Schmiede Gottes
friedlich.«
»Sie werden es von hier aus sowieso hören«, warnte sie Minelli.
Der Mann und die Frau lächelten und ließen sie ziehen. »Erzählen Sie uns, falls es etwas Interessantes gibt!«
»Mal sehen«, sagte Minelli zu Edward, als sie an dem Verwaltungsgebäude und dem Laden für alles von Curry Village vorbeikamen.
Das Tal lag in kühlem Schatten. Vereinzelte Wolken verdunkelten die Gipfel von Half Dome und Royal Arches. Edward zog den Reißverschluß seiner schwedischen Jacke hoch. Das Amphitheater mit Bänken, die in runder Anordnung vor einer erhöhten Bühne aus Brettern und Balken angeordnet waren, war voll. Leute jeden Alters wimmelten herum, während Ingenieure sich um die Beschallungsanlage kümmerten. Die Lautsprecher krachten und brummten. Echos der Menge und der elektronischen Geräusche wurden aus verschiedenen Richtungen zurückgeworfen. Sie fanden eine Bank in halber Entfernung von der Bühne und setzten sich. Sie beobachteten die anderen und wurden ihrerseits beobachtet. Ein stiernackiger graubärtiger Mann von ungefähr fünfundsechzig in einer khakifarbenen Buschjacke bot ihnen ungeöffnete Büchsen aus einem halbleeren Kasten Coors-Bier an; und sie nahmen es, ließen es knallen und schlürften, während die Versammlung zur Ruhe kam.
Eine große Rangerfrau des Parks in mittleren Jahren kletterte auf die Bühne und trat vor das Mikrophon. Sie paßte es ihrer Größe an, lächelte und sagte: »Hallo!«
Die Zuhörer antworteten entsprechend mit einem leisen, freundlichen Murmeln.
»Mein Name – viele von euch kennen mich schon – ist Elizabeth Rowell. In Yosemite sind wir jetzt ungefähr unserer dreihundertfünfzig; und jeden Tag kommen einige mehr hinzu. Ich glaube, wir wissen alle, warum wir hier sind. Wir sind alle einigermaßen überrascht, daß nicht mehr hier sind; aber einige von uns haben auch dafür Verständnis. Ich bin hier zu Hause, und ich beabsichtige daheim zu bleiben.« Sie schob das Kinn vor und schaute sich im Auditorium um. »So geht es auch anderen, und nicht viele Leute leben hier wie ich das ganze Jahr über. Diejenigen von euch, die ihre Heimat verlassen haben, um hierher zu kommen, sind eingeladen zu bleiben.«
»Wir haben großes Glück. Es sieht so aus, als ob das Wetter warm würde. Vielleicht nieselt es dann und wann; aber es wird eine Woche lang oder so nicht viel Regen und Schnee fallen, und alle Pässe sind offen. Ich möchte nur sagen, daß alle Vorschriften für den Park noch in Kraft sind und wir alle uns verhalten, als wäre die Lage normal. Falls ihr Hilfe braucht, so sind wir voll besetzt mit Rangern. Die Parkpolizei ist im Dienst. Wir haben bisher keinen Ärger gehabt, und wir erwarten auch keinen. Ihr seid nette Leute.«
Der Mann mit dem Bierkasten lächelte und hob den Arm dazu.
»Jetzt bin ich hier vor allem, um Leute vorzustellen. Zunächst ist hier Jackie Sandoval. Einige von euch kennen sie schon. Sie hat sich uns freiwillig als eine Art Sprecherin zur Verfügung gestellt für heute abend und für den Rest unseres Aufenthalts. Jackie?«
Eine kleine, schlanke Frau mit langem schwarzen Haar und einem Puppengesicht kam auf die Bühne. Rowell stellte für sie das Mikrophon tiefer.
»Hallo«, sagte sie, und wieder ging von der Menge im Amphitheater ein warmer Klang aus. »Wir sind doch hier, um zu feiern, nicht wahr?« Schweigen. »Ich denke, daß es so ist. Wir sind hier, um zu feiern, wie weit wir hergekommen sind und die Wohltaten aufzuzählen, die uns widerfahren sind. Wenn das, was die Experten sagen, wahr ist, so können wir noch zwei oder drei Wochen in dieser Wildnis leben, um ihre Schönheit zu genießen und auf unser Leben zurückzuschauen. Wie viele haben schon eine Chance für eine solche Retrospektive gehabt?«
»Wir sind eine Gemeinschaft – nicht nur wir alle hier, sondern auch Leute überall. Einige von uns sind daheim geblieben, und andere sind hierher gekommen, vielleicht weil wir erkannt haben, daß die ganze Erde unsere Heimat ist. Wenn es euch recht ist, werden wir uns jeden Abend im Amphitheater versammeln und gemeinsam zu Abend essen. Vielleicht werden einige für uns singen. Wir werden eine Familie sein. Wie Elizabeth sagte, sind alle willkommen. Ich habe gesehen, daß auch einige Motorradfahrer in Sunnyside kampiert haben. Sie haben keinen Ärger gemacht, wie man mir gesagt hat, und auch sie sind willkommen. Vielleicht können wir zum einzigen Mal in unserer Geschichte alle beisammen sein und uns über das freuen,
Weitere Kostenlose Bücher