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Schmidt Liest Proust

Schmidt Liest Proust

Titel: Schmidt Liest Proust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Schmidt
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Gesundheitskosten übernehmen würde. Der Brief ist nie angekommen, vielleicht war ja jemand anders auf meine Einladung hin in Deutschland.
    29.5. Kaufhof am Alex »Kaiser 5 Team« für 139,95 DM. Fußballschuhe?
    2.6. Ein McCloud-Trekkingrad. Mein zweites Westrad. Im Fahrradladen auf der Schönhauser ist jetzt ein Jugendlichen-Friseur.
    10.6. H&M, eine Hose und Hemden für 137,50 DM. Schon der dritte Trostkauf in zwei Wochen. Aber vielleicht auch eine Belohnung, weil ich die Fahnen für »Triumphgemüse« durch hatte?
    21.6. Bei A–Z in der Stresemannstraße, wo wir uns alle nach dem Mauerfall unsere Zwei-Mark-Armbanduhr gekauft hatten, ein Fahrrad-Frontlicht »3Fun«. Auch dieses Geschäft gibt es nicht mehr.
    14.7. Zwei Herrenjeans bei H&M für 59,90 DM und 39,90 DM. Das muß die Zurüstung für den im August anstehenden Moskau-Monat gewesen sein. Ich hatte aus dem Jahr zuvor lernen wollen, wo ich auf den Diskos im Wohnheim in eher strapazierfähiger Kleidung erschienen war.
    1.11. Kaufhof, ein Taschenkalender. Ich nehme mal an für 2001, also doch ziemlich zeitig. Vielleicht wollte ich in Zukunft Ordnung in meine Angelegenheiten bringen.
    7.11. Eine Bahn-Quittung Berlin – Köln – Lüneburg – Berlin, die Lesetour zu »Triumphgemüse«, meinem ersten Buch. In Köln neun, in Lüneburg vierzehn Zuschauer, also steigende Tendenz. Aus Köln auch noch 3,50 DM Getränke und 6 DM Telefon, vielleicht war ich noch unerfahren und hatte gedacht, man müsse die Minibar nicht selbst bezahlen.
    An meinem dreißigsten Geburtstag saß ich dann anscheinend wieder im Zug nach Berlin. Sicher in dem Glauben, daß das alles nur das rührende Vorgeplänkel einer erfolgreichen Vortragskarriere wäre.
    25.11. Saturn, bei Herrn Sobotta ein Kenwood-Verstärker für 599 DM und ein Dual-Plattenspieler für 299 DM. Trostkauf im großen Stil. Ich hatte bis dahin noch unseren alten DDR-Plattenspieler mit integriertem Radio. Ein Versuch, das ausgeleierte Gummiband durch ein neues zu ersetzen (im RFT-Laden auf der Kastanienallee hatten sie noch welche, inzwischen gibt es dort T-Shirts), endete damit, daß ich den Plattenspieler nicht mehr zusammengebaut bekam. Warum habe ich nicht einfach die Platten weggeworfen? Der Verstärker ist inzwischen kaputt. Das Problem waren auch eher die Boxen, die ich mal Betrügern auf der Straße abgekauft hatte.
    16.12. Saturn, ein internes 56K-Modem für den PC. Der Zeitpunkt, zu dem ich zu Hause online gegangen sein muß, wie Boris Becker. Vielleicht war das nötig gewesen, weil im Sommer mein Uni-Job ausgelaufen war und ich nicht mehr dort surfen konnte.
    22.12. Toner für 114 DM. Die schreckliche Zeit mit meinem Brother-Laserdrucker. Giftiger Staub, Schlieren, Papierstau, Ozon.
    Auffällig wie häufig die Verkäufer in Berlin Namen slawischen Ursprungs haben. Außerdem, daß ich fast alles, was ich mir vor sechs Jahren gekauft habe, nicht mehr besitze.
    Sodom und Gomorra, S. 110–130
    Am nächsten Tag wird es die jährliche » Garden-party « bei Madame de Saint-Euverte geben, die deshalb bei der Soiree der Prinzessin erschienen ist, um » die Parade der Truppen abzunehmen «, also sicherzustellen, daß alle wichtigen Gäste zu ihr kommen werden. Oriane hat allerdings eine gute Ausrede, sie will sich endlich die Glasmalereien von Montfort-l’Amaury ansehen.
    Oriane hat immerhin Geist. Die Marquise de Citri hat lediglich destruktive Impulse. Erst findet sie, Beethoven habe » schon so einen Bart «. Bei Wagner und Debussy » machte sie sich nicht einmal die Mühe, etwas von ›Bart‹ zu sagen, sondern führte die Hand nur wie ein Barbier über das Gesicht. Bald war schlechterdings alles langweilig bei ihr. ›Ist das tödlich, alle diese “schönen Dinge”! Ach! Bilder! Das ist ja zum Verrücktwerden […]‹ Schließlich erklärte sie das ganze Leben für eine unsäglich fade Angelegenheit, ohne daß man recht wußte, woher sie eigentlich den vergleichenden Maßstab nahm «.
    Im Spiel- und Rauchzimmer starrt Charlus ein attraktives Brüderpaar an. Auch der todkranke Swann steht hier, in dessen Gesicht » unter der Einwirkung der Krankheit ganze Partien verschwunden waren, wie von einem schmelzenden Eisblock große Komplexe absinken «. Aber bevor Marcel ihn begrüßen kann, legt ihm Saint-Loup die Hand auf die Schulter, er ist für zwei Tage in Paris. Inzwischen ist er über Rahel hinweg und geht sogar so weit, statt die Tugend der Frauen zu verehren, » das Lob des Bordells anzustimmen «. Er

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