiburg keine zehn Millionen Einwohner.« Ohne Pause fügte
sie mit Nachdruck hinzu: »Doch ich bin mir zu 100 Prozent sicher. Nicht nur, dass
das derselbe Wagen war. Sondern auch, dass es kein Zufall war, dass ich ihn ein
zweites Mal gesehen habe. Ich bin überzeugt davon, dass …« Erst jetzt schien sie
einmal Atem holen zu müssen.
    »Und was
denke ich jetzt?«, nutzte er die Pause.
    »Du denkst
endgültig, dass ich spinne, was dieses Auto betrifft.« Sie lachte trocken auf. »Und
ich kann es sogar verstehen. Doch das Beste kommt erst noch.«
    »Jetzt bin
ich wirklich neugierig.«
    »Später,
als ich zurück in meinem Hotelzimmer war, schaute ich aus dem Fenster. Und welches
Auto fuhr in exakt diesem Moment durch die Straße?«
    »Eine schwarze
Limousine mit stark getönten Scheiben«, erwiderte John. Abermals konnte er nicht
widerstehen, seine Stimme ironisch in die Höhe zu ziehen.
    Als hätte
sie es überhört, sagte Laura ganz ruhig: »Richtig. Allerdings nicht

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