Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)
irgendeine schwarze
Limousine mit stark getönten Scheiben …«
»… sondern
genau diese eine bestimmte«, vervollständigte er den Satz.
»Ach, ich
würde mir ja selbst keinen Glauben schenken. Aber ich sah dieses Auto und wusste,
dass es sich um dasselbe handelte. Und ich wusste ebenso, dass diese drei Begegnungen
kein Zufall waren, auf keinen Fall!«
Ein paar
Schritte gingen sie schweigend nebeneinanderher. Die Luft füllte sich bereits mit
der Kühle der Nacht. Die Passanten in der Freiburger Fußgängerzone wurden weniger.
»Ich wusste
es einfach«, nahm Laura den Faden wieder auf. »Und wie gesagt: Das Beste kommt erst
noch.«
»Das war
also gar nicht das Beste?«
»Nein, war
es nicht.«
Wiederum
verstrichen Sekunden, in denen kein Ton gesprochen wurde. Nach wie vor ist es so,
dachte John, als würden wir bei jedem Wort, bei jeder Antwort miteinander ringen.
»Nun mach’s nicht so spannend«, gab er sich geschlagen. »Was ist denn passiert?«
»Eins nach
dem anderen. Du weißt ja noch gar nicht, wie ich mich lächerlich gemacht habe. Nachdem
ich also abends das Auto erneut entdeckt hatte, bin ich heute Morgen zur Polizei
gegangen.«
»Wieder
zur Polizei?« John sah sie an. »Und jetzt kommt der Teil mit dem Lächerlichen?«
»Genau.
Ich verlangte, diesen Hauptkommissar zu sprechen, der beim ersten Mal so nett zu
mir gewesen war.«
»Bernd Hauschild«,
bemerkte John.
»Ja. Der
war allerdings nicht da. Oder nicht zu sprechen, was weiß ich. Also schilderte ich
zweien seiner Kollegen die ganze Sache, nannte die Marke des Wagens, das Kennzeichen.«
»Das kennst
du also inzwischen?«
»Natürlich.
Ich habe es mir sofort eingeprägt, als ich das Auto an der Kreuzung entdeckte.«
»Und dann?«
»Und dann
wurd’s wirklich schlimm. Bierernst haben die mir zugehört. Aber das war bloß gespielt.
In Wirklichkeit haben die gedacht, was für eine blöde Kuh. Und das haben sie mich
irgendwann spüren lassen.«
»Was keine
gute Idee war, nehme ich an?«
»Ich bin
einfach durchgedreht. Ich habe sie richtig angekeift. Mich aufgeführt, als wäre
sonst was passiert. Mein Gott, ich hab einfach die Nerven verloren. Wegen Felicitas,
wegen diesen beiden Polizisten, die so überheblich waren. Wegen der letzten Tage.«
»Wie ging
es weiter?«
»Plötzlich
tauchte dieser Hauschild doch auf.« Laura rollte mit den Augen. »Es gelang ihm,
die Situation zu beruhigen.«
»Also dich.«
»Ja, mich
zu beruhigen, wenn du es unbedingt hören willst. Hauschild war ruhig, freundlich
und überhaupt nicht arrogant. Er sagte mir, dass sie nun, da sich der Fahrzeughalter
ermitteln ließe, der Sache auf den Grund gehen würden.« Sie nickte vor sich hin.
»Er war wirklich hilfsbereit.«
John hatte
in aller Ruhe zugehört. Er ließ sich Zeit damit, einen Schluss zu ziehen.
»Ganz bestimmt
hältst du mich für hoffnungslos überspannt«, meinte Laura dann. »Für eine Ziege,
die sich zu wichtig nimmt. Aber das Beste …«
»Stimmt,
das Beste kommt ja erst noch.«
»Richtig,
John.« Ihre Stimme war eine feine Nuance tiefer gerutscht. »Es war nämlich jemand
in meinem Zimmer.«
»Wie meinst
du das?«
»Wie schon?
Während ich bei der Polizei war, hat sich jemand in meinem Zimmer umgesehen. Es
durchsucht, wenn du es genau wissen willst.«
Das sollte
das Beste sein? Etwas enttäuscht hob er die Schultern. »Du bist sicher, dass …«
Gereizt
fiel sie ihm mal wieder ins Wort: »Und ob ich sicher bin. Ich kann es nur nicht
beweisen.«
»Woran hast
du es gemerkt?«
»An Kleinigkeiten.
An der Art, wie meine Sachen in der Tasche waren, daran, wie Dinge im Zimmer lagen.
Wie gesagt, ich kann es nicht beweisen. Doch das heißt nicht, dass es nicht stimmt.«
»Was hat
dein Herr Hauschild dazu gemeint?«
»Gar nichts.
Denn mein Herr Hauschild, wie du ihn nennst, weiß gar nichts davon.«
»Weshalb
hast du es ihm nicht mitgeteilt? Wo er doch so …«
»Wenn du
so ruhig daherredest, geht das einem wirklich auf die Nerven. Weißt du das, John?«
Sie blieben
stehen, sahen sich an. Über ihnen der Himmel, an dem ein paar Wolkenfetzen klebten.
Nach einem langen Moment, in dem sie sich mit Blicken ihr übliches Gefecht lieferten,
meinte John, natürlich weiterhin ganz ruhig: »Ich stelle bloß Fragen.«
»Okay, schon
gut.« Sie ging weiter und er blieb an ihre Seite. »Schon gut, schon gut, ich stehe
zurzeit einfach ein bisschen neben mir.«
»Das kann
ich nur zu gut verstehen.« Fast hätte er ihr die Hand auf die Schulter
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